Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
behandeln würden?«
Vor zwei Tagen hätte sie mit Ja geantwortet. Doch dann hatten sie Max vom Abgrund des Todes zurückgezerrt, und jetzt hatten die anderen sich in den Kopf gesetzt, dass sie auf sie aufpassen mussten. Sie unterdrückte ein Stöhnen. Alexander bemerkte, wie sie nachgab, und ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. Sie hätte ihm am liebsten eine reingepfeffert. »Meine anderen Shadowblades? Ich bin mir nicht so sicher, ob du zu meinen Leuten gehörst«, gab sie zurück.
Das wischte ihm das Grinsen vom Gesicht. Er ließ die Hand sinken und trat steif und mit strenger Miene zurück. »Sollen wir?« Er wies zur Tür, wobei er selbst im Flur stehen blieb, um ihr den Weg zu versperren. Er würde nicht zulassen, dass sie umkehrte, um sich Selange zu schnappen.
»Geh vor«, forderte sie ihn mürrisch auf. So bald wie möglich würde sie ihren Shadowblades eine Lektion darüber erteilen, wer hier der Boss war. Sie starrte wütend Alexanders Rücken an, während er die Tür aufzog und hinausspähte. Sie wusste nicht, was sie von ihm halten sollte oder was er vorhatte. Leise seufzend schüttelte sie den Kopf. Giselle hätte ihm einfach die Kehle durchgeschnitten. Doch wenn er all das getan hatte, um Max zu retten, war sie ihm etwas schuldig. Zumindest verdiente er eine Chance, sich zu beweisen.
Sie verdrehte die Augen. Langsam wurde sie weich. Hoffentlich handelte es sich nicht um eine tödliche Krankheit.
Kapitel 14
S ie traten in einen absurden Garten hinaus. In der Wüste von San Diego hätte es eigentlich keinen Dschungel geben dürfen. Max rechnete beinahe damit, das Kreischen von Pavianen zu hören. Stattdessen herrschte Stille. Ein rauchiger Nebel hing dick in der Luft und gab ihnen Deckung. Sie nahm Witterung auf. Der Wind kam von Südosten und trug Rauch und Asche mit sich. Es war unmöglich, etwas anderes zu riechen. Alexander duckte sich und flitzte zu einem nahen Feigenbaum. Sie folgte ihm. Er beugte sich dicht zu ihr, so dass seine Lippen ihr Ohr streiften.
»Geh nach Südosten zur Mauer. Da ist ein Tor, und draußen steht ein Auto für dich bereit. Ich sorge dafür, dass dir niemand folgt.«
Max wandte den Kopf, um ihn anzusehen. Er wusste ihre misstrauische Miene zu deuten und zuckte zurück, als hätte sie ihm eine Ohrfeige gegeben. »Wir gehen zusammen oder gar nicht.«
Er nickte einmal. »Ja, Boss.«
Damit drehte er sich um und ging bergab voran. Max war es gewohnt, im dichten Unterholz und in den Wäldern von Montana zu wandern, und sie glitt wie ein Schatten durchs Blattwerk. Alexander war lauter. Sie ließ sich zurückfallen. Falls ihr Verfolger sich nach seinem Gehör richtete, würde er Alexander attackieren. Und wenn er das tat, würde sie ihn sich schnappen. Sie zog ihr Messer und hielt es bereit.
Sie waren etwa dreihundert Meter weit gekommen, als der Jäger zuschlug. Er ließ sich aus den Bäumen fallen, ein verschwommener Fleck aus grauem Fell, der sich in Alexanders Rücken krallte und ihn mit mörderisch gekrümmten Klauen attackierte. Alexander warf sich gegen einen Baum, so dass das Geschöpf, begleitet vom Geräusch brechender Knochen, an den Stamm gedrückt wurde. Max war in dem Moment losgerannt, in dem der Jäger angegriffen hatte. Sie warf sich auf ihn und riss seinen Kopf zurück. Der Jäger kreischte und heulte. Sie bohrte ihm das Messer in den Hals und riss es wieder heraus. Damit durchtrennte sie seine Kehle, seine Schlagadern und seine Sehnen mit einem Schnitt. Blut schoss aus der Wunde, während sie seinen Kopf packte und ihm das Genick brach. Sie ließ den Körper fallen und säuberte ihr Messer am Fell des Wesens. Der schwere Geruch des Göttlichen stieg von dem Kadaver auf.
»Was ist das für einer?«, fragte sie, während sie Alexander aufhalf.
Er runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht.«
Dann gab er einen warnenden Laut von sich und stieß Max zurück. Sie wollte ihn gerade zurückschubsen, da schaute sie erneut auf das Geschöpf. Es schmolz. Nein – es verwandelte sich. Es löste sich zu einer Art grauem Schleim auf und wurde wieder fest. Zu ihren Füßen lag ein wunderschöner Mann mit schokoladenfarbener Haut. Um ihn herum tanzten goldene Funken in der Luft wie Glühwürmchen und sanken zu Boden. Während sie zusah, schloss sich die Wunde in seiner Kehle langsam.
»Mistkerl«, sagte Alexander, und sie hörte die kalte Abneigung in seiner Stimme.
»Was ist er?«
»Einer von Selanges Vertrauten. Ein Tatane-Feenwesen, offensichtlich
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