Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers
ist im Grunde seine einzige Loyalität.«
»Ich weiß. Ich denke, ich weiß schon, wen ich vorschlagen werde. Danke, Ajai . Du hast meinen Geist beruhigt.« Sie verbeugte sich vor ihm, die Hand auf dem Herzen, ein Zeichen größten Respekts. »Lass es mich wissen, wenn ich das Gleiche für dich tun kann.« Sie richtete sich auf und legte den Kopf schräg, als sie seinem Blick begegnete. »Und, Trace, bitte denk daran, dass wir Frauen viel nachsichtiger sind, als du vielleicht denkst … oder als du es verdienst. Was du auch von dir selbst halten magst, niemand erwartet, dass du unfehlbar bist. Keiner von uns ist das. Du kannst danach streben, was auch gut ist, doch es wird dir wahrscheinlich nie gelingen.«
Damit beugte sich Malaya vor und küsste ihn voller Zuneigung auf die Wange. Als sie ging, berührte Trace die warme Stelle, die sie auf seinem Gesicht hinterlassen hatte, und lächelte verwirrt. Es überraschte ihn nicht, dass Malaya so weise war für ihr Alter, doch ihr Timing verblüffte ihn. Es war gar nicht der Rat, der ihn besonders berührte, auch wenn er eine Rolle spielte. Es war … es war einfach die Art, wie sie ihn aufgefangen hatte, wie sie ihn von den befremdenden Gefühlen eines freiwilligen Paria abgebracht hatte. Was im Schattenreich geschehen war, war nicht alles, was ihn als Mann ausmachte. Daran hatte sie ihn gerade eben erinnert, als sie ihm die Bedeutung seines Platzes unter ihnen deutlich gemacht hatte.
Und er wusste, dass er, sobald sich die Möglichkeit ergab, einen Weg finden würde, Ashla Townsend das zu geben, was er ihr schuldete.
12
Ashla war sich jetzt ziemlich sicher, dass sie den Verstand verloren hatte.
Vielleicht war es die Einsamkeit, die sie in den Wahnsinn getrieben hatte, oder vielleicht war sie schon von Anfang an verrückt gewesen, doch so oder so war sie ziemlich fest davon überzeugt, dass sie nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte.
Sie war in Alaska.
Das Wie und Warum war ihr völlig schleierhaft, doch statt dass sie allein und verlassen in der großen Leere von New York City war, war sie allein und verlassen und fror sich in der großen Leere von Alaska den Hintern ab.
Warum sie so etwas tun sollte, war ihr völlig unbegreiflich. Schon die erforderliche Kleidung war völlig inakzeptabel. Sie liebte Kleider. Doch der Winter von Alaska und ein starker Aufwind, und schon war ihr das Modediktat nicht mehr so wichtig. Die klobigen Stiefel wogen eine Tonne, und der Wind schleuderte sie umher wie ein Staubkorn, und sie hatte etwa zwei Prozent Körperfett irgendwo auf einer Hinterbacke. Das bedeutete, sie fror schon, wenn andere noch von schönem Wetter sprachen.
Das war lächerlich.
Ihre Verrücktheit ging ihr allmählich auf die Nerven.
Okay, vielleicht hatte es einen unbewussten Befehl gegeben, sie solle New York für eine Weile verlassen, ein Versuch, nicht mehr der Versuchung zu erliegen, sich fortwährend nach … nach einem Mann umzusehen, der nicht zurückkommen würde.
Sie kamen nie zurück. Es war einfach eine Tatsache im Leben, die ihr eigentlich vertraut sein sollte. Sie war ein Sonderling, der immer etwas Seltsames oder etwas Falsches tat, und zweifellos würde er, wenn er sich von der Krankheit erholt hatte, auf die Zeit mit ihr zurückblicken, wie ein Mann mit einem schweren Kater auf die Zeit mit einem hässlichen Ding an einer Bar zurückblickte.
Es war hart, aber es war das Beste, wenn sie sich das klarmachte. Sie durfte nicht unnötig und sinnloserweise auf etwas Unmögliches hoffen. Vor allem nicht in diesem menschenleeren Niemandsland Alaska.
Sie hätte eher gedacht, dass ein unbewusster Wunsch sie vielleicht nach West Chester, Ohio, bringen würde. Dort war sie einmal auf der Hochzeit eines Freundes gewesen, und es war ein hübscher und friedlicher kleiner Ort.
Nun, Tatsachen waren nun einmal Tatsachen, und es nützte nicht viel, herumzujammern. Was sie wirklich dringend tun musste, war, einen Flughafen zu finden und eines dieser unheimlichen Flugzeuge zu nehmen, um aus diesem verdammten Kühlschrank herauszukommen. Zum Glück stand so etwas im örtlichen Telefonbuch. Sie hoffte nur, es gab überhaupt einen Flughafen in Fairbanks, Alaska.
Der Campingplatz am Stadtrand von Fairbanks war für die Allgemeinheit geschlossen, doch das Gefolge der Schattenbewohner bildete eine Ausnahme. Der Besitzer verstand nie, warum diese Leute immer dann kamen, wenn es anfing zu schneien, doch es kümmerte ihn nicht weiter, als sie ihm ein kleines
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