Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
Türgriff, lehnte sich mit dem Rumpf gegen die Tür und ließ den Arm aus dem Fenster baumeln. Langsam schwang sie auf, und er folgte der Bewegung mit nachgiebigen Gummibeinen. Die Tür hielt seine Achsel, so dass er nicht zusammenbrechen konnte. Die Wunden schmerzten schrecklich, doch er verdrängte es. Er hatte keine Zeit für so etwas.
Unbeholfen griff er nach der Pistole auf dem Autoboden und prüfte den Munitionsclip. Er hatte noch drei Kugeln. Damit würde er wenig gegen eine ganze Bande von Shadowblades ausrichten können. Er brauchte mehr. Unter Qualen kniete er sich auf seinen Sitz und griff nach Max’ Rucksack, der hinten im Auto lag. Er bewegte sich vorsichtig, um sie nicht anzustoßen und dabei das Messer zu lockern. Dann öffnete er den Reißverschluss des Rucksacks und tastete darin herum, bis er schließlich ganz unten fand, was er suchte. Er schob einen vollen Clip in die 45er, steckte sich drei weitere in die Hosentasche und setzte sich mit dem Rücken zu Max wieder hin. Er behielt den Weg im Auge, auf dem sie gekommen waren, und spähte angestrengt nach Anzeichen von Feinden, die durch den Schleier traten.
Noch immer lief ihm das Blut über Hals, Schulter und Arm. Seine Hände zitterten, und seine Sicht vernebelte sich wieder. Nicht gut. Er lauschte den Autogeräuschen aus der Stadt und dem Zwitschern und Zirpen von Vögeln und Grillen. Im Osten wurde es langsam heller. Die Sonne würde erst in einer Stunde aufgehen. Angesichts von Max’ extremer Reaktion auf Mondlicht war Alexander sich jedoch sicher, dass das Zwielicht der Dämmerung gefährlich für sie sein würde. In ihrem momentanen Zustand wäre es wahrscheinlich tödlich. Wenn sie überhaupt so lange durchhielt.
Keine fünf Minuten später hörte er sie kommen. Er suchte mit den Füßen den Boden und hielt sich schwankend und mit Schlagseite auf den Beinen. Alexander schüttelte den Kopf und war dankbar für den Schmerz, der ihn durchfuhr und seine Sicht klar werden ließ.
Motoren röhrten, als sich zwei – nein, drei – Fahrzeuge näherten. Sie kamen von … Westen. Langsam drehte Alexander sich um. Er hob den Arm und stützte sich auf die offene Wagentür. Die Autos rasten mit hoher Geschwindigkeit über den Golfplatz. Das erste war ein alter, teurer El Camino, der den beiden anderen ein gutes Stück voraus war. Ihm folgten ein gelber Mustang und ein roter Chevy-Pick-up.
Der El Camino bremste abrupt, schlitterte über das nasse Gras und hinterließ dunkle Furchen im Boden. Bevor Alexander auch nur blinzeln konnte, hatte der kompakte, dunkelhaarige Fahrer die Tür geöffnet und rannte tief geduckt auf den Tahoe zu. Er hatte Pistolen in beiden Händen.
Noch immer war Alexander wach genug, um zu zielen. Er schoss dem Mann vor die Füße. »Halt.«
Die anderen beiden Autos kamen neben dem ersten zum Stehen, und drei weitere Menschen kletterten heraus, darunter Max’ Hexe. Währenddessen hockte der erste Mann sich hin und richtete beide Pistolen auf Alexander.
Bevor er schießen konnte, rief Giselle: »Lass die Waffe fallen, bevor ich Niko auf dich hetze.«
Trotz der Erleichterung darüber sagten seine Instinkte ihm, dass diese Leute Feinde waren. Langsam ließ Alexander den Hahn von Max’ Waffe los und hob die Mündung. Sofort setzte Niko sich in Bewegung. Er starrte Alexander zornig an, machte jedoch keinerlei Anstalten, ihn zu entwaffnen. Stattdessen ging er zu Max’ Seite.
»Vorsichtig!«, schrie Alexander. »Sie hat ein Messer im Bein. Wenn ihr es bewegt, verblutet sie.«
Zu seiner Überraschung hörte Niko zu. Er beugte sich durchs Fenster und begutachtete die bewusstlose Max. Als er den Kopf zurückzog, war seine Miene düster.
»Wie geht es ihr?« Giselles Gesicht war angespannt und blass. Sie ignorierte Alexander völlig.
»Er hat recht. Sie hat viel Blut verloren«, sagte Niko. »Schnitte und Kratzer am Kopf. Den Rest kann ich nicht sehen.« Als er mit der Faust aufs Autodach schlug, hinterließ er eine Delle.
»Wir bekommen bald Gesellschaft«, meinte Alexander, der sich nur zu bewusst war, dass eine kleine Asiatin schweigend hinter ihn getreten war und die Waffe auf seinen Rücken gerichtet hielt. »Selange wird mich nicht so einfach davonkommen lassen.«
»Sieht nicht unbedingt so aus, als ob es einfach war«, sagte der schlanke blonde Mann. Er stand einen Schritt hinter Giselle und hielt eine Schrotflinte, mit der er auf Alexander zielte. Er blinzelte nicht. »Was schlägst du vor?«, fragte er die
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