Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
und wich so schnell zurück, wie er konnte, während sein Feind ihn mit seinen gold schimmernden Augen durchbohrte. Magnus drängte ihn immer weiter zurück, und er war jetzt nicht mehr länger der tolerante, geduldige Mann, den Shiloh kannte. Shiloh hatte vorgehabt, Magnus zu provozieren, bis der die Beherrschung verlor, doch er hatte gedacht, er könnte sich so selbst einen Vorteil verschaffen, und nicht, dass er von einem wilden Berserker getötet würde, den er selbst gerufen hatte.
»Daenaira huth a j’vec muli vu bituth amec !«, spie Magnus aus und zeigte ihm damit, für wie wahrscheinlich er es hielt, dass Dae eine so niederträchtige Kreatur wie Shiloh auch nur in ihre Nähe kommen lassen würde.
»Wirklich?«, keuchte Shiloh und versuchte, noch ein wenig schneller zurückzuweichen. »Das Mädchen lässt dich mitten im Kampf stehen, und du hast immer noch nicht kapiert, dass sie nicht bei dir sein will? Sie ist wirklich schlau. Sie verlässt das sinkende Schiff. Coya hat damit gerechnet.«
Das war das zweite Mal, dass Shiloh auf Nicoya zu sprechen kam, so als wäre sie mehr als seine Handlangerin und Kupplerin. Es dämpfte Magnus Wut so weit, dass er nachdenken konnte. Vielleicht war Nicoya eher eine gleichberechtigte Partnerin für Shiloh bei dessen Plänen. Das machte sie auf einmal viel gefährlicher für ihn.
»Dae ist niemandem gegenüber loyal, weder mir gegenüber noch dir noch sonst jemandem«, sagte er mit noch immer wutverzerrter Stimme. »Sie ist nur loyal sich selbst gegenüber, und allein deswegen wird sie auf Drennas Weg bleiben.«
»Oh ja. Sie ist wirklich gesetzestreu. Sie schlägt ohne mit der Wimper zu zucken vier Stadtwachen nieder, entschuldigt sich bei keinem von ihnen und jubelt vor Freude, wenn sie ihre Gegner schlägt. Sie lebt für Blut und Sieg. Sie lebt für den Kampf. Dass sie die Gelegenheit nicht nutzt, mit dir gegen mich zu kämpfen, das sagt einiges.«
»Na komm, du Sünder, klär mich auf«, knurrte Magnus leise und bedrohlich. »Erzähl mir, was du von meiner Daenaira weißt.«
»Ich weiß, dass sie von Natur aus rothaarig ist«, schnaubte Shiloh.
Dass Shiloh ihn daran erinnerte, wie weit er in Daes Privatsphäre eingedrungen war, war der zweite große Fehler. Der Boden erbebte von Magnus’ Zorn. Es wogte und wölbte sich unter dem anderen Priester und riss ihn von den Füßen, sodass er hart auf dem Rücken landete, seine zweite Waffe davonflog und die in seinem Rücken sich noch tiefer in ihn hineinbohrte. Als Nächstes spürte er, wie ihm ein Stiefelabsatz so heftig in den Brustkorb gerammt wurde, dass er nicht mehr atmen konnte. Magnus verlagerte das Gewicht auf den Fuß, mit dem er ihm die Rippen gebrochen hatte, und starrte mit rachedurstigen Augen auf Shiloh hinunter.
»Sprich weiter«, drängte Magnus ihn leise und drückte Shiloh die Schwertspitze so fest gegen das Kinn, dass sie in die Haut schnitt. »Erzähl mir, was du sonst noch von meiner Daenaira weißt.«
Meine Daenaira. Es war das zweite Mal, dass er das auf diese Weise sagte, so besitzergreifend und vertraut. Shiloh spürte, wie echte Panik ihn überfiel. Weil er wusste, wie nachgiebig Magnus sein konnte, wenn es um seinen Glauben ging, hatte er gedacht, dass sein Leben nicht in Gefahr sei, solange er ihm die Möglichkeit zur Buße gab. Der Priester war bekannt dafür, dass er den anderen Bußpriestern fortwährend predigte, dass es in keinem der Reiche eine einzige Seele gab, die nicht gerettet werden konnte, weshalb es diese Möglichkeit stets geben müsse. Natürlich hatten er und Nicoya schon vor Jahren damit aufgehört, doch er wusste, dass Magnus felsenfest davon überzeugt war.
Nur … im Moment sah er gar nicht wohlwollend aus. Tatsächlich wirkten seine harten dunklen Züge gerade so, als wäre er versessen darauf, Shiloh noch ein kleines Stück weiterzutreiben. Shiloh genoss die Vorstellung, den prüden Priester dazu zu bringen, seine eigenen Werte zu verraten, auch wenn es ihn das Leben kostete. Egal, was für Pläne Nicoya mit dem Priester hatte – nichts würde ihn schneller zerstören, als wenn er gegen seine eigenen Grundsätze verstieß. Das wäre für Shiloh ein Sieg auf der ganzen Linie.
»Ich weiß«, presste er unter dem Druck auf seine Lungen hervor, »dass sie deinen Namen ruft, wenn sie kommt wie eine läufige Hündin.« Das Schwert bohrte sich noch ein wenig tiefer in die Haut, als Magnus vor Zorn erbebte. »Dass sie geweint hat, als du … «
Shiloh würgte, als das
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