Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
gerade um zehn Jahre gealtert!«
»Dann ist es ja gut, dass wir so langlebig sind, nicht wahr?«, fragte sie kokett, und zog einer ihrer hübschen rötlichen Brauen hoch, während sie langsam den Blick über seinen Körper gleiten ließ. Sie hielt ein frisches zusammengelegtes Handtuch hoch und gab es ihm, während ihr Blick länger auf seinem Geschlecht verweilte, als ihm lieb war. Er schnappte das Handtuch und schlang es sich rasch um die Hüften, bevor sie seine Reaktion auf ihre erhitzte Begutachtung bemerkte.
Unbehaglich fuhr er sich mit der Hand durch das nasse kinnlange Haar und strich es zurück.
»Was tust du hier, Dae?«, fragte er sie und ging an ihr vorbei ins Schlafzimmer. »Das ist kein angemessenes Verhalten.«
»Ach, komm schon, Brendan, ich bin eine Dienerin. Ich habe schon ein paar nackte Männer gesehen«, neckte sie ihn lachend, während sie im folgte. »Schau dich nur an, du bist ja ganz verlegen. Wie lange hat Nan dich gebadet, fünfzig Jahre? Bevor Crush sie dahingerafft hat? Was macht das für einen Unterschied?«
»Der Unterschied ist, dass sie meine Dienerin war. Und du bist die von Magnus. Weißt du, was der mit mir machen würde, wenn er dich hier fände? Bei den Göttern, du musst gehen.« Er wurde blass, wenn er an den Ärger dachte, den sie ihm machen konnte. Er hatte Magnus nie so besitzergreifend erlebt wie bei dieser Frau. Dieses ungehörige Benehmen bedeutete für sie vielleicht nicht viel, doch es wäre ein ungeheurer Vertrauensbruch gegenüber Magnus, vor allem in Anbetracht dessen, was mit Karri war.
»Oh, halt«, widersprach sie ihm, schlenderte zum Bett und ließ sich darauffallen. »Wir tun doch nichts Verbotenes. Er ist bloß eine Nervensäge.«
»Er ist auch mein Boss! Unser Boss«, verbesserte er sich.
» Drenna und M’gnone sind unsere Bosse«, brachte sie ihm in Erinnerung.
»Dae, man soll Seinen Namen im Sanktuarium nicht aussprechen, außer bei einer Predigt oder bei einem Vortrag.«
»Das war gerade eine Predigt, eine Strafpredigt«, stellte sie fest.
Nun, sie hatte nicht ganz unrecht. Sie hatte ihn berichtigt. Als ihm bewusst wurde, dass eine unbedarfte Dienerin einen erfahrenen Priester verbesserte, musste er schmunzeln. Die Stimmung hellte sich auf, und sie lächelte ihn an.
»Also gibt es einen Grund, warum du hier bist?«, fragte er und versuchte, nicht hinzuschauen, wie sie sich auf seinem Bett rekelte und ihr schwarzrotes Haar schimmernd auf die violette Decke fiel.
Bei den Göttern, Brendan, du brauchst eine neue Dienerin, wies er sich streng zurecht, bevor er etwas zum Anziehen aus der Kommode nahm. Doch das war nicht so einfach. Nan hatte ihm viel bedeutet. Es war die Hölle gewesen, ihr bei ihrem langsamen Sterben zuzusehen. Weil das Sterben sich so lange hinzog und unter großen Schmerzen verlief, war Crush die gefürchtetste Krankheit bei ihrer Spezies.
Nan war blind und fast taub gewesen, und schwach, doch sie war bis zum Schluss stets Nan gewesen. Dann hatte sie sich in ein schreiendes, schmerzgepeinigtes Bündel verwandelt, dem keine Medizin, keine Kräuter und kein Heiler mehr helfen konnte. Ihr ein Schlafmittel zu geben war auch keine Lösung, weil Crush seine Opfer bis in die Träume verfolgte.
Bevor Nan von der Krankheit dahingerafft wurde, war es für ihn undenkbar gewesen, dass er sie ersetzen könnte. Die Vorstellung, noch einmal jemandem so nahezukommen und ihn am Ende wieder zu verlieren, war für ihn unerträglich gewesen. Er war sich nicht sicher, ob er sich von dem dunklen Schleier, der sich mit Nans letztem Atemzug über ihn gelegt hatte, hätte befreien können, wenn Magnus und Karri ihm nicht die ganze Zeit zur Seite gestanden hätten. Die Erleichterung, die er nach ihrem Tod empfunden hatte, war so überwältigend gewesen und doch unerträglich beschämend, dass ihm schon der Gedanke daran wehtat. Es hatte sich so egoistisch angefühlt und so, als würde er sie verraten, doch er wollte nicht, dass sie diese Schmerzen noch länger ertragen musste.
Brendan senkte den Kopf, lehnte sich an den Schrank und versuchte, tief durchzuatmen. Er hörte gar nicht, wie Dae aufstand. Sie berührte ihn, indem sie mit den Fingerspitzen über seinen Rücken glitt, während sie an seinem Oberarm vorbeispähte, an dem er den nicht mehr zu entfernenden Metallreif seines Rangs trug.
»Hey, bist du da?«, fragte sie sanft, während sie über die Vertiefung zwischen seinen ausgeprägten Rückenmuskeln glitt. Er war nicht so ein gestählter,
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