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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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würgte er und erstickte fast an seiner Galle und seinen Schreien. Eine Ratte zwängte sich durch seinen Hals in seinen Mund. Das war zu viel.
    Sein Körper bog sich durch, und nur noch sein Kopf und die Hacken berührten den Boden. Jeder Muskel in seinem Leib war angespannt und verkrampft, als die Ratte zwischen seinen schmerzverzerrten Lippen hervorkroch. Schließlich breitete die gnadenvolle Dunkelheit ihre schützende Hand aus, und er vergaß alles.

Kapitel 7
    A lexander wusste nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war, aber es konnte nicht lange gewesen sein. Noch immer schoss ihm das Adrenalin durch den Körper, und sein Herzschlag raste. Er lag innerhalb des Kreises.
    Die Ratten waren fort.
    Ihn erfüllte die tiefste Erleichterung, die er jemals verspürt hatte. Tränen brannten in seinen Augen. Er blinzelte sie fort und hielt den Mund fest geschlossen. Die Erinnerung an die Nagetiere, die sich durch seinen Körper gegraben und gefressen hatten, ließ ihn vor Grauen schwindeln. Blut lief ihm aus Nase und Mund, und noch mehr davon trat aus den Wunden an seiner Brust und an seinem Rücken. Er hatte ein seltsames Klingeln in den Ohren.
    Alexander vernahm über sich und wie aus weiter Entfernung Selanges Stimme.
    »Du hast den Wettstreit gewonnen.« Die kalte Wut in ihrem Tonfall hätte Diamanten bersten lassen. »Öffnet den Kreis.«
    Er hatte verloren. Das bedeutete etwas – etwas Schreckliches. Aber seine Gedanken waren zu wirr, um es zu erfassen. Stattdessen huschten sie davon und verflüchtigten sich im Gesang der Hexen. Ein greller Lichtblitz blendete ihn, und er kniff die Augen zu. Er hörte das leise Geräusch von Selanges Füßen, als sie sich näherte. Er wollte sich aufsetzen, doch Schmerz pochte mit der dumpfen Gewalt eines Vorschlaghammers in seinem Leib. Seine Muskeln fühlten sich erschöpft an. Er brach zusammen. Selange legte eine Hand auf seinen Kopf. Der erstickende Duft ihres Parfüms unhüllte ihn. Um klarer zu sehen, blinzelte er. Ihr Kinn zitterte.
    »Du hast versagt«, fauchte sie und verzog die roten Lippen. »Ich hab doch immer gewusst, dass du mich genau dann im Stich lässt, wenn ich dich am dringendsten brauche. Alles Gute.«
    Erst dann begriff er, was sie tat. Ihr Griff um seinen Kopf wurde fester, als ob sie ein loses Garnknäuel packte. Ihre Fingernägel gruben sich in seine Stirn. Sie zerrte und riss an ihm, während sie vor ihm stand. Einen Sekundenbruchteil lang kam es Alexander vor, als wäre nichts weiter geschehen. Dann spürte er es. Es war, als hätte sie an einem Faden aus seiner Seele gezogen, und nun löste sich sein gesamtes Sein auf. Er spürte, wie er in Einzelteile zerfiel, wie sein Verstand splitterte und seine Haut abblätterte. Ein Feuer loderte in ihm auf und versengte ihn. Er zuckte, sein ganzer Körper zappelte und bäumte sich auf. Eine Reihe heftiger Anfälle schüttelte ihn. Er biss sich auf Zunge, Lippen und Wangen. Sein Kopf und seine Hände schlugen unkontrolliert auf den hellen Holzboden, während er schrie.
    So ging es Minuten oder vielleicht sogar Stunden. Schließlich beruhigte sein Körper sich, seine Finger und Beine zuckten nur noch leicht. Er schnappte nach Luft und schmeckte Blut.
    Über ihm wartete Selange. Sie beobachtete ihn mit wütendem Triumph: Er hatte sie enttäuscht, und dafür hatte sie Rache genommen. In der Hand hielt sie ein Ding mit Tentakeln. Es sah aus wie eine Qualle aus neonblauem Hexenfeuer. Die zitternden Tentakel hingen unregelmäßig herab, und manche schlängelten sich in der Nähe von Alexanders Kopf über den Boden, als suchten sie nach ihm. Alexander erstarrte. Er konnte den Blick nicht abwenden. Er konnte sich nicht losreißen. Es war ein Zauber – der, der ihn an Selange band. Oder gebunden hatte.
    Ein Grauen erfasste ihn. Er kriegte keine Luft. Es kam ihm vor, als würde er seinen eigenen Arm oder sein eigenes Bein abgetrennt vor sich sehen. Allerdings würde diese Wunde nicht heilen. Er öffnete den Mund – um zu betteln, um zu schreien –, er wusste es nicht. Nichts kam heraus. Er versuchte zu atmen, kämpfte gegen das eisige Gefühl an, das plötzlich seine Brust erfüllte. Nein! Nein! Selange war sein Leben! Ohne sie war er nichts!
    Sie ging davon, und ihre Füße klatschten laut auf dem Boden. Sie drehte sich nicht um.
    Er schloss die Augen, sackte in sich zusammen, und sein Mund öffnete sich zu einem stummen Heulen. Verlust war ein zu kleines Wort für das, was er empfand. Ein hungriger schwarzer

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