Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
den Arm.
»Ich wollte nicht gestört werden«, fauchte Magnus den jungen Wachmann an.
»Verzeiht, M’jan Magnus«, beeilte der sich zu sagen und machte mit einer Hand auf dem Herzen eine tiefe Verbeugung. »Kanzler Tristan ist hier und bittet dringend um eine Audienz.«
Daenaira setzte sich hastig und war dankbar, dass die Chaiselongue direkt hinter ihr stand.
Magnus wandte sich zu ihr um, und diese seltsam fesselnden Augen verrieten ihr schlagartig so viel, dass sie das Gefühl hatte, ihr Schädel würde platzen.
Wahrheit. Es war die Wahrheit. Er war wirklich M’jan Magnus, der größte Priester in der Geschichte des Sanktuariums, Vorsteher des großen Tempels der Dunkelheit und des Lichts. Ihr Blick fiel auf das Katana, das in einem Waffengürtel an seiner Hüfte hing. Seitlich befand sich ein Beutel mit einem Satz Bolos. Auf der anderen Seite waren zwei weitere feste Lederbeutel. Wie sie annahm, befanden sich darin Wurfwaffen wie Wurfsterne oder Shuriken.
Magnus war in ihrer Welt auch bekannt dafür, dass er ein äußerst unbarmherziger Krieger war, wenn es um den Schutz ihrer Reiche ging. Schattenreich, Traumreich oder Lichtreich – jeder Schattenbewohner, der das Gesetz oder die Kampfregeln dieser Welten verletzte, wurde von ihm verfolgt und normalerweise vernichtet. Sie wurden Sünder genannt, und sie wussten bei den Göttern, dass sie verdienten, was sie bekamen, wenn ein Krieger wie Magnus hinter ihnen her war.
Doch irgendetwas war geschehen. Sie konnte es unter ihrer Haut ganz deutlich spüren. Dae hatte keine Ahnung, warum sie so empfand oder was es wirklich bedeutete, doch sie wusste, dass etwas die Macht dieses Mannes, der vor ihr stand, besudelt hatte.
»Bitte, K’yindara , bleib einen Moment sitzen, während ich mich mit Tristan bespreche. Ich komme so schnell wie möglich zurück, damit wir unser Gespräch fortsetzen können«, sagte er mit einer beruhigenden Geste in ihre Richtung, ohne dass er sie berührte. Zum ersten Mal erkannte Daenaira, dass nicht alle Dinge so waren, wie sie gedacht hatte.
» K’yindara ?«, wiederholte sie benommen.
»Nun, das genügt, bis du mir deinen richtigen Namen verrätst.«
Er wandte sich zu dem Wachmann um, der sie neugierig angaffte. Magnus schnippte mit den Fingern, um die Aufmerksamkeit der Wache auf sich zu lenken, wobei der scharfe Klang auch ohne den finsteren Blick schon Rüge genug war. »Bring Tristan in mein Studierzimmer. Ich komme gleich.«
»Ja, M’jan «, sagte der Wachmann respektvoll, dann verbeugte er sich leicht und verließ eilig den Raum. Als er gegangen war, drehte Magnus sich erneut zu ihr um, wobei sein Gesichtsausdruck düstere Gedanken verriet, die sie nur zu gern gekannt hätte.
»Nutze die Zeit, K’yindara , um dich zu entspannen und dich mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass ich nicht hier bin, um dir wehzutun. Die Einzelheiten deines weiteren Aufenthalts hier werden unser erstes Thema sein, sobald ich zurück bin. Versuch dich bis dahin auszuruhen.«
Sie sah, wie er einen Augenblick zögerte, dann drehte er sich um und verließ mit entschlossenem Schritt den Raum. Daenaira atmete langsam aus, während sie sich umsah.
»Heiliges Licht«, fluchte sie leise.
Der Raum war wirklich riesengroß. Die bordeauxroten Glaskacheln mit den wunderschönen eingeätzten Ornamenten schienen die Wände und die Decke über ihr auszudehnen und gaben ihr das Gefühl, dass sie ziemlich klein war. Sie befand sich in einem Badezimmer. Der Fußboden bestand aus einem verschlungenen bordeauxroten, schwarzen und goldenen Mosaik. Das Gold betonte die Kanten von Gegenständen oder Aussparungen in den Wänden. Mit Ausnahme der Stelle, wo es in einer riesigen gekachelten Badewanne verschwand, die vor ihr in den Boden eingelassen war.
Badewanne war weniger passend, es war eher ein Becken.
Wasser strömte zu der gegenüberliegenden Wand hin und floss dort wieder ab, sodass sie den Eindruck hatte, dass das Becken von einer natürlichen Quelle gespeist wurde. Sie stand auf und ging mit unsicheren Schritten zu der Stelle, wo Magnus sich das Gesicht gewaschen hatte.
Heiliger Bimbam! Sie hatte einem Priester ins Gesicht gespuckt!
»Oh, Ihr Götter«, stöhnte sie. »Dafür wird man dich nach deinem Ableben bestimmt im Licht verbrennen.« Sie war zwar nicht besonders religiös, doch so viel glaubte sie doch.
Nervös verscheuchte sie den Gedanken, als ihr klar wurde, dass sie derzeit nichts daran ändern konnte. Dann blickte sie ins Wasser. Es
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