Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
entgegengesetzte Ecke aus. Er wird auf ihre Köpfe zielen, also denkt dran, dass er da ist, und schießt nicht in seine Richtung. Behaltet eure Ziele im Visier – bitte sagt mir, dass ihr zumindest eure Ziele treffen könnt.«
Wenigstens darauf nickten sie, ohne dabei besonders zuversichtlich zu wirken. Max unterdrückte den Drang, jedem Einzelnen von ihnen eine Ohrfeige zu verpassen. »Ich bin unten in der Arena und ziehe hoffentlich ihre Aufmerksamkeit auf mich. Eigentlich sollte ich euch nicht in die Schusslinie geraten. Aber falls doch, versucht bitte, keine Löcher in mich reinzupusten.«
Eine Welle der Übelkeit durchflutete Max. Sie fühlte sich wacklig auf den Beinen. Offensichtlich spürten es auch die anderen. Max holte tief Luft. Jetzt oder nie. »Anscheinend sind sie hier. Gebt mir einen Schild. Wir gehen rein.«
Sie hatte bereits zwei .45er und ein Schwert an sich genommen. Jetzt ging sie voran ins Krankenzimmer. Die Schneeköniginnen hatten die Macht, aufzutauchen, wo immer es ihnen beliebte. Es gab keinen Grund anzunehmen, dass sie sich mit der Tür aufhalten würden.
Judith blickte auf und zog die Mundwinkel herunter. Schweigend kroch sie neben Gregory aufs Bett und hielt ihn in den Armen. Die Sunspears und die Shadowblades gingen in Position. Zumindest konnten sie Anweisungen befolgen. Trotz ihrer Angst und der plötzlichen Übelkeit wirkten sie entschlossen. Das sprach für sie. Max postierte sich nahe der geschlossenen Tür.
»Entferne das Salz an der Schwelle«, sagte sie dort in die leere Luft, wo Alexander sich befand. Anschließend schmiss sie die Rauchpfanne um, die direkt in ihrer Nähe stand, und trat die Glut aus. Oak und Ivy taten es ihr mit den restlichen Rauchpfannen nach. Das Salz und der Rauch mochten die Schneeköniginnen aufhalten oder auch nicht. So oder so – Max wollte sie genau in diesem Zimmer in ihrer Falle haben, anstatt selber in die Falle ihrer Gegner hineinlaufen zu müssen.
Erneut überkam sie eine Woge der Übelkeit und ein Gefühl der Erschöpfung. Mehr als das: Plötzlich kam ihr alles sinnlos vor, so als ob die Welt hohl und leer wäre und nichts mehr eine Rolle spielte. Es umspülte Max wie klebriges Wasser und zog sie in die Verzweiflung hinab. Sie verzog das Gesicht und schüttelte sich, um einen klaren Kopf zu kriegen. Ihre Mitkämpfer standen wie angewurzelt da und starrten ausdruckslos ins Leere. Max schlug Oak auf den Hinterkopf. »Komm schon, kämpf dagegen an. Du bist stärker.« Das Gleiche tat sie bei Flint und Eagle. Sie blinzelten und weckten die anderen aus ihrer Starre.
Die Temperatur fiel ab. Max’ Atem bildete weiße Wölkchen in der Luft. Sie konnte Alexanders Position an den Dampfwölkchen vor seinem unsichtbaren Mund erkennen. Sie drückte sich mit dem Rücken an die Wand und wartete darauf, dass die Tür aufging. Stattdessen zerfiel sie zu Staub. Auch Teile der Wand zerbröselten. Der Geruch von Göttlicher Magie erfüllte das Zimmer, und mit ihm kamen die drei Schneeköniginnen in Dreiecksformation herein. Statt zu gehen, schienen sie zu schweben. Sie waren fast zwei Meter groß und sahen genauso aus, wie Maple sie beschrieben hatte – weißes Haar, weiße Haut und silberblau schillernde Roben.
Max nahm sich nicht die Zeit, sie genauer in Augenschein zu nehmen. Sofort eröffnete sie das Feuer und zielte dabei auf die Köpfe. Schüsse peitschten durch das kleine Zimmer, als die anderen es ihr nachtaten.
Kaum hatte sie abgedrückt, da wurde die Luft im Raum erstickend, und Max wünschte sich plötzlich nichts sehnlicher, als sich zu Boden gleiten zu lassen und zu schlafen. Sie kriegte kaum noch Luft. Ihr Herzschlag wurde langsamer. Sie tapste benommen umher und ließ die Waffe in ihrer Hand sinken, als die Hexen ihren Zauber über den Raum entfalteten.
Eine Sekunde später durchdrang ihren Geist ein Laut, wie sie ihn noch nie gehört hatte. Er klang wie ein Höllenchor aus Dantes Inferno, erfüllte ihren Schädel und rührte ihr Hirn durch. Sie wusste nicht, ob sie schrie. Entfernt nahm sie wahr, wie ihre Mitkämpfer neben ihr zu Boden gingen. Sie roch Blut und etwas Bitteres, wie angebrannte Zwiebeln und Schwefel. Galle stieg in ihrer Kehle auf, doch sie konnte sie weder ausspucken noch herunterschlucken.
Der Laut hallte noch immer in ihr wider und erschütterte die Grundfesten ihres Verstands. Ein Teil von ihr erinnerte sich an das, was Maple über den ersten Besuch der drei Hexen gesagt hatte. Zuerst kam der Laut und dann der
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