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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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einen Schluck. »Ich kann dir nichts erzählen, Mikhail. Weder warum noch wie. Aber du hast recht, ich bin verzweifelt.«
    Mikhail seufzte. »Du warst schon immer sehr geheimnisvoll. Ich kann mich noch an unser erstes Treffen erinnern, damals im Depot. Nikolai hatte dich gerade befördert, weißt du noch?«
    Artur erinnerte sich. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er sein Leben am Rand des Mobs verbracht, als Leibwächter für Nikolais Kinder, verzogene kleine Gören, die ein luxuriöses Leben führten, das von Drogen, Waffen und Prostitution finanziert wurde. Nicht dass Artur Grund gehabt hätte, sich zu beschweren. Dieselben Laster finanzierten auch sein Essen, das Dach über seinem Kopf und sogar ein bisschen falsche Würde, wenn er über die Straße ging.
    »Ja«, fuhr Mikhail fort. Seine Augen strahlten bei dieser Erinnerung. »Er hat dich zu seiner rechten Hand gemacht.
    Du weißt, warum, stimmt’s? Weil du nie über dich selbst geredet hast. Nicht ein Wort. Du hast geschwiegen, deinen Job erledigt und nie Fragen gestellt. Das hat Nikolai gefallen. Er hielt es für eine seltene Eigenschaft.«
    »Ich habe den Job gehasst«, erklärte Artur. »Jede Minute.«
    »Außer wenn Zahltag war«, bemerkte Mikhail und trank einen Schluck Wodka. »Spiel mir nicht den Edelmütigen vor, Artur. Du warst scharf auf das Geld, wie wir alle. Du hast für Geld getötet. Und Leute zusammengeschlagen. Du hast für Geld gestohlen und gehurt. Und jetzt ... jetzt bist du wieder da, und es geht immer noch um Geld.«
    Artur hätte seinen Drink beinah heruntergestürzt. Er kämpfte gegen den Drang an, aufzustehen und Mikhail zum Teufel zu wünschen, Elena und die anderen zu suchen und sie hier wegzuschaffen, von dieser lebendigen Erinnerung, die auf seinem Stolz lastete, auf seiner Seele ...
    »Entschuldige«, sagte Mikhail. »Das war überflüssig.«
    »Was kümmert dich das?« Artur lauschte Mikhails Echo in dem Glas in seiner Hand, hörte jedoch nur dieselbe Sorge, eine diffuse Angst wegen eines bevorstehenden Ereignisses, das ihn an Auswanderung denken ließ, an eine neue Identität, vielleicht auch an ein Haus in Boston, damit Ekaterina einen Vorsprung für ihre Träume bekam, ihre süßen Träume.
    »Es kümmert mich schon«, erwiderte Mikhail ruhig. »Du hast mir immerhin das Leben gerettet. Dafür schulde ich dir Respekt.«
    »Es gibt da noch etwas«, sagte Artur, der i mm er noch die Erinnerungen schmeckte. »Als ich ankam, dachtest du, ich wäre aus einem anderen Grund hier.«
    »Du kannst mir nicht verübeln, dass ich vorsichtig bin. Aber deine Gefährten haben mich überzeugt. Sie sehen nicht wie Auftragskiller aus.« »Du hast geglaubt, ich würde dich umbringen wollen?«
    »Das war früher dein Job.«
    Dem konnte Artur nicht widersprechen. »Also glaubst du, dass du in Gefahr bist.«
    »Noch nicht, aber ich rechne damit. Die Gerüchte aus Moskau dringen bis hierher, Artur. Üble Gerüchte.«
    »Wie übel?«
    »Die Art von Gerüchten, die von einer Vereinigung munkeln.«
    Artur war verblüfft. »Ich verstehe nicht ...«
    »Alle Syndikate. Vereint.«
    »Nein.«
    »Unter einer Leitung«, erklärte Mikhail. »Die Bosse kommen in acht Tagen zu einem Treffen zusammen, sie nennen es ein Gipfeltreffen.«
    »Aus welchem Grund? Die Bosse können sich doch nicht ausstehen.«
    »Du kennst sie doch. Geld, Macht. Sie hassen sich nur aus Eifersucht. Streichle ihre Schwänze gleichzeitig, und sie sind glücklich. Jedenfalls für eine Weile.« Er trank einen Schluck Wodka. »Und irgendjemand streichelt ihre Schwänze, Artur. Ironischerweise scheint es tatsächlich eine Frau zu sein. Sie hat ihnen eine Möglichkeit geboten, die zu reizvoll ist, um wahr zu sein.«
    Ein kaltes Gefühl breitete sich in Arturs Eingeweiden aus. Eine Vorahnung. »Eine Frau? Kennst du ihren Namen?«
    »Ich weiß nur, dass ihre Repräsentantin ebenfalls eine Frau ist. Bentov hat sie aus der Ferne gesehen und meinte, sie sähe aus wie ein Gerippe.« Mikhail legte seine Hände vor die Brust. »Sie braucht Implantate. Und richtige Hüften.«
    Graves. Artur schloss die Augen. Das änderte alles.
    »He!«, fuhr ihn Mikhail an. »Warum siehst du plötzlich so aus? Ich dachte, du wüsstest nichts.«
    »Zufall«, erwiderte Artur. »Nein«, verbesserte er sich sofort. »Kein Zufall. Sie wusste natürlich genau, was sie tat.« Er stand auf und lief in dem Büro herum. Er musste sich bewegen, auf etwas einschlagen. Das durfte einfach nicht wahr sein.
    Mikhail beobachtete ihn. »Wenn

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