Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
hinein.
Sie drehte sich um und blickte zum Ausgang auf der anderen Seite des Badezimmers. Mit schlurfenden, humpelnden Schritten durchquerte sie hastig den Raum und stürzte durch den Torbogen und in …
Wooooow!
Der Raum war dreimal so groß wie ihrer, und es gab keinen Zweifel, dass das Magnus’ Bereich war. Erstens stand eine ganze Ecke voll mit Schwertgestellen und Waffenhalterungen aller Art, wozu auch alles gehörte, was zu deren Pflege gebraucht wurde. Wie die Metallpolitur, die sie an ihm gerochen hatte. Schleifsteine, Hämmer, Lappen und so weiter. Die Halterungen selbst waren schon Kunstwerke, aus wertvollen Hölzern oder Marmor gefertigt. Und erst die Waffen! Wer auch immer Magnus mit Waffen belieferte, musste ein wahrer Künstler sein. Von spiralförmigen Knäufen und geflochtenen Griffen bis hin zu schimmernd geätztem Metall mit den feinsten, winzigsten Details. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Allein die Vielfalt war atemberaubend, und von der Hälfte der Gegenstände wusste sie nicht einmal, was es war.
Sie lauschte, ob jemand näher kam. Dae ging davon aus, dass es eine Weile dauern würde, bis er wieder zurückkehrte. Immerhin hatte er eine Beratung mit dem Kanzler. Schon bei dem Gedanken musste sie nervös kichern. Ja richtig. Sie würde sich an der Seite eines Mannes in der Öffentlichkeit zeigen, der die Königszwillinge beriet. Drenna , was für eine irre Vorstellung! Eine Dienerin, die fluchte wie ein Bierkutscher, die beim Essen schmatzte und die derbe Limericks singen konnte, ein liebenswürdiges Mitbringsel aus der Kneipe, die ihre Mutter bis zu ihrem Tod geführt hatte. Sie war praktisch auf dem Tresen oder auf einem Barhocker aufgewachsen. Im zarten Alter von sieben war sie zum ersten Mal betrunken gewesen, weil ein paar Idioten es witzig gefunden hatten, ihr jedes Mal, wenn ihre Mutter im Hinterzimmer verschwand, einen Drink zu geben. Vier Jahre später war ihre Mutter gestorben, als einer der kriegführenden Klans beschlossen hatte, den Ort niederzubrennen, weil sie wussten, dass sie den Krieg verlieren würden, und weil sie, wenn sie schon untergehen sollten, so viel Schaden wie möglich anrichten wollten. Danach war sie bei ihrer »fürsorglichen Familie« gelandet, und jetzt hier.
Sie trat vor eine Glasvitrine, in der lauter Wurfgeschosse aufbewahrt wurden: Shuriken, Wurfsterne, Bolos, Glefen, Wurfpfeile und ein Dutzend weitere Waffen, die sie nicht kannte. Sogar ein Bumerang war dabei, dessen Innenkanten so scharf waren wie eine Klinge, was bedeutete, dass man ihn nur an der Außenkante fangen durfte, sonst verlor man eine Hand. Gefährliches Zeug. Tödliches Zeug.
Wahrscheinlich bedeutete das, dass Magnus wusste, wie man jede einzelne dieser tödlichen Waffen einsetzte. Beim Licht, es gab sogar eine Kiste mit Handfeuerwaffen. Für ihre Gattung waren die Waffen von Menschen absolut tödlich. Schon das Mündungsfeuer verbrannte einem die Netzhaut und blendete einen, was die Anzahl der Schüsse begrenzte, die sie gezielt abfeuern konnten. Es verbrannte einem auch die Hände, wenn man keine Handschuhe trug, wie sie gehört hatte. Aus diesem Grund waren Schwerter die bevorzugten Waffen der Schattenbewohner, selbst in der hoch technisierten Zeit. Doch ein Jahrzehnt nach Kriegsende waren Schwerter wohl vor allem eine Modeerscheinung. Zumindest für einen durchschnittlichen Mann. Für Männer wie Magnus waren sie Berufung.
Dae ging zu einer samtbedeckten Ablage und konnte nicht widerstehen, einen Blick darunter zu werfen.
»Himmlisches Licht«, stöhnte sie, als sie den Stoff zurückschlug und als auf der silbernen Ablage eine Sammlung Sas und Dolche zum Vorschein kamen. Sie waren atemberaubend und die schönsten Waffen, die sie je gesehen hatte – und mitten im Krieg als Kneipengöre aufzuwachsen hieß, dass sie schon eine Menge gesehen hatte. Während sie sich mit der Zunge über die Lippen fuhr, nahm sie den schweren Stahl ehrfürchtig in die Hand. Die lederüberzogenen Griffe waren brandneu und zeigten keinerlei Gebrauchsspuren. Die Gegengewichte in den Knäufen waren rund und gerade schwer genug, um die dreizackige Waffe auszubalancieren. Die langen Mittelzacken waren nicht scharf, obwohl sie das ursprünglich gewesen waren. Die beiden kürzeren hatten hingegen furchterregend scharfe Spitzen. Das war seltsam, wenn man bedachte, dass sie zur Abwehr dienten oder dazu, eine längere Klinge abzufangen. Man hatte ihr immer erzählt, es sei vor allem eine Waffe zur
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