Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
Shadowblades werden für uns beide einstehen. Sie dürfen den inneren Kreis nicht verlassen. Unsere Fähigkeiten werden dabei ebenso einer Prüfung unterzogen wie unsere Macht, sie zu erschaffen und sie zu brechen. Jeder Angriff ist erlaubt, mit Ausnahme von tödlichen Treffern. Wer von den beiden zuerst das Bewusstsein verliert, scheitert im Wettstreit. Die Gewinnerhexe darf die gescheiterte Shadowblade als Trophäe einfordern und mit ihm oder ihr verfahren, wie es ihr gefällt. Zusätzlich wird die Verliererin einen Zehnt in Form eines Abkommens zahlen, in dem sie der Siegerin unter anderem gestattet, für sieben Jahre unentgeltlich ihr Land zu durchqueren. Bist du einverstanden?«
»Ich freue mich schon darauf, deinen Primus in Besitz zu nehmen«, meinte Giselle, während sie Alexander eingehend von Kopf bis Fuß musterte. Ihr Blick ging ihm durch Mark und Bein. »Und das Recht, dein Land zu durchqueren, wird sehr wertvoll für mich sein.«
Selange presste die Lippen aufeinander, so dass sie eine dünne Linie bildeten. »Du solltest die Trophäen nicht vorschnell einfordern. Vielleicht bin ich als Gegnerin sehr viel gefährlicher, als du glaubst.«
»Vielleicht«, stimmte Giselle ihr zu, klang jedoch wenig überzeugt. »Wollen wir anfangen? Die Sonne geht bald auf. Wir haben nicht viel Zeit.«
»Es wird nicht lange dauern«, sagte Selange. »Tretet in den Kreis.«
Nachdem Alexander sein Seidenhemd ausgezogen hatte, ließ er es zusammen mit seiner Sonnenbrille zu Boden fallen und betrat den Kreis. Er holte tief Luft und spannte die Bauchmuskeln an. Ganz egal, wie schnell es gehen würde, diese Sache würde sehr schwer werden. Max streifte seinen Arm. Er schaute zu ihr und wollte ihr seltsamerweise Mut machen. Aber das hatte sie nicht nötig. Ihre Körperhaltung wirkte locker und entspannt, ihre Miene beinahe heiter. Sie schaute geradeaus, doch Alexander fragte sich, ob sie überhaupt etwas sah. Ihr Blick kam ihm so verschlossen vor, als hätte sie ihren Körper gänzlich hinter sich gelassen. Alexander runzelte die Stirn. War das möglich? Wenn ja, dann konnte er sie nicht besiegen. Er konnte nicht mit einer Leiche kämpfen.
»Erhellt den Kreis«, forderte Selange. Die versammelten Hexen stellten sich hinter den Kerzen auf, die den Ring umgaben. Sie reichten sich die Hände, um ihrerseits einen Kreis zu bilden. Dann stimmten sie einen hohen Gesang an, der Alexanders Körper durchdrang wie eiskalter, rostiger Stahl.
Als ihre Stimmen lauter wurden, strömte Magie in den Saal. Dies waren die mächtigsten Hexen im westlichen Nordamerika. Jede von ihnen verfügte über eine gewisse Anzahl geringerer Hexen und hatte ihrem Zirkel einen Sitz geschaffen. Es war also kein Wunder, dass die von ihnen heraufbeschworene Magie die Sicherheitszauber um die Sagrado erzittern und die Kerzenleuchter aufflackern ließ. Alexander spürte, wie die Magie in Wellen seinen Körper duchströmte. Sie drückte schwer auf seine Ohren und Nebenhöhlen, riss an seinen Lungen, fraß sich wie Säure durch seine Knochen.
Plötzlich loderten die halb heruntergebrannten Kerzen um den Kreis herum auf. Alexander hatte bereits die Augen geschlossen, um nicht geblendet zu werden. Die Hitze der Flammen schlug ihm entgegen wie ein Mittsommernachtswind. Die Helligkeit auf der anderen Seite seiner Lider ließ nach, und er öffnete die Augen einen Spaltbreit. Die Kerzen waren auf dem Boden zu süßlich riechenden Pfützen zerschmolzen. Ihre Flammen waren in den Kreis eingesunken und erhellten die bunten Edelsteine wie Splitter eines Regenbogens.
Die überirdischen Stimmen der Hexen erhoben sich zu einem disharmonischen Höhepunkt und verstummten abrupt. Erwartungsvolle Stille breitete sich aus. Über ihnen auf der Galerie hörte Alexander, wie die Shadowblades nach vorne drängten, um besser sehen zu können.
»Die Bedingungen stehen also fest«, sagte Selange ins Schweigen hinein. »Irgendwelche letzten Worte, bevor der Wettbewerb beginnt?« Sie schaute zu Max.
Schnaubend warf Max ihr einen Blick zu. »Halt die Klappe und fang an, Miststück.«
Alexander zuckte zusammen.
Selange verzog das Gesicht. »Dafür wirst du bezahlen, wenn du mir gehörst«, erklärte sie sanft.
Als Max nun die Zähne bleckte, war Alexander sich nicht sicher, ob sie gleich losknurren würde oder ob sie gerade verbittert lächelte. »Fick dich«, entgegnete sie.
Wie nach einem Schlag taumelte Selange zurück. Alexanders erster Gedanke war rasender Zorn. Schützend
Weitere Kostenlose Bücher