Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
Stirn an. Was hatte ihn in Rage versetzt? Das spielte jetzt keine Rolle. Früher oder später würde sie es herausfinden, und dies war nicht der richtige Zeitpunkt. »Das wäre nicht mein Stil, Schleimer. Das weißt du.«
Innerlich wand sie sich. Wer war sie denn – die Schutzpatronin für hoffnungslose Fälle? Warum war sie so blöd, Hexen mit wütenden Ex-Männern und jämmerliche Shadowblades und Sunspears, die mit weniger Sinn und Verstand gesegnet waren als ein Felsbrocken, zu retten?
Es war eine Charakterschwäche. Oder vielleicht war es ihr so sehr zur Gewohnheit geworden, genau das zu tun, was Giselle ganz und gar nicht gefallen hätte, dass Max gar nicht mehr darüber nachdachte. Oder vielleicht war sie ebenso dumm wie die Leute, denen sie zu helfen versuchte.
Max machte auf dem Absatz kehrt und ging zu der Hexe am Bett. »Was hast du in deiner Vision gesehen?«, fragte sie.
Judith hielt in ihrem Singsang inne und schaute Max misstrauisch an. »Ich habe gefragt, wer diese drei Wesen aufhalten kann. Und die Antwort lautete: du und er. Ich habe euer Auto gesehen, und ich habe euch hier gesehen. Es war alles ganz eindeutig. Aber mehr weiß ich nicht. Nur, dass ihr die Antwort seid.«
»Das ist …« Ein Riesenhaufen Schwachsinn. Und es hilft uns kein bisschen. Doch Max sprach die Worte nicht aus. Judith war halbtot. Es hatte keinen Zweck, sie auch noch runterzumachen. »Na schön«, entgegnete sie stattdessen und wandte sich den anderen zu.
Am wichtigsten war es, herauszufinden, worum es sich bei den Schneeköniginnen wirklich handelte und wie man sie töten konnte. Im Laufe der Jahre hatte sie viel über Mythologie, Volkssagen und Märchen gelesen, um nicht blindlings in Situationen wie diese reinzustolpern. Unglücklicherweise passten diese Schneeköniginnen zu keiner Beschreibung, die sie gelesen oder von der sie gehört hatte.
»Was meinst du?«, fragte sie Alexander.
»Wir können es mit den üblichen Tricks versuchen: Eisen, Eberesche, Salz …« Er schaute zu den Rauchpfannen. »Wahrscheinlich haben sie das schon alles ausprobiert.«
Maple nickte und schaute sie mit zusammengezogenen Brauen an. »Wir verbrennen Salbei und Oshawurzeln. Beide haben eine Schutzfunktion. Das Bett besteht aus Eberesche und Eisen, und wir haben eine Salzbarriere ums Zimmer errichtet.«
Max schaute sich um. Bis eben war ihr der weiße Streifen entlang der Wände gar nicht aufgefallen.
»Werdet ihr uns helfen?«, fragte Maple überrascht.
»Vielleicht«, erwiderte Max. Sie war sich nicht sicher, was sie und Alexander ausrichten konnten. Aber Judith hatte ihr Kommen vorhergesehen, und das bedeutete, dass es etwas gab, was sie tun konnten. Wenn ihre Prophezeiung korrekt war. Wobei das nach wie vor die Möglichkeit von Qual und Tod offenließ. Helfen war eine Frage der Perspektive, und diese Idioten hier so schnell wie möglich fortzuschaffen war die beste Hilfe, die sie sich vorstellen konnte. Aber da würden sie nicht mitspielen. So viel war klar. Was bedeutete, dass sie einen Weg finden musste, um die Schneeköniginnen loszuwerden.
»Den Kopf abzuhacken ist meistens eine gute Lösung«, überlegte Max laut.
»Wenn wir nah genug rankommen. Wenn sie uns nicht vorher zu Staub zerfallen lassen«, antwortete Alexander.
»Hast du eine bessere Idee? Ich bin ganz Ohr.« Sie schaute auf ihren Schuh herab, in dem das Amulett versteckt war, und sah ihn wieder an.
Er folgte ihrem Blick und nickte. »Trag du es. Ich lenke sie ab.«
»Klingt gut – abgesehen davon, dass du es tragen wirst. Du bist erschöpfter als ich. Ich habe eine bessere Chance darauf, nicht getötet zu werden, sobald sie mich auch nur sehen.«
Er presste die Lippen aufeinander, sagte jedoch nichts.
»Wir helfen euch«, sagte Maple.
»Allerdings tut ihr das«, erwiderte Max. »Los geht’s. Schließlich weiß keiner, wann sie zurückkehren.«
Im Freizeitraum trafen sie sich mit Steels Zwilling Flint und den anderen beiden Sunspears, Eagle und Stone. Sie wirkten ausgezehrt und hielten sich nur wankend auf den Beinen.
»Was ist los mit euch?«, wollte Max wissen. »Ihr hättet längst ausheilen sollen.«
»Die Heilzauber funktionieren nicht. Und wir können außerdem kein Essen im Magen behalten. Es schmeckt so scheußlich, dass es uns sofort hochkommt.« Steel ließ sich in einen Sessel plumpsen.
»Was ist mit Nahrung von außerhalb? Seid ihr mal zum Supermarkt gefahren?«
Maple schüttelte den Kopf. »Wir wollten Gregory und Judith nicht allein
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