Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Pharaoh Francis
Vom Netzwerk:
Für Horngates Wohl hoffte Max, dass die beiden recht hatten. »Was hast du zu verlieren?« Eine Menge. Wenn Selange Horngate betrat, um gegen Hekaus Engel zu kämpfen – und gegen einen weiteren Engel, wenn Alton nicht gelogen hatte –, würde sie Hekau das schwerlich erklären können, falls die Sache schiefging. Ab hier gab es kein Zurück mehr. Trotzdem hatte eine Fleischzauberin wie sie weitaus mehr zu verlieren, wenn die Hüter die Menschheit auslöschten. Sie, die einst eine mächtige Hexe gewesen war, würde dann als Fußabtreter enden.
    Dass Selange so schnell antwortete, bewies Max, wie sehr sie diese Möglichkeit fürchtete. »Was stellst du dir vor?«
    »Es gibt noch einen anderen Weg nach Horngate. Mit zwei Hexen, deinen Shadowblades und dem Hagelkorn sind wir vielleicht stark genug, um etwas zu unternehmen.«
    »Kein besonders beeindruckender Plan«, höhnte Selange.
    Max konnte ihr nur von ganzem Herzen beipflichten. »Hast du einen besseren?«
    Selanges Finger mit den roten Nägeln krümmten sich wie blutige Klauen. Ganz offensichtlich hätte sie nichts lieber getan, als Max das Gesicht einzuschlagen. Und Alexander. Aber sie steckte am Grunde eines großen dunklen Lochs fest, und den einzigen Weg nach draußen bot Max. »Ich habe keine Wahl.«
    »Zumindest nicht, wenn du deine Fleischmagie nicht verlieren willst.« Doch Max wurde klar, dass das keinen Sinn ergab. Sie verstummte, und ihre Gedanken rasten. Selange konnte unmöglich hoffen, dass sie die Hüter von der Vernichtung der Menschheit abhalten würde. Das hieß, dass sie etwas anderes wollte. Das Hagelkorn? War es mächtig genug, um die verlorene Macht zu ersetzen, falls die Menschheit vernichtet werden würde? Oder plante sie etwas anderes? Sie hatte jedes Wort gehört, das Alton über Max, Giselle und Horngate als Knotenpunkt von Möglichkeiten gesagt hatte. Was, wenn sie eigentlich hinter dem Hagelkorn her gewesen war, sich aber nun vorgenommen hatte, diesen Knotenpunkt zu erobern und Hekau gegenüber als Verhandlungsangebot zu benutzen? Mit diesen beiden Vorteilen würde sie vielleicht ihren Arsch retten können.
    Die bleierne Schwere in Max’ Magen verriet ihr, dass sie recht hatte. Doch darum konnte sie sich später Sorgen machen, sobald sie rausgefunden hatte, wie sie Horngate retten konnte.
    »Wo ist der andere Eingang?«, fragte Selange.
    »Nicht weit. Aber wir müssen klettern.« Max wartete nicht auf eine Antwort oder darauf, dass Selange ihre Wachhunde zurückpfiff. Sie steckte ihrer 45er ins Halfter und öffnete die hintere Tür des Pick-ups. Alexander stand mit dem Rücken zum Wagen neben ihr und behielt mit gehobener Waffe seine ehemaligen Kameraden im Auge.
    »Weißt du, was du da tust?«, fragte er.
    »Nein. Aber wir müssen da rein. Entweder machen wir es so, oder wir versuchen, durch die Barriere zu gehen. Auf ersterem Weg sind die Chancen ein kleines bisschen besser.«
    »Du kannst Selange nicht vertrauen.«
    »Mann, du bemerkst das Offensichtliche echt schnell, Schleimer. Ich weiß, dass ich ihr nicht vertrauen kann. Aber fürs Erste ist der Feind meines Feindes mein Freund.«
    »Und was, wenn sie nicht der Feind deines Feindes ist?«
    Darauf hatte Max keine Antwort parat.

    Bevor sie sich auf den Weg machten, schnürten sie Alton ein, und Selange fesselte ihn mit einer Hexenkette. Dabei handelte es sich um die Hexenversion von Kryptonit. Es war vielsagend, dass sie das Zeug in ihrem Lieferwagen zur Hand hatte, und Max mahnte sich einmal mehr, Selange in Horngate immer im Auge zu behalten.
    Der Weg zum Eingang führte anderthalb Meilen weit nordostwärts durch das unwirtliche Gelände des Lolo National Forest. Die Berge drängten sich dicht aneinander wie die Falten einer zerknitterten Decke. Die Stämme standen eng beieinander, und die Kammläufe waren aufgrund des Fallholzes und der Stellen, an denen Borkenkäfer die Bäume beschädigt hatten, besonders trügerisch.
    Max war an das rauhe Terrain gewöhnt und ließ ihre Begleiter ohne Schwierigkeiten hinter sich. Nur Alexander hielt entschlossen mit ihr Schritt. Mehr als einmal rettete er sich durch reine Körperkraft, als er auf messerscharfen Kämmen stolperte und an steilen Talwänden ins Rutschen geriet. Max musste immer wieder auf Selange und ihre restlichen Shadowblades warten. Bald humpelte die Hexe und war außer Atem. Schweiß lief ihr über die Stirn und tränkte den Kragen ihrer Bluse. Ihre Hände und Arme waren zerkratzt, und an einigen Stellen hatte sie

Weitere Kostenlose Bücher