Shadowangels (German Edition)
sie wusste nicht, wo ihr der
Kopf stand. Ähm … in der Klinik herrschte akuter
Personalmangel, da zum Zeitpunkt eurer Geburt eine Grippe-Epidemie
grassierte und beinahe drei Viertel des Klinikpersonals erkrankt war.
Die Hebamme wusste sich nicht anders zu helfen, sie schob unsere
Betten nebeneinander und das war letzten Endes auch gut so, denn ihr
beiden“, Mrs. Millers Blick wanderte zärtlich von ihrer
Tochter zu Cassie, „kamt im exakt gleichen Moment zur Welt …“
Lance, Cassie und
Lana sahen Mrs. Miller mit weit aufgerissenen Augen an.
„ Was geschah
dann?“, fragte Cassie heiser.
„ Die Hebamme
entband zuerst dich, Cassie, und legte dich deiner Mutter in die
Arme. Dann kümmerte sie sich um mich und Lana. Oh, Ihr beiden
wart die hübschesten Babys, die je das Licht der Welt erblickten
…“
Mrs. Miller lächelte
bei ihren Erinnerungen.
„ Und dann?“
Lance Frage holte die Haushälterin wieder in die Gegenwart
zurück.
„ Ich …
ich bekam heftige Blutungen, Sir Lance“, ihr Blick bat um
Entschuldigung, als ob es ihre eigene Entscheidung gewesen sei, nach
der Geburt ihres Kindes beinahe zu sterben.
Cassie und Lana
legten beide eine Hand auf Mrs. Millers Arm.
Sie lächelte
die beiden liebevoll an, dann reckte sie ihr Kinn und sprach weiter.
„ Die Hebamme
riss dich aus meinem Arm, Lana, und drückte dich Charlotte in
den anderen Arm. ‚Mach dir keine Sorgen, Amanda‘, rief
mir Charlotte nach, während ich weggeschoben wurde, ‚ich
kümmere mich um sie.“
Minutenlang saßen
alle schweigend da, als Cassie aussprach, was inzwischen wohl alle
dachten.
„ Aber das
erklärt immer noch nicht, warum Lana und ich das Gefühl
haben, uns schon immer zu kennen …“.
„ Nun“,
Mrs. Miller wand sich sichtlich unbehaglich, „ich habe nicht
die geringste Ahnung, was alles möglich ist und was nicht …“
Sie unterbrach sich
und schüttelte bekümmert ihren Kopf, als koste es sie
ungeheure Anstrengung, ihre Gedanken auszusprechen.
Lance und Cassie
hatten heute eine Kostprobe erhalten, was alles möglich war, sie
waren kaum noch zu überraschen.
Drei erwartungsvoll
auf Mrs. Miller gerichtete Augenpaare gaben schließlich den
Ausschlag und sie gab ihre Vermutung preis.
„ Ich hatte
sehr viel Blut verloren und war in den nächsten Tagen sehr
schwach. Es dauerte sehr lange, bis … also …“
„ Mommy, nun
rede endlich!“ Lana hatte kleine hektische Flecken auf ihren
Wangen.
„ Nun, was ich
sagen will, es dauerte einige Zeit, bis ich in der Lage war, deinen
Hunger zu stillen, Lana …“ Mrs. Miller war immer leiser
geworden.
„ Willst du
damit sagen, dass Cassandras Mom mich gestillt hat?“ Lanas
Stimme klang heiser und sie schluckte den Kloß in ihrem Hals
herunter, als ihre Mutter kraftlos nickte.
„ Aber Mrs.
Miller“, sagte Lance, „ich habe zwar nicht sehr viel
Ahnung vom Kinderkriegen“, seine Worte zauberte allen drei
anwesenden Damen ein winziges Lächeln in ihre angespannten
Gesichter, „aber Ammen hat es doch schon zu Urzeiten gegeben.“
Noch während er
seine Worte ausgesprochen hatte, wurde er sich plötzlich
bewusst, dass Cassies Mutter zwar eine Sterbliche gewesen war, nicht
so jedoch ihr Vater.
Und in Cassies Augen
las er, dass sie ganz genau dasselbe dachte, wie er.
„ Wie auch
immer“, meinte er dann, „vielleicht ist ja tatsächlich
auf diese Art und Weise irgendeine Bindung zwischen euch beiden
entstanden und was ihr da spürt, ist die Stimme der Milch.“
Während Mrs.
Miller befürchtete, Lance habe den Verstand verloren, sahen
Cassie und Lana sich kurz an und dann prusteten die beiden Mädchen
los.
„ Himmel, Lance
… das … das … war das Allerdämlichste, das
ich jemals gehört habe“, kicherte Cassie, als Lana und sie
sich wieder einigermaßen beruhigt hatten.
„ Sollte es mir
mit meinen Worten gelungen sein, die Situation wieder etwas zu
lockern, dann habe ich mein Ziel doch erreicht, oder?“
Lance sah zwischen
den beiden Mädchen hin und her, um deren Mundwinkel es noch
immer zuckte. Und während Lana nickte und sich wortlos bei ihm
bedankte, drückte Cassie ihm einen Kuss auf den Mund.
„ Ja, Lance,
das hast du … und dafür danke ich dir.“
Mrs. Miller nahm
ihre Tochter an der Hand und verließ gemeinsam mit ihr Cassies
Zimmer.
Sie alle wussten,
dass in dieser seltsamen Sache das letzte Wort noch nicht gesprochen
war, aber zumindest Lance und Cassie hatten eine vage Hoffnung
darauf, dass es da jemanden gab, der ein wenig
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