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Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei

Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei

Titel: Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Dane
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Marquez. Nach einem schnellen Blick in die Akte des verschwundenen Mädchens wusste sie, dass Isabels Vater zum Zeitpunkt ihres Verschwindens bereits tot gewesen und dass die Vermisstenanzeige von ihrer Mutter und zwei Brüdern aufgegeben worden war. Einer der Brüder hieß Rudy.
    Um dem Namen ein Gesicht zu geben, spielte sie noch einmal das Video von den Gaffern ab.
    Unter all den Leuten, die vor dem Imperial versammelt waren, fiel ihr ein Gesicht besonders auf. Es drückte eine völlig andere Art von Interesse als die anderen Gesichter aus, sie wusste mit Bestimmtheit, dass der junge Mann, der neben einem roten Lieferwagen stand, Rudy Marquez war.
    »Du musst es sein«, wisperte sie. »Aber was machst du da?«
    Becca spürte instinktiv, dass der junge Mann nicht aus reiner Neugier von dem Feuer angezogen worden war. Hatte er etwa gewusst, dass sie im Imperial eine Leiche finden würden? Gab es irgendeine Verbindung zwischen ihm und Hunter Cavanaugh, dem ehemaligen Eigentümer des Theaters – einem Typen, der gefährlich genug war, dass der geheimnisvolle Diego Galvan das Wagnis eingegangen war, sie vor ihm zu warnen?
    Unzählige Fragen gingen ihr durch den Kopf. Doch als sie abermals das Schulfoto von Isabel betrachtete, hatte sie plötzlich einen zweiten Grund zu glauben, dass die junge Frau die Tote war.
    »Verdammt. Ich hatte es die ganze Zeit direkt vor meiner Nase.« Sie knabberte an ihrer Lippe, verzog den Mund zu einem Lächeln und flüsterte: »Danke, Isabel.«

3
    Becca fuhr in Richtung Westen über den General McMullen Drive, eine verkehrsreiche, sechsspurige Durchgangsstraße, auf der noch Männer an belebten Straßenecken standen und bei dem Versuch, Zeitungen voll schlechter Nachrichten zu verkaufen, ihr Leben aufs Spiel setzten. Die Geschäfte links und rechts der Straße waren größtenteils in alten Wohnhäusern angesiedelt, deren leuchtend roter, kanariengelber oder knallblauer Anstrich einem regelrecht ins Auge stach. Bei Tageslicht hätten die Farben einem gesunden Auge ernsthaften Schaden zufügen können, hätte man sie zu lange angestarrt. Nun aber, da die Sonne am Horizont versank, würde der Boulevard bald in grellem Neonlicht erstrahlen und das nachtaktive Gesindel käme aus seinen Verstecken hervorgekrochen wie eine Horde Kakerlaken, um auf Partypatrouille zu gehen.
    Wie auf einem surrealen Gemälde quetschten sich Kirchen zwischen Bars, Bordellen, Tätowierungs- und Wahrsagestudios – eine eklektische Mischung aus Sünde und Vergebung an einem einzigen Ort. Trotz der rauen Art der Nachbarschaft pulsierte das Leben in dem Distrikt.
    Bevor sie die Kreuzung Castroville Road erreichte, bog Becca in ihrem Crown Victoria in eine kleine Seitenstraße nahe der Taquería Vallaría ein, einem ihrer Lieblingsrestaurants, in dem es eine mörderische Barbacoa in frischen Maistortillas gab, die sie sich traditionell zum Wochenende gönnte. Wenn Jose Cuervo sie am Abend zuvor schamlos ausgenutzt hatte, brachte eine Riesenschale scharf gewürzter Menudo-Suppe – das Frühstück der Champions – sie garantiert wieder in Schwung. Die verführerischen Düfte wehten durch das offene Fenster ihres Wagens, außerdem war Abendessenszeit, und ihr Magen stieß ein lautes Knurren aus. Doch so hungrig sie auch war, ging ihr augenblich einfach zu viel durch den Kopf, um anzuhalten und eine der Köstlichkeiten zu erstehen.
    Sie bog in die San Bernardo Street ein, entdeckte Rudy Marquez' roten Lieferwagen und hielt direkt dahinter an. Wie in vielen Fahrzeugen in San Antonio hing auch am Rückspiegel des Tracks ein Rosenkranz, der im Licht der Abendsonne glitzerte, der Mann selbst war nirgendwo zu sehen.
    Becca blieb noch kurz in ihrem eigenen Wagen sitzen und sah sich erst einmal um. Auf einen rostigen, weißen Briefkasten, der aus der Verankerung gerissen worden war, hatte jemand eine Hausnummer geklebt. Sie verglich sie mit der Nummer, die sie aufgeschrieben hatte, und wusste, sie hatte ihr Ziel erreicht.
    Die Familie Marquez lebte in einem schäbigen, weißen, mit Schindeln verkleideten Haus. Die Fensterrahmen und die Haustür waren leuchtend blau gestrichen, doch die Farbe blätterte bereits an vielen Stellen ab. Ein jämmerliches Loch in der Größe eines Schuhkartons. Obwohl sämtliche Fenster und Türen des Hauses – zweifellos zum Schutz vor Einbrechern – mit eisernen Gittern gesichert waren, hätte wahrscheinlich schon der halb verfallene Zustand des Gebäudes jeden Kriminellen auf der Suche

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