Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
einem Entschluss. Er wollte sie lebend. Wenn er sie derart attackierte, konnte das nur bedeuten, dass er ziemlich dringend mit ihr reden musste. Er konnte den Abgrund nicht überqueren – das hatten die Wochen voller Alpträume bewiesen. Was er auch wollte: Es war offenbar wichtig genug, um sie im Wachzustand zu überfallen und dadurch ihr Leben in Gefahr zu bringen. Er würde nicht lockerlassen, bis sie ranging. Also tat sie besser genau das.
Sie sammelte sich und überließ sich der Strömung, ohne länger zu zögern. Eiseskälte glitt bis zu ihrer Schulter hinauf und breitete sich in ihr aus, während sie durch einen schwarzen Fluss trieb. Magiefetzen in allen Regenbogenfarben verschwammen um sie herum, während sie immer schneller wurde.
Vor sich sah sie einen dünnen, violett schimmernden Streifen, der sich wie eine Horizontlinie von einer Seite zur anderen erstreckte. Der Streifen verbreiterte sich und wurde bald zu einer Wand, die sich mit einem Mal so hoch erhob, wie das Auge reichte. Die Strömung wurde nicht langsamer, während Max dem Hindernis entgegentrieb. Max machte sich für den Aufprall bereit.
Sie hatte damit gerechnet, dass es weh tun würde. Stattdessen wurde sie von weicher Wärme umhüllt, die sie geborgen hielt, ohne dabei allerdings etwas gegen den kalten Griff von Scooters Zauber auszurichten. Sie stellte fest, dass sie sich nun langsamer bewegte. Sie spürte den Zug der Strömung nicht mehr.
»Scooter?«, sagte – oder dachte – sie. Wer zum Teufel konnte das an einem Ort wie diesem schon unterscheiden? Als keine Antwort kam, versuchte sie es erneut. »Verdammt noch mal! Ich habe keine Zeit für diesen Scheiß. Du hast mich gerufen. Ich bin gekommen. Jetzt sag mir, was du willst.«
Ein kleines blaues Licht leuchtete neben Max auf. Es wurde größer, und plötzlich schälte sich aus dem purpurnen Nebel Scooter heraus. Er hatte seine menschliche Gestalt angenommen, war allerdings von rotbraunen Schuppen bedeckt. Zwischen den Schuppen verlief ein Muster aus dünnen Goldfäden. Jede Strähne seines langen Haars war goldumrandet, und die glitzernde Mähne umwogte ihn, als hätte sie einen eigenen Willen. Nur seine Augen waren dieselben geblieben: onyxschwarz mit leuchtend blauen Flecken. Scooter verschwamm für einen Moment und verfestigte sich endlich. Einmal mehr fragte Max sich, wie wohl seine wahre Gestalt aussah.
»Warum muss ich mich jedes Mal mit dir rumschlagen, wenn ich auch nur ans Schlafen denke? Was ist los?«
»Die Hüter beschwören magische Kräfte durch das Weltennetz herab.«
Max wartete, doch Scooter sprach nicht weiter. Schließlich fragte sie: »Könntest du etwas deutlicher werden? Was ist das Weltennetz?«
»Das Weltennetz besteht aus den Banden, die die Welten im Abgrund zusammenhalten. Dies …« Damit deutete er auf das Violett um sie herum und fuhr fort: »Dies ist ein Faden des Netzes. Aber das ist nicht wichtig. Herabbeschworene Magie muss schnell verwendet werden, sonst fließt sie ins Netz zurück und nimmt dabei die Kraft des Beschwörers mit. Die Hüter müssen schnell zuschlagen, wenn sie nicht großen Schaden erleiden wollen. Seit vielen Jahren ist die Magie deiner Welt ins Netz geflossen. Die Hüter ziehen sie daraus zurück und werden sie in deiner Welt freisetzen. Du bist in Gefahr.« Er sprach schnell und mit ausdrucksloser Miene.
Wenn Max ein Gesicht gehabt hätte, hätte es sich verfinstert. Als ob sie noch mehr schlechte Neuigkeiten gebrauchen könnte! »Da draußen gibt es ein paar Millionen Quadratkilometer Welt, die sie erobern wollen. Was bringt dich auf den Gedanken, dass sie ausgerechnet zu mir kommen werden?«
»Sie werden nicht zu dir kommen. Du wirst zu ihnen gehen.«
Darauf wusste sie keine Erwiderung. »Wie meinst du das?«
»Ein wichtiger Knotenpunkt liegt in dem Land, dass ihr Kalifornien nennt. Du musst dich beeilen.« Seine Stimme klang nun angespannt.
»Wie viele Knotenpunkte gibt es?«
»Ich habe dreißig erspürt.«
»Dreißig? Wie sehen sie aus? Was wird geschehen, wenn die zurückgewonnene Magie dort einströmt?«
Er zuckte mit den Schultern. »Es ist wilde Magie. Sie wird alles verändern. Ich muss gehen.«
»Es wundert mich, dass du mich nicht nach Horngate zurückschleppen willst, ehe ich mich in Schwierigkeiten bringe.«
Er legte den Kopf auf die Seite. »Ich habe gesagt, dass ich auf dich warten werde. Du hast gesagt, dass du zurückkehren wirst. Hat sich daran etwas geändert?«
Das war echt eine
Weitere Kostenlose Bücher