Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
ebenso temperamentvoll war wie sein Hitzkopf Daenaira. Doch Dae hatte ihre dritte Kraft und die ihr eigene Verbissenheit und Unnachgiebigkeit, wenn es darum ging, einen Kampf zu gewinnen. Dabei ging sie ziemlich weit, und Nicoya würde sie wahrscheinlich unterschätzen.
Magnus musste seine Sorge um sie beiseiteschieben und sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Die Situation war zu heikel, und das in einer unberechenbaren Umgebung.
Konzentration.
Er brauchte Konzentration.
Er holte tief Atem und warf.
Die Glefe hatte hinten an Daenairas Rockbund gehangen, und er hatte sie sich einfach geschnappt, als Dae die anderen mit ihrem zornigen Auftritt abgelenkt hatte. Es brauchte nur eine schnelle Bewegung aus dem Handgelenk, um die Waffe mit einem peitschenden, singenden Geräusch wegzuschleudern und sie wie einen Bumerang durch die Luft des Traumreichs zu schicken. Während er seine ganze Kraft in den Wurf legte, zog er bereits das Katana und machte sich bereit für den Gegenschlag und zugleich für die Rückkehr der Glefe.
Es gab einen Trick, um den wahren Aufenthaltsort von jemandem im Traumreich herauszufinden, und Magnus hatte sich auf der Jagd und auch darüber hinaus eingehend damit beschäftigt. Er wusste noch immer nicht genau, wo Shiloh sich befand, doch er hatte die Richtung und die ungefähre Entfernung ermittelt, trotz der kahlen Landschaft, die bis zum Horizont reichte. So zwang er Shiloh, sich auf den Boden zu werfen, und durch die Schneewolke, die aufstieg, war er nicht mehr unsichtbar. Der andere Priester fluchte heftig, als er feststellte, dass Magnus ihn ausgetrickst und seine ganze Kraft und Wut in diesen ersten Angriff gelegt hatte.
Das Klirren der beiden Schwerter hallte durch die Luft, und Muskeln und Körper vibrierten bei dem Schlag, bevor Magnus seinen Gegner am Kragen packte, ihn vom Boden hochriss und einen halben Meter nach links stieß. Ein hohes Pfeifen war zu hören, bevor die Glefe zu ihrem Meister zurückkehrte … und erst aufgehalten wurde, als Shilohs Rücken ihr im Weg war. Als sie unterhalb der Schulter in den Körper eindrang, schrie Shiloh auf und taumelte gegen Magnus.
»Oh, du verdammter Schweinehund«, stöhnte er und stemmte die Füße in den Boden und ließ sich mit seinem ganzen Gewicht gegen Magnus sinken. Magnus wollte nicht in Reichweite einer seiner Klingen sein, also stieß er Shiloh weg und wich zurück. Er schwang das Katana um das Schwert des anderen Mannes herum, hakte es unter dem kunstvoll gearbeiteten Griff ein und riss es Shiloh mit einem kräftigen Ruck aus der Hand, sodass es durch die Luft wirbelte.
Shiloh kniete auf dem Boden, den Oberkörper vorgebeugt, bereit, aufspringen, und lachte in sich hinein. »Weißt du, was das Beste an dem Ganzen ist? Hmm?« Er stand auf und streckte seine sichtlich unbewaffneten Hände vor, doch das hier war das Traumreich, und das wussten sie beide. Alles war möglich, wenn man die richtige Kontrolle, Erfahrung und Vorstellungskraft hatte. »So langsam wird klar, wie verdammt blöd du eigentlich bist. Ich meine, dieser ganze idealistische Schwachsinn. Das ist doch ein Witz. Nun«, er grinste, »ich muss gestehen, am Anfang habe ich mitgemacht. Licht und Dunkelheit, Drenna und M’gnone , das kosmische Gleichgewicht zwischen Macht und Handeln versus Gleichgültigkeit und Sünde. Aber dann«, er hob tadelnd den Finger gegen Magnus, »hast du mir die kleine Nicoya geschickt, und alles ist anders geworden.«
Magnus runzelte die Stirn und fragte sich, was beim Licht Nicoya mit dessen Sünde und dessen Wahnsinn zu tun hatte, außer dass er sie in sein sündhaftes Handeln mit hineingezogen hatte. Doch er ließ ihn reden. Shiloh schien nicht zu merken, wie tief die Glefe in seinem Rücken steckte, und bestimmt blutete er stark. Je mehr Zeit er mit Reden verschwendete, desto schwächer würde er werden.
»Und vergiss nicht, dass ich weiß, dass du die Wahrheit erzwingen kannst«, bemerkte er, während sie anfingen, einander zu umkreisen, »falls du mich in die Finger bekommst.«
»Ich habe dir Nicoya nicht geschickt. Es war Drennas Segen. Du hast dieses Geschenk zerstört, indem du sie verdorben hast.«
Shiloh musste glucksend lachen. »Ja. Das gefällt mir. Wenn Drenna sie mir geschickt hat, bedeutet das, dass alles, was zwischen uns geschehen ist, Drennas Wille war, stimmt’s?«
» M’gnone lebt ebenfalls im Tempel. Wir sprechen seinen Namen nicht aus, doch wir wissen, dass er eine tägliche Herausforderung ist. Es
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