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Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei

Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei

Titel: Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Dane
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zurecht.
    »Wir … ich weiß es eben, Vater.«
    Sie drückte das Notizbuch in ihrer Hand zusammen. Obwohl es der Familie Marquez endlich Gewissheit verschaffen würde, wollte sie nicht diejenige sein, die der Familie die letzte Hoffnung nahm. Trotzdem musste sie ihre Arbeit machen.
    Das sagte sie sich jedes Mal.
    Doch als die flackernden roten Votivkerzen vor Isabels Schrein sie abermals verhöhnten, kam ihr plötzlich ein erschreckender Gedanke. Hatte sie Dani wirklich so schnell aufgegeben? Ein leerer Sarg. Ein Grabstein. Bisher hatte sie sich eingebildet, sie hätte das Richtige getan, indem sie dem Bangen und Hoffen ihrer Mutter ein endgültiges Ende machte, jetzt aber erschien es ihr mit einem Mal wie ein unglaublicher Verrat.
    Sie wich dem Blick des Priesters aus und atmete tief ein.
    »Alles in Ordnung, Detective?«
    »Ja, alles okay.« Sie räusperte sich leise und kämpfte gegen ihre Gefühle an. Es hätte keinen Sinn, schöbe sie es noch länger vor sich her. »Wir haben die Überreste einer jungen Frau gefunden, die vielleicht Ihre Schwester ist. Allerdings brauche ich, um sie eindeutig identifizieren zu können, eine DNA-Probe von jemandem aus der Familie.«
    Vater Victor schloss die Augen, senkte den Kopf und murmelte ein Gebet. Wenigstens hatte er seinen Glauben, der ihm Stärke gab. Um ihm einen Moment Zeit zu lassen, sah sie sich im Zimmer um und entdeckte an einer Wand ein Foto, auf dem Victor in seinem Priesterhabit hinter seiner Mutter, seinem Bruder und der kleinen Schwester stand. Ein Bild aus glücklicheren Zeiten. Das sie an ein anderes Bild erinnerte. Das Bild, das in der Kiste mit Beweismitteln gewesen war.
    »Es tut mir furchtbar leid, was Ihre Familie durchmachen musste«, erklärte sie in ruhigem Ton und fügte nach einem Augenblick hinzu: »Vater Victor, können Sie mir etwas über die Kette sagen, die Ihre Schwester hier trägt?«
    Sie zeigte ihm die Aufnahme aus dem Archiv, die jetzt in ihrem Notizbuch lag. Der Goldschmuck, den das Mädchen auf dem Foto trug, war derselbe wie der, der zwischen den Knochen im Theater aufgefunden worden war.
    »Ich kann mich daran erinnern. Die Isabel, die ich kannte, hätte sich eine solche Kette niemals leisten können.« Er presste die Lippen aufeinander, blickte auf das Bild in seiner Hand, und seine Augen wurden trüb. »Sie hat mir erzählt, sie hätte sie sich selbst gekauft, aber das habe ich ihr nicht geglaubt. Ich hatte gehört, sie würde ab und zu mit einem älteren Mann ausgehen, jemandem mit Geld. Aber sie hat nie darüber gesprochen. Zumindest nicht mit mir.«
    »Wenn Sie nicht mit Ihnen darüber gesprochen hat, Vater, mit wem dann? Woher haben Sie etwas von dem älteren Mann gewusst, wenn sie es Ihnen nicht erzählt hat?«
    »Das habe ich vergessen. Schließlich ist das alles furchtbar lange her.«
    Seine Miene machte deutlich, dass er von der Frage überrascht war und dass seine Antwort viel zu schnell gekommen war. Es war eindeutig, dass er eine Geschichte zusammenbastelte, denn er blickte unruhig hin und her, drückte ihr das Foto wieder in die Hand und rutschte nervös auf seinem Stuhl herum.
    Becca versuchte es auf einem anderen Weg.
    »Sieht aus, als wäre es ein Einzelstück. Können Sie mir sonst noch irgendetwas über diesen Herz-Anhänger sagen?«
    »Ich fürchte, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann.« Vater Victor kratzte mit dem Fingernagel einen Span aus der Lehne seines Stuhls und wich ihrem Blick aus.
    »Wer könnte mir weiterhelfen?«
    Als er ihr nicht sofort eine Antwort gab, versuchte sie es aus einer anderen Richtung, denn sie musste ihn dazu bringen, dass er wieder mit ihr sprach. »Sind Sie alle in diesem Haus aufgewachsen, Vater?«
    »Ja.« Er sah sie mit einem schwachen Lächeln an. »Meine Mutter hat ihr Möglichstes getan, um uns nach dem Tod von meinem Vater alleine großzuziehen.«
    »Ziemlich eng. Sie haben nur ein Bad?« Als er nickte, fuhr sie lächelnd fort: »Das stellt eine Familie bestimmt auf eine ziemlich harte Probe.«
    »Es war nicht mehr so schlimm, nachdem ich ausgezogen war. Ins St.-Marien-Seminar in Houston. Die Erzdiözese hat mir ein Stipendium gewährt.«
    »Damit waren Sie natürlich aus dem Schneider, aber ich wette, Isabel und Rudy haben sich auch weiterhin gestritten, wer jeweils zuerst ins Badezimmer durfte. So ist es unter Geschwistern schließlich meistens, oder nicht?«
    »O nein. So war es nicht. Isabel und Rudy haben sich hervorragend verstanden. Die beiden waren unzertrennlich.

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