Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
Messer aus der Scheide an ihrem Handgelenk zog. Die Glefe, die an ihrem Rockbund hing, würde in so engen Räumen nicht funktionieren. Sie wünschte sich bei Drenna , sie hätte das Sai schon, das Magnus ihr versprochen hatte. Sie war geschickt mit dem kleinen Dolch, doch bei einem Mann wie Shiloh bräuchte es einen präzisen Hieb, um ihm irgendeinen Schaden zuzufügen.
Sie spähte vorsichtig in jeden Raum, und ihr Magen zog sich zusammen, wenn sie bisweilen Zeugin einer intimen Zusammenkunft wurde. Noch schlimmer war, dass sie immer mehr und immer größere braunrote Flecken auf dem Boden entdeckte, rätselhaft und verstörend.
Als sie dann durch die Biegung zur anderen Seite des Flurs ging, wo sich weitere Zimmer befanden, wurden die Tropfen auf einmal zu blutigen, verschmierten Fußabdrücken, und als sie der Spur mit den Augen folgte, sah sie in einer Nische den zusammengesackten Körper ihrer Freundin liegen.
»Ti!«, rief sie leise aus und blickte sich um, während sie hastig neben ihr auf die Knie sank, um ihr den Puls zu fühlen. Zu ihrem Entsetzen glitten ihre Finger in das aufgeschlitzte Fleisch, aus dem noch immer das Blut troff, obwohl kein Herzschlag mehr festzustellen war. Tiana war tot, verblutet wie ein Tier im Schlachthaus. Warum nur? , fragte Daenaira sich wütend. Sie hatte doch niemandem etwas getan. Irgendjemand musste gesehen haben, wie sie den Gang betreten hatten … oder er war die ganze Zeit da gewesen, und sie hatten es nicht gemerkt! Oh, Ihr Götter! Vielleicht hätte sie ihrer Freundin helfen können, wenn sie nicht davongerannt wäre. Wer auch immer das gewesen war, hatte jedenfalls gewartet, bis Tiana am verwundbarsten war. Das bedeutete auch, dass ein weiterer Verdächtiger frei herumlief, da Shiloh und Nicoya mit Henry beschäftigt gewesen waren. Allerdings überraschte sie das nicht. Es ergab keinen Sinn, dass Shiloh und seine Dienerin sich öffentlich zur Schau stellten, wenn sie wussten, dass man sie beobachten konnte, außer es war Teil des Nervenkitzels. Es ergab jedoch einen Sinn, dass sie das Spiel mit Henry für ein Publikum inszenierten.
Das bedeutete, dass der Zuschauer bereits da gewesen war, als sie und Tiana gekommen waren, sich versteckt und dann … gewartet hatte. Bei dem Gedanken wurde Daenaira erneut von Übelkeit erfasst, während sie gleichzeitig spürte, dass sie in großer Gefahr war. Sie wollte unbedingt aus diesem beengenden Tunnel hinaus und Magnus suchen, um Rache zu nehmen für die Opfer dieser kalten, herzlosen Verräter von Vertrauen und Glauben. Sie wurde zornig, wenn sie nur daran dachte. In ihrem Leben hatte es das nicht gegeben; und hier, wo Vertrauen und Glauben gehegt und gepflegt werden sollten, wurden sie missbraucht und zerstört.
Schlimmer noch, sie konnte schon den Schmerz spüren, den das Magnus bereiten würde, was ihren Zorn nur noch mehr reizte.
Dae ließ die Leiche ihrer Freundin zurück und eilte davon, um nach ihrem Priester zu suchen.
Wenn Magnus durch die Stadt ging, wurde er auf der Straße oft aufgehalten. Er war geduldig und pflichtgetreu allen gegenüber, die etwas von ihm wollten, doch er konnte das drängende Verlangen nicht leugnen, das in ihm wuchs bei dem Gedanken, in Daenairas sanfte und warme Umarmung zurückzukehren. Er konnte sie noch immer an sich riechen, und er musste den Gedanken daran in der Öffentlichkeit vermeiden. Verlangen war gut und schön, und in seinem Fall gewiss verständlich, doch es durfte seine tägliche Arbeit als Priester nicht beeinträchtigten. Doch selbst Drenna musste nachsichtig mit ihm sein. Sie hatte immerhin dafür gesorgt, dass die Situation für ihn so extrem und so demütigend gewesen war. Zugegebenermaßen hatte er das gebraucht. Er ahnte bereits, wie das seine Arbeit in Zukunft beeinflussen würde. Seine Göttin hatte bemerkt, wie er den Kontakt zu bestimmten Dingen verloren hatte, die Beziehungen betrafen, und sie hatte eine Lösung von ihm verlangt. Es war eine Buße, der er sich gern unterzog.
Er musste sich ermahnen, sich ein wenig zu mäßigen, als sein Herz in Erwartung, Dae noch vor dem Unterricht zu sehen, schneller zu schlagen begann. Erst vor wenigen Stunden hatte sie ihr Jungfrauenblut für ihn vergossen. Er musste darauf achten, dass er ihr auf keinen Fall irgendwie wehtat. Zumindest nicht mehr, als er es bisher getan hatte. Er hatte schon einen ziemlichen Verlust an Kontrolle gezeigt, was sie betraf, und ihm war bewusst, dass es nicht nur am Sex und am sexuellen Entzug
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