Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
und behielt einen gleichgültigen Ausdruck bei. Etwas an Nicoyas herablassender Selbstgewissheit jagte Dae einen Schauer über den Rücken. Nicoya hatte das gesagt, als hätte sie das Bad, das sie gemeinsam mit Magnus genommen hatte, mit angesehen. War es so, dass vielen anderen Frauen im Sanktuarium das Gleiche widerfuhr, oder hatte sie es tatsächlich in ihrem Bad gesehen? Gab es noch mehr Gänge als die, die sie kannte? Solche, die Einblick in die Privatgemächer gaben?
Ihr wurde ganz übel bei der Vorstellung, doch weil sie es sich nicht anmerken lassen durfte, nickte sie, wie um Nicoyas Unmut zuzustimmen. Sie musste sie irgendwie herlocken. Daenaira hatte wahre Sklaverei erlebt. Sie kannte den Unterschied zwischen Sklaverei und dem Leben, das sie jetzt führte, nur zu gut. Sie glaubte daran, dass Magnus sie nie gegen ihren Willen gezwungen hätte, seine Dienerin zu werden. Sie hatte die Wahl gehabt. Alle hatten eine Wahl.
»Worauf willst du hinaus?«, fragte Dae schelmisch, während sie lässig mit ihrem Sai spielte.
»Ich will darauf hinaus, dass du Magnus nicht umsorgen musst, um Essen und etwas zum Anziehen zu bekommen. Du musst auch nicht mit ihm schlafen. Und wenn du die Karten richtig ausspielst, kannst du den Spieß umdrehen.«
Dae kicherte. »Magnus mir unterwerfen? So wie du es mit Shiloh gemacht hast?«, fragte sie trocken.
»Genau so«, sagte Nicoya mit absolutem Selbstvertrauen, und ihr Lächeln mit den rubinroten Lippen schimmerte kalt und weiß in der Dunkelheit.
Dae verstummte erneut. Meinte Nicoya das ernst? »Du willst mir also erzählen, dass du einen der brutalsten, machthungrigsten Bußpriester im ganzen Sanktuarium dominierst? Den Bußpriester, der als Magnus’ Stellvertreter gilt?«
»Nichts anderes«, sagte die andere Dienerin überheblich. »Siehst du denn nicht, dass es perfekt ist? Er kriecht vor mir auf dem Boden, Daenaira. Er kommt auf Befehl zu mir , nicht umgekehrt. Er nimmt diese Jungen, weil ich es will. Ich will sehen, wie er die Jungen zerstört, sodass sie keine Männer werden. Ich will mit ansehen, wie sie die Demütigung von ungewolltem homosexuellen Sex über sich ergehen lassen in der Hoffnung, dass sie von mir dafür belohnt werden.«
»Aber Shiloh hat gesagt … «
»Glaubst du immer, was ein Mann dir erzählt?«, fauchte sie gereizt. »Du kleine Närrin. Ich dachte, du wärst aus härterem Holz geschnitzt. Cort konnte sich stundenlang nicht rühren, so wie du ihn auf der Treppe fertiggemacht hast, doch es hat sich für ihn gelohnt, weil ich seine Wunden gebadet habe. Und Daniel … nun, Daniel war Shilohs allererstes Opfer. Er gehört mir, seit er ein Junge ist. Drei Männer, Daenaira, allein zu meiner Verfügung. Die mir die Füße küssen.« Sie zeigte auf ihre im kalten Schnee verborgenen Stiefel. »Ich habe sie vom Gang aus beobachtet. Und sie haben es gewusst. So wie ich auch dabei zugesehen habe, wie du Magnus völlig aus der Reserve gelockt hast … und das eine Mal im Bad auch. Was glaubst du, wie ich das pikante Detail entdeckt habe, dass Magnus Karri keine Befriedigung verschafft hat? Sie hat ihn umsorgt, mit ihm geflirtet, viel zu schüchtern, als dass sie ihn um etwas gebeten oder sich beschwert hätte. Als ich Cort zu ihr geschickt habe, war sie so überfällig, dass sie alles mit sich hat machen lassen. Schmerz, Demütigung, du sagst es, sie hat ihn machen lassen. Alles, nur damit sie angefasst wird. Sie war schwach und eine Schande für unsere Art von Sex.«
»Warum sich dann mit ihr abgeben?«, fragte Dae, und ihr Körper war so gespannt vor Zorn, dass sie nur mit Mühe ihre lockere Haltung bewahren konnte.
»Weil ich wusste, dass sie an Magnus herankommen konnte. Es hat gedauert. Sie war so ein – wie hast du es genannt? Ein Schoßhündchen? Du weißt schon, treu ergeben, und sie hat so bewundernd zu ihm aufgeschaut, als könnte er nichts falsch machen.« Nicoya spuckte angewidert aus. »Ich habe es genossen, sie aufzustacheln. Und ich habe den Tag genossen, als sie Magnus auf Befehl vergiftet hat. Als ich ihr befohlen habe, jedes Mitglied des Hofes zu töten, in dessen Nähe sie nur kommen konnte, wusste ich, dass sie scheitern würde, doch ich brauchte einen Sündenbock. Und sie hatte ihren Zweck erfüllt. Sie war so kleinmütig. Natürlich glaubte sie, sie sei in Cort verliebt.«
»Und was für einen Sinn hatte es, Greta glauben zu machen, dass Magnus es auf sie abgesehen hatte?«, fragte Dae ins Blaue hinein.
Nicoya stieß ein kehliges
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