Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
Schraubenzieher bringt nichts«, meinte Baker. »Man braucht sehr viel mehr …« Er verstummte. »Vergesst es. Wenn ihr ein Auto hochheben könnt, seid ihr allemal stark genug, um den Arretierbolzen durchzubrechen und das Auto anzulassen.«
Max grinste ihn an. »Magie hat ihre Vorzüge.«
Im Van gab es keine Werkzeuge, aber schließlich fand Alexander in einem rostigen Pick-up ein paar Autos weiter einen Schraubenzieher. Max rammte ihn ins Zündschloss und ging auf Abstand.
»Mach du das besser«, sagte sie. »Das Schloss wird sich zwar für mich öffnen, aber dann kriegen die anderen den Wagen nicht wieder gestartet, falls er ausgeht. Brich den Bolzen durch, damit es später keine Probleme gibt.«
Er beugte sich vor und drehte an dem Schraubenzieher. Mit einem knackenden Geräusch brachen Metallteile, und der Motor erwachte knatternd zum Leben. Alexander machte Baker Platz, der sich ans Steuer setzte.
»Also, wie kommen wir nach Horngate oder wie das heißt?«, fragte er nach einem peinlichen Moment der Stille.
»Moment! Ich weiß überhaupt nicht, ob ich da hinwill«, wandte Matthew von hinten ein. Er hielt das Baby an seine Schulter gedrückt und tätschelte ihm den Rücken. Amanda saß ans Fenster gelehnt.
»Wo sollten wir sonst hin?«, fragte Geoff leise. »Keiner von uns kann nach Hause zurück. Habt ihr irgendwo Freunde oder Familienangehörige, die euch unterbringen können?«
»Es hat auf der ganzen Welt solche Ausbrüche gegeben«, sagte Max. »Egal, wo ihr hingeht, ihr werdet höchstwahrscheinlich Probleme kriegen.«
»Du meinst, das hier ist nicht der einzige Fall?« Geoff sah aus, als hätte sie ihm eins über den Schädel gezogen.
»Ich weiß, dass es nicht der einzige ist.«
»Wie kommst du dann darauf, dass es in diesem Horngate sicher ist?«, wollte Baker wissen.
»Das ist eine lange Geschichte. Aber dort seid ihr im Moment wirklich sicherer als praktisch überall sonst.«
»Gibt es dort mehr Leute wie euch?«
Max nickte. »Und einige, die sogar noch … ausgefallener sind.«
Er schaute finster drein. »Werden sie uns aufnehmen?«
»Das werden sie.« Zumindest hoffte Max das. Giselle hatte angekündigt, dass Horngate eine Zuflucht für die Menschheit vor dem Krieg der Hüter werden sollte. Allerdings hatte die Hexenschlampe nie ein Wort darüber verloren, was für Leute sie aufnehmen wollte. Vielleicht suchte sie nach Nobelpreisträgern oder anderen Leuten, die sie als würdiger erachtete als einen Motorradfahrer, einen Vater, zwei Teenager und eine junge Familie. Andererseits war es Max scheißegal, was Giselle wollte. Horngate war auch Max’ Zuhause, und diese Leute brauchten einen Ort, an dem sie unterkommen konnten.
»Gib mir den Block und den Stift da.« Max zeigte aufs Armaturenbrett. Sie zeichnete eine Karte mit Wegbeschreibung nach Horngate. »Ruft erst unter dieser Nummer an«, erklärte sie und schrieb Nikos Handynummer dazu. »Hoffentlich haben sie dort noch Empfang. Sagt ihnen, dass ich euch schicke. Wenn ihr niemanden erreicht, fahrt direkt nach Horngate. Denjenigen, die euch anhalten, gebt ihr dann diesen Zettel.« Sie kritzelte ein paar Sätze darauf und reichte Baker den Block. »Erzählt ihnen, was hier vorgefallen ist.«
Sie trat zurück und stieß dabei gegen Alexander, der schweigend hinter ihr gestanden hatte. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie festzuhalten. Zuerst wollte sie ihn abschütteln, doch dann verharrte sie.
»Dort ist alles ziemlich seltsam«, warnte sie Baker vor.
Er hob die Brauen. »Seltsamer als das da?«, fragte er ungläubig und zeigte auf die magische Zone.
Sie zuckte mit den Schultern. »Könnte man so sehen.« Sie fragte sich, was diese Leute von den beiden Engeln halten würden. Wenn irgendwelche Leute im Van religiös waren, würde es sie möglicherweise etwas aus der Bahn werfen, zu erfahren, dass Engel magische Geschöpfe waren und keine Gesandten Gottes. »Ihr solltet euch auf den Weg machen.«
Baker zögerte. »Vielleicht sollten wir auf euch beide warten, damit ihr uns begleiten könnt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Möglicherweise kommen wir nicht wieder.«
Er schnalzte mit der Zunge. »Also fahren wir alleine. Viel Glück euch beiden.« Er legte den Gang ein und schaute noch mal aus dem Fenster. »Danke für eure Hilfe. Ohne euch wären wir da nicht rausgekommen.« Er trat aufs Gas und winkte, und schon raste der Van in die Nacht davon.
Max schaute den kleiner werdenden Rücklichtern nach. »Wir sind dran«,
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