Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
war zu müde, um taktvoll zu sein. »Hör mal, Scooter, die Sache sieht so aus. Ich bin eine Shadowblade und muss Giselle und Horngate beschützen. Im Moment wollen meine Bannzauber mich nicht in deiner Nähe sehen. Allein hier reinzukommen kostet mich einiges und fühlt sich in etwa so an, als wäre mein Bauch voller Stacheldraht. Dazu kommt, dass die Hüter planen, den Großteil der Menschheit zu töten. Deshalb würde ich echt gerne meine Verwandten nach Horngate holen, bevor sie in diesem Krieg zu Opfern werden. Du stehst auf meiner Prioritätenliste also an dritter Stelle.«
»Du bist mein Geschenk«, erwiderte er mit einer Stimme, die verstörenderweise sehr nach dem Zischen einer Schlange klang. Aber schließlich war sein Vater niemand anderes als Onniont, die Gehörnte Schlange, die die Täler zwischen die Berge grub.
»Das sagtest du bereits. Aber ich bin noch nicht bereit, mich auspacken zu lassen. Ich schlage dir einen Handel vor: Du hörst auf, in meine Träume einzudringen, und hinderst mich nicht daran, meine Familie zu holen. Dafür komme ich zurück und lasse dich mit mir machen, was immer du willst.«
»Du gehörst mir. Du wirst bleiben.«
Mit einem bedächtigen Lächeln stand Max auf. »Tja, das ist ein Problem für dich, Scooter, weil du mich nämlich lebend willst. Und ich werde dafür sorgen, dass du nichts weiter kriegst als eine Leiche zum Puppenspielen. Glaub mir, ich sterbe lieber, als bei diesem Spiel zu verlieren.«
Anstatt zu antworten, schaute er sie bloß an. Max wandte den Blick nicht ab. Seine Augen schienen aus ihren Höhlen herauszufließen wie Öl, auf dem das Mondlicht schimmerte. Die Woge umspülte sie, und mit einem Mal war sie von etwas umhüllt, das sich wie ein elektrisches Netz anfühlte. Es krallte sich in ihre Haut, und überall, wo es sie berührte, knisterten Entladungen. Sie ließ sich hineinfallen und spürte, wie ihre Kraft nachließ. Wenn sie so weitermachte, war sie bald Futter für die Würmer. Trotzdem widersetzte sie sich nicht. Es ging darum, wer zuerst nachgab, und sie würde es nicht sein.
Weiße und grüne Flecken tanzten durch ihr Blickfeld, und sie erkannte in ihnen die Vorboten der Bewusstlosigkeit. Sie sackte in sich zusammen und fiel auf die Seite. Ein seltsam warmes, behagliches Gefühl erfüllte sie, und obwohl ihre Bannzauber wie Peitschen auf sie eindroschen und sie zum Kämpfen antrieben, regte sie sich nicht.
Plötzlich verschwand der schwarze Schleier. Scooter stand hinter ihr. Er hob sie hoch und barg sie an seiner Brust. Seine Haut war warm und weich wie die eines ganz normalen Mannes, und er roch nach Gras und Erde. Max bettete den Kopf in seine Halsbeuge. Er streichelte ihre Arme und Brüste und ließ die Hände anschließend nach unten zu ihrem Bauch und ihren Beinen wandern. Sie hatte keine Ahnung, was er da tat, ehe er die Bewegungen noch zweimal wiederholte. Dann wurde ihr klar, dass er sie in Magie einspann. Sie wehrte sich nicht. Er wollte sie nicht tot sehen.
Bald spürte sie, wie das träge Gefühl in ihrem Schädel nachließ, und der graue Schleier vor ihren Augen hob sich. Heilende Energie drang in ihren Körper ein. Langsam fühlte sie sich wieder stark genug, um ihr eigenes Gewicht zu tragen. Trotzdem versuchte sie nicht, sich Scooter zu entziehen. Sie fand seine Berührung zugleich tröstlich und seltsam erotisch.
Sie holte Luft und schmiegte sich enger an ihn. Er war noch immer nackt. Und offenbar war bei ihm alles in Schuss, denn er hatte einen Steifen vorzuweisen. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, was genau er wohl mit ihr vorhatte.
»Ich muss gehen«, sagte sie, während sie nach wie vor in seinen Armen ruhte.
Seine Hände verharrten. »Die Zeit läuft uns davon.«
»Die Zeit für was?«
»Für das, was zu tun ist. Was du und ich zusammen tun müssen.«
»Ich brauche eine Woche. Vielleicht ein wenig mehr. Danach gehöre ich ganz dir.«
Er nickte langsam, als hätte er eine Wahl. »Ich werde warten.«
»Ich komme zu dir zurück.« Max stemmte sich hoch. Sie fühlte, dass sie wieder ganz bei Kräften war. Aber schließlich würde er kaum wollen, dass sie seine Höhle angeschlagen verließ. Es verbesserte die Chancen, sie unbeschadet wiederzukriegen, wenn sie nicht schon auf dem Weg hier raus ein wandelnder Kadaver war. Sie blickte demonstrativ zu der Wand, in der sich die Tür hätte befinden sollen. »Ich gehe dann mal lieber.«
»Zuerst«, erklärte er und erhob sich mit unnatürlicher, flüssiger Eleganz,
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