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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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empfanden, Lügen strafte.
    Schließlich war es Elena, die sah, wie Koni durch ein offenes Fenster im zweiten Stock eines baufälligen Mietshauses flog. Artur, der sich wiederholt umgedreht und überprüft hatte, ob sie verfolgt wurden, führte sie die breite Treppe hinauf. Die rissigen Wände waren mit Graffiti und obszönen Zeichnungen übersät - was Dean zweifellos bewundert hätte, falls er sich nicht sogar ebenfalls dort verewigt hatte. Artur roch
    Urin, Alkohol, den dumpfen Gestank ungewaschener Leiber. Schließlich öffnete sich über ihnen knarrend eine Tür, und ein bekanntes Gesicht schob sich über das Treppengeländer. Zähne blitzten, daneben der dunkle Stahl einer Waffe.
    »Yo«, sagte Dean. »Als ich meinte, du brauchtest Urlaub, habe ich aber keine Alles-inklusive-Entführung in dein Heimatland damit gemeint.«
    »Hast du mich etwa vermisst?«, erkundigte sich Artur.
    »Nein. Deine Bude ist viel hübscher als meine. Ich bin da eingezogen, nachdem du verschwunden bist. Meine Fingerabdrücke sind überall auf deinen Schubladen mit Unterwäsche.« Was Dean vermutlich weit weniger scherzhaft meinte, als es klang. Artur konnte sich sehr gut vorstellen, wie Dean in seinem Haus lebte, sich einstimmte, bis er jeder Bewegung von Artur nachspüren konnte. Es überraschte ihn nur, dass sein Freund so lange gebraucht hatte, ihn zu finden. Das sagte er auch.
    Dean zuckte mit den Schultern und schob die Waffe in das Halfter zurück. »Aus irgendeinem Grund konnte ich deine genaue Position nie feststellen, obwohl ich schon wusste, dass du in Russland warst. Außerdem war da noch die Nachricht, die deine ehemalige Freundin hinterlassen hat. Wir haben sie besucht, um herauszufinden, ob sie uns etwas über diese Leute erzählen konnte, die sie bestochen hatten. Sie war, wie soll ich sagen, nicht sehr hilfreich.«
    »Tatyana?«, fragte Elena Artur. »Sie hat dich verkauft? Miststück.«
    »Allerdings.« Dean lächelte und schüttelte Elena die Hand. »Genau das habe ich auch gesagt.«
    Plötzlich fiel Artur wieder Deans Vorliebe für kleine, dunkelhaarige Frauen ein, und er beobachtete stirnrunzelnd, wie sein Freund Elenas Hand viel zu lange festhielt. Allerdings hatte er auch nichts anderes erwartet; Dean war der einzige
    Sexsüchtige, den er kannte, der nie wirklich Sex hatte. Das beeinträchtigte sein Urteilsvermögen manchmal ein wenig.
    Elenas Lächeln wurde stärker, und Artur wusste, dass sie es ihm zuliebe tat. Dean bezog es - natürlich - auf sich. Er rückte ihr auf den Pelz.
    »Denk nicht mal dran, Dean«, sagte Artur. »Sie gehört mir.«
    Dean erstarrte. Alle sahen Artur an. Er erwiderte ihre Blicke gelassen.
    Elenas Lippen zuckten. Er hörte ihre Stimme in seinem Kopf. Ich großer, starker Mann. Ich habe Frau. Ich töte Mann, der anfasst Frau. Grr. Grr.
    »Fuck«, sagte Dean. »Du bist erst eine Woche weg und hast schon eine Freundin? Du wurdest entführt, Mann! Wie ist diese Scheiße nur passiert?«
    »Reines Talent«, antwortete Elena zuckersüß. »Er ist eine wahre Sexmaschine.«
    Dean gab einen erstickten Laut von sich.
    »Weshalb dürfen alle anderen Mist reden«, beschwerte sich Rik, »und werden nicht bestraft?«
    »Deshalb«, antwortete Amiri kurz und bündig.
    Dean führte sie, nachdem er sich erholt hatte, in die kleine Wohnung neben der Treppe. Artur warf einen Blick in den Flur; in keiner einzigen Tür stand ein neugieriger Nachbar, der zusah und anschließend tratschen konnte. Er fragte sich, ob Dirk und Steele etwa das Stockwerk gehörte. Oder sogar das ganze Haus?
    Die Wohnung war nur sehr spärlich möbliert. Ein großer Tisch, der unter Landkarten und Dokumenten verschwand, ein paar Stühle und ein schwerer Metallschrank, der, wie Artur vermutete, mit illegalen Waffen vollgestopft war. In einer versteckten Nische neben dem Flur hatte man mehrere Computer aufgebaut. Blue, der Elektrokinetiker der Agentur, stieß seinen Drehsessel von einem der Tische zurück und stand auf. Aus dem hinteren Schlafzimmer kam Koni, der sich gerade die Jeans zuknöpfte. Die Tätowierungen auf seinen Armen und seiner Brust tanzten unter den straffen Muskeln.
    »Schön, dich zu sehen«, meinte Blue. Er sah makellos und geschniegelt aus - und schien bereit, zur Sache zu kommen. Sein dunkles Haar hatte er zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. »Ich würde dich ja umarmen, aber du stinkst.«
    »Ach, das schmerzt aber!«, gab Artur trocken zurück. Er drehte sich herum und winkte seine Gefährten heran. »Du hast

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