Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
Softballspielen eingeladen. Das große Picknick hatte jedes Mal bis in die Morgenstunden des darauffolgenden Tages gedauert.
Bei jenem letzten Picknick war Kyle erst ein paar Monate alt gewesen. Er war ein lebhaftes, glückliches Baby gewesen, und alle hatten ihn auf den Arm nehmen wollen. Max erinnerte sich daran, wie ihre Mutter ihn lachend herumgereicht hatte.
Ihre Mutter. Max hatte seit Jahren nicht mehr an sie gedacht. Ihre Augen brannten plötzlich. Ihre Mutter war Künstlerin – sie stellte wunderschöne Keramiken her. Zumindest hatte sie das früher gemacht. Nach Max’ Verschwinden hatte sie es aufgegeben. Schuldgefühle zehrten an Max. Und Hass. Alles nur wegen Giselle. Max unterdrückte den Gedanken. Es war ja nichts Neues.
Sie erinnerte sich, dass ihre Eltern bei dem Picknick davon erzählt hatten, wie sie sich das erste Mal begegnet waren und welche peinlichen Sachen Max und Tris im Laufe der Jahre angestellt hatten. Max und Tris schlugen mit Geschichten über ihre Eltern zurück, und bald lachten sie alle so laut, dass Max Bauchschmerzen kriegte. Danach machte sie zusammen mit ihrer Mutter Eiscreme. Sie redeten über Max’ Freund, über die Uni, darüber, was sie nach ihrem Abschluss vorhatte. Ihre Mutter vertraute ihr an, dass sie eine große Überraschungsparty für Tris plante, und meinte, dass Max dafür unbedingt nach Hause kommen musste.
Die Zeit war wie im Fluge vergangen. Bald war es Morgen geworden, und Giselle war gekommen, um Max abzuholen und mit ihr zum College zurückzufahren. Max erinnerte sich noch immer an das geborgene, warme Gefühl, dass sie verspürt hatte, als ihre Mutter sie zum Abschied umarmt hatte. Max hatte ihr versprochen, bald wieder zu Besuch zu kommen. Sie hatte ihrer Mutter nicht gesagt, dass sie sie liebhatte oder dass sie sie vermissen würde. Das hatte sie auch so gewusst. Und schließlich wollten sie einander ja bald wiedersehen. Jetzt wünschte Max, dass sie die Worte damals ausgesprochen hätte.
Tris und ihr Vater hatten geschlafen, als Max abgereist war. Sie hatte ihrer Schwester einen Zettel hinterlassen und ihr geschrieben, dass sie sie über Halloween besuchen würde. Doch dazu war es nie gekommen.
Max schluckte den schmerzhaften Kloß in ihrer Kehle herunter und ballte die Hand zur Faust. Sie durften nicht tot sein. Und wenn sie nicht tot waren? Wie würden sie auf Max’ Anblick reagieren? Sie biss sich auf die Unterlippe und schmeckte Blut. Es war egal, was sie dachten, solange es ihnen gut ging.
Max spürte das Jucken von Sonnenstrahlen auf der Haut im selben Moment, in dem Alexander rechts ranfuhr. Sie waren nur noch wenige Meilen von Yreka entfernt. Max stieg aus und hing zum Heck des Autos. Sie zog das Geld hervor und reichte es Alexander. Danach stieg sie auf die Stoßstange, schob die Beine in den silbernen Kokon und hielt inne.
»Leg lieber das Amulett um. Wir müssen sichergehen, dass es funktioniert.«
Er nahm es aus der Tasche. Im Supermarkt hatte er ein Stück Schnur gefunden, an dem er es sich umhängen konnte. Er holte sein Messer hervor, schnitt sich in den Daumenballen und rieb sein Blut auf beide Seiten der Metallscheibe. Sofort verschwand er. Max blinzelte.
»Tja, es funktioniert. Du solltest das Blut vielleicht dann und wann auffrischen, nur zur Sicherheit. Ich würde es gar nicht gern sehen, wenn du gegrillt wirst.«
»Freut mich zu hören«, kam seine Stimme aus dem Nichts. »Man hat nämlich den Eindruck, als würdest du mir am liebsten die Kehle durchschneiden.«
»Und meinen Taxifahrer verlieren? Wohl kaum.«
Er erschien wieder. Offenbar hatte er das Blut von dem Amulett abgewischt und ließ es nun an der Schnur von seinem Finger baumeln. »Da ist sie wieder, deine spitze Zunge. Vielleicht musst du einfach mal ein Nickerchen machen, damit du nicht mehr ganz so schlecht gelaunt bist.«
Sie biss sich auf die Wange. Sie hatten nicht viel Zeit für … was immer es war, was sie gerade taten. Indem sie nach Gründen suchte, sauer auf ihn zu sein, verschwendete sie zu viel davon. Aber so leicht wurde sie ihre alten Gewohnheiten nicht los. Ein Teil von ihr wollte ihn verzweifelt auf Abstand halten, und der andere Teil wollte ihm schlicht und einfach an die Wäsche. Aber da war noch mehr. Sie wollte ihm nicht nur das Hirn aus dem Schädel bumsen, obwohl ihr schon beim Gedanken daran fast der Speichel übers Kinn lief. Nein, sie wollte ihn ganz und gar. Er goss Öl in ihr Feuer.
»Danke«, sagte sie schließlich.
Er hob die
Weitere Kostenlose Bücher