Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
unter dem folgenden silbrigen Todeswirbel hinweg und rollte sich ab, als Tutresiels Flügel über ihn hinwegsauste. Felssplitter und Funken flogen, als die Metallfedern durch die Wand schnitten. Alexander prallte gegen Tutresiels Knie, und der Engel stürzte auf ihn. Silberne Federn schnitten Alexander in den Rücken bis auf die Knochen. Blut strömte an ihm herab, doch er spürte den Schmerz kaum. Alexander sprang auf und wich aus, als Tutresiels Flügel dort durch die Luft peitschte, wo eben noch er gewesen war.
Er landete, und der Engel erwischte ihn mit einer so schnellen Bewegung am Hals, dass dessen Hand dabei zu verschwimmen schien. Er hob Alexander hoch, so dass seine Füße einen halben Meter über dem Boden baumelten. Der Engel grinste wie eine Kobra, und seine roten Augen funkelten. Er fächerte die Flügel auf. Jede einzelne Feder war spitz wie ein Dolch. Tutresiel legte den Kopf schief. »Spielen wir jetzt also?«
Während er mit den Fingern zudrückte, bewegte Tutresiel die Flügel nach vorne und streifte damit Alexanders Flanken. Sein T-Shirt wurde dabei in Fetzen gerissen, und Blut lief ihm in dünnen Rinnsalen über die Haut. Alexander kriegte keine Luft, doch er war so voller Zorn, dass ihm das egal war. Er spannte die Bauchmuskeln an, schwang die Beine hoch, stemmte sich gegen den Griff des Engels und versetzte ihm einen Tritt unters Kinn. Tutresiels Kopf ruckte mit einem knackenden Laut nach hinten. Gleichzeitig setzte Alexander seine telekinetischen Kräfte ein, um den Griff des Engels zu lockern. Er fiel zu Boden, rollte sich rückwärts ab und sog tief den Atem ein.
Tutresiel stürzte sich bereits wieder auf ihn. Sein Lächeln war breiter geworden, und seine roten Augen funkelten vor Entzücken. Rasch ging Alexander in die Hocke und setzte zum Sprung an, doch Niko und Tyler packten ihn bei den Armen und drängten ihn gegen die Wand in seinem Rücken. Ihre Leiber waren ein jämmerlicher Schutz gegen die Bedrohung durch Tutresiel.
»Was zum Teufel machst du da?«, fragte Niko, während er den sich wehrenden Alexander festhielt. »Er ist ein verdammter Engel. Und er gehört zu Horngate.«
Und du nicht. Die unausgesprochenen Worte hingen in der Luft, die Atmosphäre war hochexplosiv.
»Er braucht eine Lektion in Sachen Loyalität.« Alexanders Zorn brannte heißer, als die Wahrheit sich tief in seine Brust grub. Er hatte hier nichts verloren. Seine Miene wurde verzerrt. Er wollte verdammt sein, wenn sie ihn fortschickten. Er würde sie dazu zwingen, ihm einen Platz zu geben.
Seine Fäuste verkrampften sich. Er trat zu, und sein Fuß bohrte sich ins Fleisch. Tyler gab einen kehligen Laut von sich und rammte Alexander die Faust in die Eingeweide. Brennender Schmerz breitete sich entlang seiner Rippen aus, als Knochen brachen.
»Irgendwann demnächst unterhalten wir beiden uns mal ernsthaft«, sagte Tyler, verlagerte sein Gewicht und nahm Alexander mit eisernem Griff in den Schwitzkasten.
»Jederzeit. Je früher, desto besser«, krächzte Alexander, ohne den Blick von dem Engel abzuwenden. Ihm fehlte die Kraft, um seine telekinetischen Fähigkeiten auf seine beiden Fänger anzuwenden. Es war eine junge Gabe, und er war noch dabei, zu lernen, wie man sie einsetzte. Außerdem wollte er nicht gegen die beiden und Tutresiel gleichzeitig kämpfen. Einen solchen Kampf konnte er nicht gewinnen.
»Ich glaube, du bist derjenige, dem man eine Lektion erteilen muss«, säuselte Tutresiel. Seine Augen waren zu scharlachroten Schlitzen verengt, und von seinen zuckenden Flügeln ging ein leiser Glockenklang aus. »Glaubst du wirklich, dass du mich besiegen könntest?«
»Ich habe mich ganz gut geschlagen«, knurrte Alexander und zerrte an den Armen, die ihn festhielten. Seine Heilzauber hatten bereits die Verletzungen an seinen Rippen und seinem Rücken geheilt. Er zog Niko und Tyler ein paar Schritte weit mit, bevor sie ihn zum Stehen brachten. Der Primus in ihm raste und wollte Blut sehen.
»Nur, weil ich dich nicht aufspießen wollte.« Tutresiel ließ den Kopf kreisen, als wollte er einen verkrampften Muskel lockern. Erneut klappte er dann die Flügel mit den messerscharfen Federn nach vorne, so dass sie wie zwei riesige Klingenfächer zusammenrasselten. Alles, was zwischen sie geraten wäre, wäre zerfetzt worden. »Aber versuch’s ruhig weiter. In den letzten zwei Wochen habe ich mich so gelangweilt. Es wäre mir ein Vergnügen, dich zu töten.« Seine Lippen verzogen sich zu einem
Weitere Kostenlose Bücher