Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
Ruhe.«
»Du weißt, dass ich das nicht kann.«
»Weil du die Tafeln von Nur-Dagan zurückhaben willst.«
»So einfach ist es nicht. Das weißt du genau.«
»Ich weiß zumindest, dass ich dir nie wieder vertrauen werde.«
»Das reicht«, schaltete Max sich ein, als sie aus dem Badezimmer kam und ihre ruinierten Klamotten neben der Tür fallen ließ. »Die Scheidung ist endgültig. Ihr könnt jetzt aufhören, euch zu streiten.«
Gähnend griff sie in die Kühlbox, holte ein Sandwich und eine Flasche Cola heraus und setzte sich im Schneidersitz aufs Bett. Die Schnitte in ihrem Gesicht waren mittlerweile zu rosigen Linien verblasst, das blonde Haar klebte nass an ihrem Kopf.
Alexander fischte ein paar Kleider aus seiner Tasche und ging ins Bad, um zu duschen. Es war noch voller Dampf. Er legte seine Waffen beim Waschbecken ab und zog die Überreste von Hemd und Hosen aus. Er nahm sein Handy aus der Tasche und wollte gerade die ruinierten Jeans auf den Boden schmeißen, als ihm das Amulett einfiel.
Er holte es hervor. Die Rückseite der handtellergroßen Scheibe bestand aus glattem Gold. Vorne in der Mitte befand sich ein runder schwarzer Diamant, der größer als ein Vierteldollar war. Im Kreis darum herum waren mehrere orangefarbene Opale angeordnet. Dazwischen zeigten Pfeile wie Sonnenstrahlen zum Rand des Amuletts. Um den Rand verlief eine Inschrift in einer archaischen Sprache, die Alexander nicht kannte. Es handelte sich nicht um traditionelle ägyptische Hieroglyphen. Die Worte verliefen in einem Spiralmuster über die Rückseite und endeten in der Mitte bei einem kleinen Auge.
Er ließ die Finger über das Amulett gleiten. Das Metall hatte in der Hosentasche Alexanders Körperwärme angenommen. Er hielt die Nase daran. Es roch nach Göttlicher Magie. Langsam drehte er es zwischen den Fingern und legte es zu seinen anderen Besitztümern neben das Waschbecken. Mit seiner Hilfe würde er tagsüber rausgehen können. Natürlich bestand die einzige Möglichkeit, das zu überprüfen, darin, es auszuprobieren – was seinen Tod bedeuten konnte, falls es nicht funktionierte. Dummerweise hatte er derzeit wenig Lust, zu sterben. Nicht jetzt, wenn Max aufzutauen schien. Aber vielleicht war sie bloß so müde, dass sie nicht mehr merkte, was sie tat.
Frustriert stöhnte er auf, streifte die letzten Kleider ab und ging unter die Dusche. Er hatte Zeit mit ihr allein verbringen wollen, und nun mussten sie Valery die Nacht über und Holt noch mindestens einen weiteren Tag hier behalten, wenn nicht länger. Alexander griff nach der Seife.
Er war beinahe fertig, als er spürte, wie Max’ Shadowblade erwachte. Ihre Energie strömte durch die Wände wie eine Woge kochenden Teers. Er drehte den Hahn ab und zog seine Hosen an, ohne sich abzutrocknen. Dann riss er die Badezimmertür auf, sprang in den Raum und verharrte. Max stand am Fußende des Betts und starrte auf den Fernseher. Ihre Lippen waren weiß, sie zitterte am ganzen Leib.
»Was ist los?«, fragte er und suchte den Raum ab. Holt war noch immer gefesselt. Valery stand an der Wand, und magische Schlieren umspielten ihre Arme. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Max. »Was ist?«
Sie begann zu zittern und zu taumeln. Alexander packte sie bei den Hüften, als sie die Augen verdrehte und in sich zusammensackte.
»Max!«
Er legte sie auf das Bett. Ihre Haut war grau und kalt, und die Kraft ihrer Shadowblade war verloschen wie eine Kerzenflamme. Alles in ihm krampfte sich zusammen. Er griff nach ihren Schultern und zwang sich, innezuhalten. Stattdessen legte er behutsam die Finger auf ihre Stirn. »Valery? Was ist mit ihr?«
Valery kniete sich neben Max und hielt die Hände über die zusammengekauerte Frau. Sie schloss die Augen. Der Rauch, der ihre Finger umspielte, wurde silbergrün und senkte sich über Max’ Körper. Bald war sie von einem hauchdünnen Gewebe aus Magie eingehüllt.
Eine Minute verging. Dann fünf weitere. Alexanders Anspannung legte sich nicht. Er ballte die Fäuste so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Max’ Atem ging flach und schnell, und sie lag viel zu reglos da.
»Was geht da vor?«, fragte Holt von seinem Platz auf dem Sofa. Unter Mühen kam er auf die Füße und hopste unbeholfen ans Bett, wobei die Hexenkette an seinem Rücken herabbaumelte. Er kniff die Augen zusammen, und seine Miene wurde kalt. »Halte sie auf«, sagte er zu Alexander. »Valery ist zu erschöpft für so etwas. Es zehrt zu stark an ihr.« Er
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