Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
sie aufspürte.
Er beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Daenaira eine Hand schützend über die Augen hielt und tapfer in das entfernte Licht zu blicken versuchte. Sonnenlicht. Doch die Dunkelheit folgte ihnen, während sie durch die surreale Landschaft wanderten. Das ganze Licht blieb in gewissen Grenzen, sodass es sicher war für ihre Spezies. Das Traumreich sollte denjenigen, die sich dort aufhielten, keinen Schaden zuzufügen. Es gab natürlich Albträume, doch insgesamt sollte es ein Ort der Ruhe, der Sicherheit und der Fantasie sein. Ob in entmaterialisiertem Zustand oder im Schlaf, ihnen würde nichts geschehen, solange niemand die Magie um sie herum in etwas Böses verwandelte.
»Vorsichtig. Es kann dich noch immer zeitweise blenden, und du kannst dir keine Beeinträchtigungen leisten.«
»Ich weiß. Ich habe nur noch nie Sonnenlicht gesehen. Ich hatte immer solche Angst davor, in die andere Welt zu gehen. Ich bin nicht weit von hier in einer Kneipe in den Höhlen des Gerranic-Klans groß geworden, und meine Mutter hat mich nie hinausgelassen. Dann war ich acht Jahre bei meinen Verwandten.«
»Du gehörst zum Gerranic-Klan?«, fragte er überrascht.
»Es gibt keine Klans«, erwiderte sie überheblich.
»Nicht mehr«, stimmte er mit einem Grinsen zu. »Nicht offiziell zumindest. Doch niemand wird je seinen Klan vergessen. So ähnlich, wie die Amerikaner nie ihre europäischen Wurzeln vergessen. Doch der Gerranic-Klan ist berühmt dafür, dass er die besten Killer heranzüchtet, die man für Geld bekommen kann. Das erklärt deine dritte Kraft. Du sprichst über deine Mutter, aber nie über deinen Vater.«
»Mmh. Ich glaube, sie weiß nicht, wer es war.« Sie zuckte die Schultern, als er die Brauen hob. »Irgendein Typ hat sie angelogen und behauptet, er würde verhüten. Wie die meisten Frauen bei uns hat sie selbst es nicht vertragen, und man findet ja kaum einen Mann, der ein einfaches Kraut nicht nehmen würde. Ihr müsst nur alle zwei Wochen eine Tasse Tee trinken, und eure Fruchtbarkeit ist dahin. Wir Frauen dagegen … «
»Ich weiß.« Er grinste.
»Stimmt. Der Sexunterricht.« Sie seufzte. »Meine Mutter hatte es jedenfalls schwer. Unsere Gesellschaft geht nicht gerade freundlich mit Alleinerziehenden um. Und es ist ja nie der Mann, der das Stigma trägt und mit einem lebenden und atmenden Wesen dasitzt, das jeden daran erinnert, dass man Mist gebaut hat. Sehr oft haben sie dann längst den Abflug gemacht. Jedenfalls war das so, bevor die Stadt gebaut wurde. Vielleicht ist es jetzt anders, wo wir eher Inselbewohner sind und nicht mehr so sehr stammesverbunden.«
Magnus antwortete nicht. Er rief sich in Erinnerung, wie ungehalten er gegenüber seinem Sohn gewesen war, dass der Ashla vor der Bindung geschwängert hatte. Er wusste, dass es ein großer Zufall gewesen war. Trace war viel zu verantwortungsbewusst, als dass er es einfach geschehen lassen würde, doch keines der normalen Gesetze ihrer Welt hatte zur Zeit der Befruchtung gegolten. Trotzdem waren sie streng zu denen, die unabsichtlich schwanger wurden, weil es eigentlich so einfach zu vermeiden war, und es gab in einer sexuell so gut vorbereiteten Gesellschaft kaum eine Ausrede. Sie gaben nicht dem Kind die Schuld, doch er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie sich das Leiden eines stigmatisierten Elternteils auf ein Kind auswirken würde.
»Ich nehme an, wir haben noch einen langen Weg vor uns, bevor wir uns mit einer Schattenwandler-Gesellschaft wie den Dämonen messen können.«
»Alle Schattenwandler haben ihre Schwächen. Mistrale sind fremdenfeindlich. Vampire sind im Allgemeinen ziemlich rücksichtslos und kämen oft mit dem Gesetz in Konflikt, wenn Prinz Damien nicht wäre. Und da ist noch etwas. In dieser Gattung hat sich einiges verändert. Vampire haben erst vor Kurzem entdeckt, dass sie sich die Kräfte anderer Schattenwandler zu eigen machen können, indem sie deren Blut trinken. Das hat eine ganze Gruppe von Kriminellen hervorgebracht, die wir alle fürchten müssen. Wir haben bereits ein paar Schattenbewohner an sie verloren.«
»Das habe ich nicht gewusst«, sagte sie leise. »Meine Mutter hatte wahrscheinlich recht, dass sie mich nicht hinausgelassen hat.«
»Vielleicht. Doch sie hat dir unrecht getan, als sie … « Magnus brach ab und blickte sie überrascht an. »Willst du etwa sagen, dass du zum ersten Mal draußen warst, als du mir gefolgt bist und Cort getötet hast?«
»Nun, ich nehme an, ich bin
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