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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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genug leben will, um Giselle zu töten. Ich bin keine Heldin und keine Heilige. Halte mich nicht dafür.«
    Damit ließ sie den Motor aufheulen und schaltete hoch. Erneut quietschten die Reifen, und sie rasten in Richtung Autobahn, zurück nach Julian.

Kapitel 15
    W o sind wir?«, fragte Max, als sie die Auffahrt zur Autobahn erreichten.
    »Granite Hills an der Interstate 8. Fahr nach Osten. Nach etwa zwanzig Meilen biegst du nach Norden auf den Highway 79 ab. Folge den Schildern.«
    Alexander bekam kaum Luft. Sein Herz raste, und seine Wunden brannten. Max schaltete, fuhr auf die Autobahn und trat das Gaspedal durch. Der Motor heulte protestierend auf, aber bald rasten sie mit über hundertvierzig Stundenkilometern die Straße entlang. Ihre Anspannung war deutlich zu spüren. Ihm war klar, dass es eher mit seinen Worten zu tun hatte als mit der nahenden Morgendämmerung.
    »Wie viel Zeit haben wir noch?«, fragte er und hustete keuchend. Sein ganzer Leib pulsierte vor Schmerz. Kevs Klauen hatten tiefe Schnitte hinterlassen, und Alexander war zu geschwächt, um damit zurechtzukommen. Die Schussverletzungen, die Thor ihm verpasst hatte, hatten sich geschlossen. Doch dort, wo die Kugeln seinen Körper durchstoßen hatten, waren feurige Bahnen zurückgeblieben. In seinem Oberschenkel steckte immer noch eine, die herausgeschnitten werden musste.
    »In weniger als zwei Stunden geht die Sonne auf«, antwortete Max gepresst.
    Sie bog im höchstmöglichen Tempo auf den Highway 79 ab, so dass das Heck des Wagens kurz ausbrach. Auf der gewundenen Straße musste sie langsamer fahren. Die Reifen quietschten bei jeder Kurve, und Alexander musste alle Willenskraft aufwenden, um sich nicht zu übergeben.
    »Wo hast du das Fahren gelernt? Bei der Formel 1?«, fragte er, als sie sich durch eine Reihe scharfer Kurven schlängelten. Er hielt sich mit Armen und Beinen fest, um nicht auf dem Rücksitz hin- und hergeworfen zu werden.
    »Vor langer, langer Zeit, in den Neunzigern, gab es keine Geschwindigkeitsbegrenzungen in Montana«, erwiderte sie. »Horngate liegt in den Rocky Mountains, und ich fahre Giselle recht viel herum.«
    Alexander musste trotz seiner Qualen grinsen. Sie hatte eine boshafte Ader, die ihm gefiel. Er wollte ihr weitere Fragen stellen, mehr über sie und Giselle und Horngate in Erfahrung bringen, doch er traute sich nicht. Wahrscheinlich würde sie glauben, dass er für Selange spionierte.
    »Geht es dir gut?«, fragte sie und überraschte ihn einmal mehr mit ihrer Besorgnis.
    »Ich werd’s überleben«, erwiderte er leichthin und fügte leise hinzu: »Ich verspreche dir, dass ich keinerlei Loyalitäten mehr für Selange hege. Ich will dich nur sicher von hier wegbringen.«
    Sie antwortete nicht. Alexander schloss die Augen, als sie um eine weitere Kurve bogen. Den Rest der Fahrt über schwiegen sie.
    Sie erreichten Julian gut fünfundvierzig Minuten, nachdem sie auf die Autobahn gefahren waren. Max fuhr auf den Seitenstreifen und schaltete den Motor ab, der nach einem kurzen Stottern erstarb. Sie warf einen Blick über die Schulter.
    »Warte hier. Ich hole den Pick-up.«
    Sie verschwand, und Alexander versuchte unter Mühen, auszusteigen. Sein Körper war steif, und jede Bewegung war ein kleiner Sieg. Er hörte, wie der Pick-up brummend zum Leben erwachte, und rechnete halb damit, dass Max davonfahren würde, ohne noch einmal anzuhalten. Stattdessen parkte sie neben dem Celica, stieg aus und kam ums Auto herum, um ihm zu helfen. Sie wickelte ihm eine Decke um die Schultern und setzte ihn auf den Beifahrersitz. Er stellte fest, dass er zitterte. Er hatte viel Blut verloren, und die Klauenwunden waren wie Säurespritzer, die sich in sein Fleisch fraßen. Plötzlich wurde ihm etwas klar. Der Dreckskerl hatte sich die Klauen vergiftet.
    Max entfernte den improvisierten Verband von seiner Schulter. Das Gift hatte sich festgesetzt, und Alexanders Wunden hatten eine schmutzige schwarze Farbe angenommen. In das austretende Blut mischten sich dickflüssige grüngelbe Absonderungen, die um die Wunden herum einen Schorf auf Alexanders Haut bildeten. Darunter öffneten sich schwärende Stellen. Ihre Miene wurde ernst. Wortlos öffnete sie die Hintertür des Pick-ups und zog eine Holzkiste unterm Sitz hervor. Sie öffnete sie und zog ein Plastikglas hervor. Daraus drang ein ekelhafter Geruch – wie von verdorbenen Zwiebeln und Tiergedärmen. Die Salbe selbst war weiß und klumpig. Alexander würgte und hielt den Atem an.

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