Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
Blutergüsse.
Sie waren nur noch einen Kamm von Horngates Hintertür entfernt, und Max’ Bannzauber rissen sie in Stücke. Ihr Herz pochte so heftig, dass sie fürchtete, es würde ihr aus der Brust springen. Sie ertrug es nicht, stehen zu bleiben. Als Selange keuchend aufholte, drehte Max sich um und rannte den Hang hinauf. Hinter ihr erklangen Schritte. Sie warf einen Blick über die Schulter. Alexander war drei Meter entfernt. Ihm folgte der ungepflegte langhaarige Blonde in den verwaschenen Jeans und heruntergekommenen Cowboystiefeln, der Alton niedergeschlagen hatte. Sie erinnerte sich an ihn. Er war einer von denen, die sie in Julian gefangen genommen hatten.
Fünfzehn Minuten später erreichten sie und ihre beiden Schatten den Kamm von Sweetwater Ridge. Von der Felskante aus war eine grüne, von Gletschern gegrabene Schlucht zu erkennen. Ein Bach schlängelte sich durch die Weiden am Talgrund, und am Rand des Wasserlaufs standen Espen und Birken wie silbrige Wachtposten. Am gegenüberliegenden Ende des Tals sprangen wilde Flammen von einer Baumkrone zur nächsten über. Weiter und weiter breitete das Feuer sich in der unbewegten Luft aus. Engelsfeuer brauchte keinen Wind.
Rauchschwaden hingen tief, und der Gestank des Unheimlichen und des Göttlichen schnürte ihr die Kehle zu. Westlich von ihnen klemmte die graurote magische Barriere zwischen den Bergen. Max ging in die Hocke und beugte sich über die Kante, um hinunterzuschauen.
Der Weg in das kleine Tal bot nicht mehr als eine Reihe schmaler Vorsprünge und aus dem Fels ragender Tritte sowie ein Netzwerk von Spalten, in die man die Finger stecken konnte. Dass das Tal so unzugänglich war, machte es zum perfekten Ort, um den Hintereingang nach Horngate zu verbergen. Das Feuer hatte diesen Ort noch nicht erreicht. Wenn es dazu kam, würde es viele Stunden lang kein Durchkommen mehr geben.
Sie erhob sich und ging an der Kante entlang. Auf halbem Weg nach unten drehte sie sich um und schaute zu Alexander. »Vertraust du mir?«
Prüfend kniff er die Augen zusammen. »Ja.«
»Gut.«
Sie lächelte ihn verschlagen an und hüpfte seitwärts über den Rand.
Kapitel 18
M ax fiel etwa acht Meter tief und landete auf einem Vorsprung, der von oben nicht zu sehen war. »Max!« Alexanders Stimme hallte durchs Tal. Er war stinksauer.
»Du bist dran!«, rief sie nach oben. »Der Vorsprung ist nicht besonders breit, also spring nicht zu weit, sonst fällst weiter bis auf den Talboden. Stell dich dahin, wo ich gestanden habe, damit du ihn nicht verfehlst.«
Sie trat zur Seite, und Sekunden später landete Alexander zusammengekauert nahe des Abhangs. Er sprang auf die Beine, stürmte zu ihr herüber, packte sie und zog sie eng an sich.
»Was zum Teufel war das?«
Max lächelte ungerührt. »Ich will halt meinen Spaß.« Sie schaute über seine Schulter zu seinem Gefährten, der gerade ebenfalls herabgesprungen war. »Ist das Thor?«
Alexander nickte und wich zurück. Sie nickte dem anderen Mann zu, der überrascht wirkte, dass sie seinen Namen kannte.
»Ab hier wird es schwierig. Passt auf, wenn ihr mir folgt.«
Sie machte sich auf den Weg nach unten. An einer Stelle erforderte eine Lücke von sieben Metern einen weiteren tiefen Sprung. Der Felsvorsprung, den sie als Ziel anpeilten, war kaum größer als eine Briefmarke und bot daher nur Platz für jeweils eine Person. Max gab Alexander und Thor genaue Anweisungen für den gefährlichen Abstieg ins Tal. Schließlich erreichte sie das obere Ende der Moräne, die um den Talrand verlief. Sie rutschte schräg hinunter, und Kiesel kullerten in einer kleinen Lawine hinter ihr her. Augenblicke später standen Alexander und Thor atemlos neben ihr. Beide waren zerschunden und bluteten.
Max drehte sich um, joggte zum Bach und sprang hinüber. Sie lief weiter und hielt schließlich neben einigen herabgestürzten Granitbrocken an, die von Zeit und Witterung glatt geschliffen worden waren. Die Felsen ragten mindestens fünfzehn Meter in die Höhe.
»Und jetzt?«, fragte Alexander nach kurzem Zögern.
»Jetzt kommt der Teil, der euch überhaupt nicht gefallen wird«, meinte Max. »Von hier an muss ich alleine gehen.«
»Auf gar keinen Fall.«
Thor gab ein leises Kichern von sich, worauf Alexander ihn mit einem sengenden Blick bedachte, der ihn schnell zum Schweigen brachte. Alexander schaute wieder zu Max.
Sie wartete seinen Widerspruch nicht ab, sondern erklärte in unnachgiebigem und endgültigem Tonfall: »Der
Weitere Kostenlose Bücher