Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
Hexe.
»Wir müssen sie hier wegbringen«, sagte Giselle. »Wir müssen sie zum Kranken-Truck bringen, und zwar schnell, sonst stirbt sie.«
»Vielleicht stirbt sie sowieso, so zerschlitzt, wie sie ist«, entgegnete der Blonde leise.
»Nein, so leicht lasse ich sie nicht davonkommen«, gab Giselle heftig zurück. Alexander war verblüfft, als er die Tränen sah, die ihr übers Gesicht liefen. »Schnell. Tyler und Niko, tragt sie in den Wagen. Beeilung.«
»Was ist mit ihm?«, fragte die Asiatin.
Giselle heftete ihren brennenden Blick auf Alexander. Geduldig erwiderte er ihn. Er hatte sich mit seinem Todesurteil abgefunden.
»Du hättest sie töten können«, erklärte die Hexe mit harter Stimme. »Stattdessen hast du sie beschützt.«
»Sie ist meine Prime.« Die Worte kamen aus seinem Mund, bevor er wusste, was er sagen würde. Sie fühlten sich richtig an.
Mit offenem Mund zuckte Giselle zurück und starrte ihn an.
»Wir müssen uns beeilen«, schaltete Niko sich ein. »Sie atmet kaum noch.«
Die Hexe nickte, ohne die Augen von Alexander abzuwenden. »Steig in eins der Autos ein, wenn du kannst. Wir werden dich nicht bedienen.«
Alexander war erstaunte. Er verstand weder diese Hexe noch ihre Prime oder das Spiel, das sie spielten. In dieser Lage hätte Selange weitere Verluste verhindert, indem sie ihm eine Kugel in den Kopf gejagt hätte und vermutlich auch Max.
Dagegen beachtete Giselle ihn gar nicht mehr und öffnete die Fahrertür. Niko quetschte sich hinein, griff nach Max und zog sie behutsam heraus. Tyler hängte sich die Schrotflinte über die Schulter und fasste mit beiden Armen unter ihre Beine. Daraufhin zog Giselle ihr Hemd aus und drückte es um das Messer herum auf die Wunde. Blut tropfte auf den Boden, als die drei Max zum Pick-up trugen. Die Asiatin stieg hinten ein, um mit anzufassen und Max behutsam ins Auto zu befördern.
Es geschah alles so schnell, dass Alexander vergaß, sich in Bewegung zu setzen. Tylers Arme, seine Brust und seine Oberschenkel waren blutverschmiert, als er vom Pick-up zurücktrat. Niko tat es ihm gleich. In dem Moment begriff Alexander, dass man ihn zurücklassen würde, wenn er sich nicht beeilte.
Ohne nachzudenken, schnappte er sich Max’ Rucksack und stieß sich von dem Tahoe ab, wobei er sich die 45er an den Bauch presste. Er taumelte über den weichen grünen Rasen auf den El Camino zu. Zu seiner Überraschung packte ihn plötzlich ein eiserner Arm um die Hüfte und hob ihn beinahe von den Füßen. Niko brachte ihn zum Auto, schob ihn hinein und knallte die Tür zu. Eine halbe Sekunde später saß Niko auf dem Fahrersitz und drehte den Zündschlüssel um.
Der Motor brüllte auf, und Niko drehte am Steuer und trat aufs Gas. Der El Camino wendete schlitternd in kleinem Kreis und wirbelte dabei Erde und Gras auf. Wenig später hatten sie den Chevy-Pick-up überholt, der langsamer fuhr.
»Sie wird sterben, wenn wir uns nicht ranhalten«, presste Niko zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Sie ist zäh«, sagte Alexander, obwohl er keine Ahnung hatte, ob Max auch nur ansatzweise zäh genug war – selbst mit ihren zusätzlichen magischen Fähigkeiten. »Und Giselle hilft ihr.«
»Sie ist …« Niko brach ab. Als er seine Faust auf das Armaturenbrett niedersausen ließ, durchschlug er das dünne Metall. »Scheiße.«
Hinter ihnen erschütterte eine Explosion den frühen Morgen. Alexander sah sich über die Schulter um und zischte vor Schmerz. Hinter ihnen loderten orangegelbe Flammen in den Himmel. So viel zu dem Tahoe.
»Hoffentlich hat er ihn ausgeräumt«, brummte Niko. »Sie bringt ihn um, wenn er ihr Zeug in die Luft gejagt hat.« Er hielt inne. »Wenn sie überlebt.«
Seine Sorge war ihm deutlich anzusehen. Offenbar bedeutete sie Niko wirklich etwas. Auch Alexander war nicht immun. Er erwischte sich dabei, wie er im Stillen den roten Pick-up antrieb, schneller zu fahren.
»Wer bist du?«, fragte Niko, als sie holpernd über einen flachen Graben setzten und anschließend rechts auf die Twenty-sixth Street bogen.
»Ich heiße Alexander. Ich bin … Ich war «, berichtigte er sich selbst, »Selanges Primus. Das hier ist ihr Gebiet.« Das Sprechen fiel ihm schwer. Er blutete noch immer, und der Schmerz in seinem Bauch hatte kein bisschen nachgelassen. Locker hielt er die Pistole in der Hand, konnte nicht fester zugreifen. Sein Kopf wackelte umher, und er konnte ihn kaum oben halten.
»Max hat dich diese Nacht beim Wettstreit
Weitere Kostenlose Bücher