Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
sehr kurzen Rest eures abscheulichen Lebens in schrecklichen Schmerzen zubringen werdet.«
»Vorsicht«, warnte Niko ihn. »Du bist nur unsterblich, wenn dich nicht jemand anders zuerst tötet. Der einzige Grund dafür, dass du noch lebst, besteht darin, dass Max dich nicht tot sehen will. Aber wenn wir sie verloren haben …« Seine Miene wurde eiskalt. »Eine Kugel in den Hinterkopf ist alles, was es braucht.«
Lächelnd kniff Alexander die Augen zu Schlitzen zusammen. Mit leiser, ausdrucksloser Stimme entgegnete er: »Glaubst du, ich hätte hundert Jahre überlebt, wenn ich nicht wüsste, wie man am Leben bleibt? Glaub bloß nicht, dass ich leichte Beute wäre. Aber da wir uns darüber einig sind, dass Max Hilfe braucht, hol Xaphan. Es sei denn, du hast eine bessere Idee.«
Zuerst rührte Niko sich nicht vom Fleck. Ganz offensichtlich behagte ihm der Gedanke nicht, Befehle von Alexander entgegenzunehmen. Doch schließlich gab er nach. »Na gut. Aber glaub bloß nicht, wir wären fertig miteinander. Wir werden uns schon bald miteinander unterhalten. Tyler, geh ihn holen.«
Tyler reagierte erfreulich schnell und rannte die Treppe hinauf. Im gleichen Moment verspürte Alexander ein Kribbeln im Nacken, als eine Welle der Magie das Gewölbe erfüllte. Er wirbelte herum. Die morsche Tür war wieder da. Nur stand sie nun einen Spaltbreit offen, und ein heller Keil aus blauem Licht fiel durch die schmale Öffnung.
Sofort setzte Alexander sich in Bewegung. Doch bevor er die Hand an den Knauf legen konnte, schwang die Tür langsam weiter auf.
Kapitel 3
M it Tutresiel dicht auf den Fersen stieg Max tief in das Gewölbe hinab. Es überraschte sie, wie sehr sie sich über seine Gesellschaft freute. Etwas in ihr zog sich zusammen. Vielleicht bedeutete es, dass sie weich wurde, und das bereitete ihr Sorgen. Sie brauchte ihren Schneid, um in der Welt der Magie zu überleben – insbesondere, wenn die Hüter in den Krieg zogen. Sie konnte sich keine Ablenkungen leisten. Sie war Horngates Prime, und es war ihre Aufgabe, seine Bewohner zu beschützen, und nicht, sie sterben zu lassen, weil sie gerade ihre Freunde im Kopf hatte oder …
Alexanders scharf geschnittenes Gesicht tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Sofort verscheuchte sie den Gedanken an ihn, doch da hatte sich bereits ein Gefühl der Sehnsucht in ihrem Bauch ausgebreitet. Sie stöhnte innerlich. Sie wollte wirklich schlimme Dinge mit ihm anstellen. Oft und regelmäßig.
Platz, Mädchen, befahl sie sich im Stillen, noch während sein Bild sich erneut in ihren Kopf stahl: mit seinem durchdringenden Blick, seiner glatten, festen, muskulösen Brust und seinen Lippen – heilige Scheiße, der Mann konnte küssen. Mist. Sie holte Atem und ließ ihn langsam wieder entweichen, um sich auf ihre dringlicheren Sorgen zu konzentrieren. Scooter.
Sie blieb stehen und betrachtete den magischen Schleier, der den Raum in zwei Hälften teilte. Wozu diente er? Sie glaubte nicht, dass er Scooter aufhalten würde, wenn er wirklich hindurchwollte. Er würde ihn beiseitepusten wie ein Stück Papier. Vielleicht war der Schleier für den Fall da, dass er Horngate verließ. So konnten ihre Feinde nicht einfach unbemerkt durch die Hintertür hereinmarschieren.
»Und?«, fragte Tutresiel. »Hast du es dir anders überlegt?«
Sie musterte ihn. Der Engel lehnte an der Wand, als ob er es sich für einen Film bequem machen würde, ohne davon allzu viel zu erwarten.
»Mal angenommen, du wärst kurz davor, mit einiger Wahrscheinlichkeit für immer in der Versenkung zu verschwinden. Hättest du dann ein schlechtes Gewissen, weil du dich nicht von deinen Freunden verabschiedet hast?« Max war selbst überrascht von der Frage, noch während sie ihr über die Lippen kam. Weich. Sie war so verdammt weich geworden. Aber wenn Scooter sie dabehielt, wäre es das zweite Mal, dass sie diejenigen, die ihr am meisten bedeuteten, ohne ein Wort des Abschieds verlassen hatte. Das erste Mal war das passiert, als Giselle sie verwandelt hatte, und jetzt …
Ihre Kehle wurde trocken. Jetzt, dreißig Jahre später, würde sie ihre Familie zu ihrer eigenen Sicherheit nach Horngate holen. Was würden ihre Verwandten sagen, wenn sie sie sahen? Sie fröstelte. Max hatte dafür gesorgt, dass man sie für tot hielt. Wären sie wütend? Würden sie sich freuen, sie zu sehen? Hätten sie Angst vor ihr? Max sah immer noch genauso aus wie zu dem Zeitpunkt, als sie aus dem Kreis ihrer Familie verschwunden war, aber
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