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Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei

Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei

Titel: Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Dane
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bestimmt auch eine übergroße Dosis Wunschdenken beteiligt war.
    »Letzte Runde.« Sie trank den letzten Rest von ihrem Bier, schwang sich, die leere Flasche in der Hand, wieder über die Brüstung auf die Feuertreppe, und während sie zu ihrer Wohnung zurückkletterte, dachte sie weiter an den Mann, der ihr auf der Brücke aufgefallen war.
    »Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«, stieß sie plötzlich mit erstickter Stimme aus.
    Eine zweite weiße Rose lag auf dem Podest vor dem offenen Fenster, durch das sie vorhin gestiegen war.
    Um nicht wie eine lebende Zielscheibe im Licht des Wohnzimmers zu stehen, drückte sie sich instinktiv mit dem Rücken gegen die Wand. Sie kniff die Augen zusammen, um besser in der Dunkelheit zu sehen, als sich nirgends etwas rührte, kam sie zu dem Schluss, dass der geheimnisvolle Fremde offenbar erneut einfach verschwunden war.
    Vorsichtig schob sie sich in Richtung Fenster und spähte hinein. Alles war genauso, wie sie es verlassen hatte, hatte er sich vielleicht trotzdem in dem Zimmer umgesehen? Sie war nicht lange fort gewesen, doch der Kerl war wie ein Geist. Ein gottverdammter Geist.
    Er besaß die Dreistigkeit, eine Visitenkarte hier auf ihrem Fenstersims zu hinterlassen, an die sie sich auf jeden Fall erinnern würde, wenn sie in den nächsten Nächten wach in ihrer Wohnung lag.
    Entweder er kannte ihre nächtliche Routine oder er hatte gewartet, bis sich die Gelegenheit zu dem Besuch ergab.
    Aber warum? All das ergab nicht den geringsten Sinn.
    Statt unbemerkt zu kommen und zu gehen, hatte er absichtlich eine weiße Rose auf der Feuertreppe hinterlegt und dadurch erst ihr Augenmerk auf sich gelenkt. Eine Geste, die romantisch, aber auch gefährlich war. Er verfolgte offenkundig irgendeinen Plan, in den sie einbezogen war, doch sie hatte keinen blassen Schimmer, was für eine Art von Plan das war.
    Becca wusste, dass sie Diego morgen wiedersehen würde, wenn sie Hunter Cavanaugh vernahm. Vielleicht regte der Gedanke sie ja einfach stärker auf, als ihr bisher bewusst war. Oder vielleicht hatte ihre Einsamkeit die Illusion von Romantik heraufbeschworen – der unbewusste Wunsch, endlich nicht mehr völlig allein zu sein.
    So oder so musste sie Vorsicht gegenüber diesem Mann walten lassen. Sie wusste praktisch nichts von ihm, außer dass er sich in gefährlichen Kreisen bewegte und Beziehungen zum organisierten Verbrechen unterhielt.
    Ihrer beider Welten könnten verschiedener nicht sein.
    Sie war ein Cop und er ein Krimineller, die verbotene Frucht, von der sie besser niemals etwas aß.
    Sie wusste ganz genau, sie dürfte niemals zulassen, dass sich zwischen ihnen beiden irgendwas ergab.
    Becca krabbelte durchs Fenster in ihr Wohnzimmer zurück und sah sich mit gezückter Waffe eilig in der Wohnung um. Als sie nichts Ungewöhnliches entdeckte, schloss sie Tür und Fenster ab, schaltete die Lichter aus, stellte sich ein letztes Mal ans Fenster und sah sich suchend zwischen den Schatten am Ufer des Flusses um.
    »Wer zum Teufel bist du, Diego?«, flüsterte sie leise. »Und was willst du von mir?«

4
    Barfuß, in Jeans und schwarzem T-Shirt saß Diego bereits vor Tagesanbruch in der Küche, so wie er es, seit er zu Cavanaugh gezogen war, beinahe jeden Morgen tat. Er wollte mit seiner Zeitung und der ersten Tasse Kaffee allein sein, bevor der Koch mit seiner Mannschaft kam. Obwohl er sich verhätscheln lassen könnte, hielt er Cavanaugh und seine Leute weitestgehend auf Distanz und versorgte sich selbst, damit niemand sein Kommen und Gehen kontrollierte.
    Obwohl Diego wie jeden Morgen die Zeitung in der Hand hielt, nahm er kein einziges der Worte auf, die er las. Stattdessen erschien vor seinem geistigen Auge immer wieder ein und dasselbe Bild.
    Letzte Nacht hatte er im Dunkeln auf dem Riverwalk gestanden und sie beobachtet. Mehr hatte er nicht vorgehabt. Dann aber hatte er gebannt verfolgt, wie Rebecca mit tränennassen Augen aus dem Fenster ihres Wohnzimmers gesehen hatte und wie ihr liebliches Gesicht von Trauer überschattet worden war.
    Das übermächtige Verlangen, sie tröstend in den Arm zu nehmen, hatte ihn beinahe um den Verstand gebracht.
    Dabei war sie ganz eindeutig eine starke Frau, weshalb also wollte er sie in die Arme nehmen wie ein kleines Kind? Er kannte die Antwort auf die Frage, auch wenn er ihr bisher ausgewichen war.
    Er war schon so lange allein, dass er sie vielleicht gar nicht trösten, sondern sich von ihr trösten lassen wollte. Was für ein

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