Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
Durchgang wurde so angelegt, dass nur ich ihn passieren kann. Ihr würdet sterben, sobald ihr nur einen Fuß hineinsetzt. Wenn ich am anderen Ende rauskomme, kann ich die Verteidigungsanlagen abschalten. Also müsst ihr hier warten.« Sie schaute erneut zu Thor. »Ich bin nicht deine Prime, aber ich würde dir raten, die Felswand hochzusteigen und deinen Freunden den Weg nach unten zu zeigen, damit sie sich nicht die Hälse brechen. Hoffentlich kriege ich das Ding hier auf, bevor ihr alle vom Feuer gegrillt werdet.«
Thor nickte und salutierte lässig. »Gute Reise.« Damit wandte er sich um und lief mit großen Schritten los.
Max nahm ihre Waffen ab und legte sie beiseite. Als sie damit fertig war, wandte sie sich Alexander zu. Seine Meine war eisig. Sie hob das Kinn und begegnete seinem Blick. Unsicherheit ließ sie zögern. Sollte sie es ihm sagen? Sie stieß einen entnervten Seufzer aus.
»Der Ehrlichkeit halber sollte ich dir wahrscheinlich mitteilen, dass ich diese Passage noch nie erfolgreich durchquert habe. Beim letzten Versuch wäre ich beinahe nicht mit dem Leben davongekommen.«
Mit offenem Mund starrte er sie an. »Was?«
»Giselle wollte es nicht zu leicht machen. Eine Hintertür ist eine Lücke in der Verteidigung und somit ein Sicherheitsrisiko für Horngate. Theoretisch kann ich durchkommen. Sie soll speziell auf mich zugeschnitten worden sein.«
Er stellte sich dicht vor sie und schaute mit zuckenden Kiefermuskeln auf sie herab. »Theoretisch?« Er presste das Wort zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Max befeuchtete sich die Lippen. Sie war nervöser, als sie es sich eingestehen wollte. Doch der Schlüsselzauber hatte bei ihr in den letzten paar Tagen besser funktioniert als je zuvor. Und in eben diesem Moment wollte sie mehr als alles andere bis nach Horngate gelangen. Sie hoffte, dass das ausreichen würde. »Damals ist es mir nicht klar gewesen, aber ich denke, sie hat damit gerechnet, dass die Hüter sie früher oder später holen würden. Ich glaube, dass nicht einmal diese mächtigen Wesen es durch diese Spießrutengasse schaffen. Giselle hat die Zauber dafür nicht selber erschaffen. Sie hat einen Gefallen von jemandem eingefordert.« Welches Geschöpf verfügt über magische Kräfte, die ausreichen, um die Hüter aufzuhalten? Sie zögerte. »Das Problem ist, dass dieser Eingang eigentlich niemanden durchlassen will, nicht einmal mich.«
Er packte sie bei den Armen, als wollte er sie schütteln, hochheben oder herumschleudern, um sie wieder zur Vernunft zu bringen. »Wie kommst du darauf, dass du es diesmal schaffst?«
»Weil ich es muss«, erwiderte sie schlicht und entzog sich ihm. »Wir haben keine andere Wahl. Ich mache mich besser an die Arbeit.«
Sie ließ ihm keine Zeit für weitere Einwände. Stattdessen drehte sie sich um und trat geduckt zwischen den hohen Felsbrocken am Eingang hindurch. Es flackerte, und dann war sie in einer Höhle. Stille hüllte sie ein wie ein Leichentuch. Vor ihr befand sich ein langer gerader Gang, in dem milchig blaue Magie wie ein Netz dicker Spinnweben hing. Sie spürte das magische Pulsieren in den Knochen. Der Geruch des Göttlichen lag so schwer in der Luft, dass sie kaum atmen konnte.
Sie griff in die Tasche und strich mit den Fingern über den Medizinbeutel aus weichem Leder und das kalte Hagelkorn darin. Das letzte Mal, als sie versucht hatte, hier durchzukommen, war sie kaum hundert Meter weit gekommen, bevor sie umgekehrt und zurückgekrochen war. Körperlich war sie total am Ende gewesen, fast bis auf die Knochen ausgezehrt. Sie ballte die Hand zur Faust. Diesmal konnte sie es sich nicht leisten umzukehren.
Langsam holte sie den Beutel aus der Tasche, zog das Hagelkorn heraus und legte es sich auf die Handfläche. Wenn sie es nicht schaffte, konnte sie Horngate immer noch helfen. Sie musste es nur schlucken. Sei dir gewiss, was du willst. Du wirst es erhalten. Sie schnaubte leise. Wenn es nur so einfach wäre. Die Frage lautete: Was sollte sie sich bloß wünschen?
Darüber hatte sie bereits während der ganzen Rückfahrt nach Montana gegrübelt. Max hatte eine Idee und keine Zeit, sich etwas Besseres auszudenken. Und sie hatte auch keine Zeit zu verschwenden. Eilig steckte sie sich das Hagelkorn in den Mund. Die Kälte brannte ihr auf der Zunge. Sie konzentrierte sich, schluckte und hielt dabei mit aller Macht ihren Wunsch in Gedanken fest.
Sie spürte, wie das kalte Hagelkorn ihr durch die Kehle und in den Magen glitt, wo
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