Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers
schlechten Erfahrung ereignen kann, kann ein Leben lang Auswirkungen haben, auch auf spätere Liebhaber. Aber das muss ich dir nicht erzählen, oder? Du und deine schwer angeschlagene Selbstachtung in den Händen unfähiger Männer belegen meinen Punkt besser als alles andere.«
»Ja. Das ist wohl richtig«, stimmte sie leise zu. »Ich hoffe du verstehst trotzdem, warum ich so aufgebracht war. Es klang so … ich weiß nicht. So hinterlistig irgendwie. Das hört sich jetzt vielleicht dumm an. Doch in unserer Kultur wird einem beigebracht, seine sexuelle Vergangenheit geheim zu halten, damit niemand eifersüchtig wird oder … das Gefühl bekommt, im Wettbewerb zu stehen.«
Trace lachte. »Es ist immer ein Wettbewerb. Du kannst nicht jedes Mal so tun, als wärst du eine ahnungslose Jungfrau. Damit kannst du niemanden täuschen, am wenigstens dich selbst. Männer lieben es, sich zu messen, und offen gesagt tun Frauen das auch. Es zeugt von mangelnder Etikette, wenn man einen Liebhaber in Verlegenheit bringt und nach solchen Vergleichen fragt, aber wenn es einem angeboten wird, dann ist das etwas anderes. Das ist der Grund, warum Schattenbewohner erst in den späten Dreißigern als erwachsen gelten. Das sind Fehler wegen mangelnder Reife. Es ist besser, sie zu vermeiden und stattdessen in einer kontrollierten Umgebung wie hier zu lernen.«
Sie wies auf den Raum um sich herum.
»Wie hier? Du meinst, hier drin wird Sex unterrichtet?«
»Ashla, man kann nicht alles aus Büchern und von Bildern lernen. Ein lebendes Beispiel ist immer noch das Beste für die praktische Erfahrung.« Er stand auf und ging zu einem Diwan, wo er sich hinsetzte, um sie anzuschauen. Da bemerkte Ashla, dass alle Sitzgelegenheiten im Raum in einem versetzten Kreis aufgestellt waren und zum Bett zeigten. In dem Raum hatte locker eine Gruppe von dreißig Schülern Platz.
Als Ashla plötzlich bewusst wurde, was in dem Bett, in dem sie sich befand, passierte, sprang sie nervös auf und trat ein Stück weg, als könnte es sie beißen. Die Reaktion erstaunte und ärgerte Trace. Er konnte sehen, wie ihr Nacken sich rötete vor Scham.
Ashla schrie beinahe auf, als sie plötzlich gegen ihn stieß, da sie gar nicht bemerkt hatte, dass er aufgestanden war. Seine Hände schlossen sich um ihre Arme und fuhren auf und ab. Er konnte spüren, wie dünn sie war, doch bemerkte er auch, dass es sich schon gebessert hatte.
»Der Ausbilder geht um das Bett herum«, erzählte er ihr leise ganz nah an ihrem Ohr, »und die Schüler schauen zu, während die Modelle im Bett Dinge wie Positionen und Techniken zeigen. Ich habe genau dort gesessen, als ich zum ersten Mal gesehen und gehört habe, wie eine Frau kommt. Es war das Unglaublichste, was ich je erlebt habe, und ich habe es nie vergessen. Und es war sogar eine Frau, die sie dazu gebracht hat.«
»Eine Frau?«
»Verstehe.« Er schmunzelte. »Gibt es in eurer Gesellschaft nur heterosexuelle Beziehungen?«
»Na ja, nein. Aber ich-ich habe gedacht … «
»Wir akzeptieren alles. Jede Art von Sex, von Masturbation über Homosexualität bis hin zu Orgien. Sadomaso, Fetische und alles, was man sich sonst so vorstellen kann, auch wenn man es vielleicht nicht versteht. Es ist unsere Überzeugung, dass das der einzige Weg ist, um herauszufinden, was einen wirklich erregt. Es bewahrt uns vor Missverständnissen und Fehlern, vor Fehlern, die manchmal schmerzhaft und erniedrigend sein können. Normalerweise finden wir ziemlich schnell heraus, was bei jedem Einzelnen funktioniert, und dann nehmen wir speziellen Unterricht dafür. Es gibt Pflichtunterricht und freiwilligen Unterricht.«
»Was, wenn jemand so ist wie ich? Was, wenn jemand schüchtern ist oder wenn es jemanden erschreckt, was er sieht?«
»Pflichtunterricht bedeutet nicht Zwang. Und jemand wird erst an so einem Unterricht teilnehmen, wenn er ausreichend vorbereitet ist. Es gibt auch Dinge, die man nicht sehen muss, um zu wissen, dass sie einem gefallen werden. Wenn man dieses Niveau erreicht hat, ist man sowieso schon auf dem eigenen Weg. Wir würden niemals zulassen, dass ein Junge von zwölf an einer sadistischen Vorführung teilnimmt. Ich habe erst von Fetischen und solchen Dingen erfahren, als ich ungefähr zwanzig war. Glaub mir, es reicht, wenn man erst einmal die Grundlagen von heterosexuellem Geschlechtsverkehr lernt.«
»Das bezweifle ich nicht.« Ashla versuchte sich umzudrehen, doch er hielt sie fest, den Blick auf das Bett gerichtet.
»Als
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