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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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ich dich so ansehe, juckt es mich in den Fingern, nach meiner Pistole zu greifen.«
    »Das wäre eine gute Idee, Mikhail. Das ist eine üble Geschichte. Verdammt übel.«
    »Spuck sie aus.«
    »Zunächst einmal: Weißt du, was sie den Bossen versprochen hat? Weißt du, was sie angeblich gewinnen sollen?« Die Männer, die Artur kannte, würden niemals einwilligen, sich an einem Ort zu versammeln, wenn sie nicht etwas sehr Wichtiges dafür zugesichert bekamen, etwas, das über den angeblichen Zweck ihres Treffens hinausging.
    Mikhail starrte in sein Glas. »Sie verspricht ihnen ganz Russland«, sagte er leise. »Und das nur für dieses Gipfeltreffen. Wenn sie aber mitmachen, hat sie ihnen die ganze Welt versprochen.«
    Artur stockte der Atem. »Sie haben ihr geglaubt?«
    »Sie mussten nichts glauben. Sie hat genug Macht demonstriert, um sie neugierig zu machen.«
    Artur setzte sich wieder hin. Beatrix Weave war dazu in der Lage. Wenn sie alle Verbrechersyndikate in Russland kontrollierte, zusammen mit den Allianzen, die sie möglicherweise woanders schon geschmiedet hatte, dann konnte sie tatsächlich die gesamte Unterwelt der ganzen Welt beherrschen. Und wenn es ihr gelang, alle Bosse mit ihrem psychischen Wurm zu infizieren, sie unter ihre Kontrolle zu bringen ...
    »Ich muss das verhindern«, sagte Artur.
    Mikhail lachte. »Du bist verrückt, vollkommen übergeschnappt. Das verhindert niemand.«
    »Ich habe keine andere Wahl.« Artur beugte sich vor und legte seine Hände flach auf den Tisch. Er sah mehr Drinks, Verträge ... Oh, Gott, ja, ja ... den runden, nackten Körper einer Frau, der sich bewegte ...
    »Artur«, protestierte Mikhail.
    Artur schüttelte den Kopf und versuchte, die Erinnerung an Mikhail abzuschütteln, wie er mit seiner Frau schlief. »Nein, ich kenne dich. Du glaubst, dass Russland schon von den Bossen kontrolliert wird, also spielt es keine Rolle, wenn es ihnen eine merkwürdige Frau auch noch sagt? Du hältst es für unmöglich, dass eine Frau, eine Ausländerin, so viel Macht hat, dass sie den Bossen ihre Erlaubnis geben könnte, sich das zu nehmen, was ihnen ohnehin schon gehört. Du denkst: Was für Eier! Was für Nerven! Du glaubst, sie werden sie umbringen, sobald sie ihre absurde Nachricht hören.« Artur nahm die Hände vom Schreibtisch und ballte sie zu Fäusten. »Dir ist nur leider nicht klar, dass diese Frau tatsächlich so mächtig ist. Wenn sie wollte, könnte sie alle Führer jeder Regierung auf dieser Welt in die Tasche stecken, und zwar einfach nur durch eine Berührung.«
    Mikhail lehnte sich zurück. Sein Humor war ihm vergangen. »Wenn sie das tun kann, warum sollte sie sich dann mit kleinen Jungs mit großen Knarren begnügen?«
    Eine gute Frage, aber noch während Artur darüber nachdachte, strömten ihm die Worte so einfach wie eine Erinnerung über die Lippen: die Wahrheit, Beatrix’ Wahrheit, aus Arturs kurzer Begegnung mit ihrem Bewusstsein geraubt.
    »Sie ernährt sich von Schmerzen«, erwiderte er. »Mit Politikern kann sie nichts anfangen. Sie sind zu beschränkt. Es gäbe zu viele Gesetze, die sie binden würden. Beatrix Weave ist eine Frau, die prompte Ergebnisse braucht, absoluten Gehorsam, vollkommene Macht. Genau das können die Syndikate ihr geben, und das will sie.«
    »Du kennst sogar ihren Namen?«
    Artur zögerte. »Ich bin ihretwegen in Russland. Sie ... sie wollte etwas von mir. Und auch von meinen Freunden. Sie hat ein ... eine Einrichtung knapp hundert Meilen von hier entfernt. Es ist uns letzte Nacht gelungen, auszubrechen und uns hierher durchzuschlagen.«
    »Eine fantastische Geschichte«, erwiderte Mikhail und musterte Arturs Gesicht.
    Sie ist noch viel fantastischer, als du jemals erfahren wirst. Artur rührte sich nicht, sondern erwiderte ungerührt den prüfenden Blick des anderen Mannes.
    »Ich nehme an, du wirst mir nicht verraten, wie sich deine Gefährten mit einer solchen Frau einlassen konnten?«
    »Nur, dass es gegen unseren Willen geschah«, gab er zurück. »Wirklich, Mikhail. Du musst dich vor dieser Frau hüten. Sie ist außerordentlich mächtig. Wenn sie alle Syndikate in Russland kontrolliert...« Er schüttelte den Kopf. »Du weißt, wie viel Schaden sie ohnehin schon anrichten. Aber vereint? Sag mir nicht, dass nicht auch du ein wenig besorgt bist.« Mehr als nur ein bisschen, wenn er bereits daran dachte, seine Familie einzupacken und auszuwandern. Mikhails Argumente waren nur heiße Luft; er machte sich ebenfalls Sorgen.

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