Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
Verteidigung, doch bestimmte Meister konnten alles Mögliche damit anstellen.
Dae drehte eine solche Waffe langsam in der Hand, und ihre Finger nestelten ein wenig unsicher herum, weil es schon so lange her war. Doch nach einer Minute wirbelte sie die Waffe mit flinken Bewegungen hin und her, genau wie Conrad, der Verrückte, der es ihr jeden Tag beim Biertrinken beigebracht hatte. Und sie musste lächeln, als sie daran dachte, wie er sie ausgelacht hatte, als sie mit sieben Jahren versuchte, eine Waffe zu führen, die mehr wog als ihr ganzer Arm. Doch sie war gewachsen. Und sie war schnell. Und weil sie zur Belustigung der Krieger mit dem Sai und mit anderem gefährlichen Spielzeug herumhantiert hatte, hatte sie auch Kraft bekommen.
»Du brauchst eins, das leichter ist.«
Das Sai fiel scheppernd auf die Ablage, und sie fuhr zu dem Priester herum. Oh, Ihr Götter! Er hatte nicht das kleinste Geräusch gemacht. Es war erstaunlich, dass jemand, der so eindrucksvoll war, sich so leise bewegen konnte.
Dann fiel ihr wieder ein, dass sie beleidigt worden war.
»Brauche ich nicht«, fauchte sie. Und dann ein wenig steif: »Ich brauche nur ein bisschen Übung.«
Bei Drenna , sie war ein stolzes kleines Ding, dachte Magnus, als sie trotzig das Kinn hob und gleichzeitig an ihrer Nase hinunterschaute und seinem Blick zu begegnen versuchte. Interessanter Trick, dachte er und schätzte, dass er gut zwanzig Zentimeter größer war als sie.
Und er wollte sie nicht in dem Glauben lassen, dass sie mit ihrem Trotz durchkam, außer sie hatte recht. Sie würde sich in Zukunft auf alle möglichen Arten verteidigen müssen, und es war das Beste, wenn sie lernte, die richtigen Kämpfe auszutragen.
»Ein Pfund, höchstens«, verbesserte er sie, während er hinter sie griff, um die Ablage, die sie durcheinandergebracht hatte, penibel zu ordnen und dann wieder abzudecken. »So schwer, dass du dich verteidigen kannst, aber so leicht, dass du damit alles machen kannst. Zum Üben kannst du schwerere Waffen benutzen, um deine Finger und die Handgelenke zu kräftigen, doch für den richtigen Einsatz brauchst du etwas auf dich Zugeschnittenes.«
»Auf mich zugeschnitten«, wiederholte sie. Wieder brach sie in das schnaubende Kichern aus, und Magnus unterdrückte ein Lächeln. »Oh ja, ich laufe gleich los und gebe eine Bestellung auf.«
Sarkastisches kleines Ding , dachte er.
»Ich werde sie für dich machen.«
Das schien ihr die Sprache zu verschlagen. Sie gaffte ihn mit offenem Mund an, während sie versuchte, sich zu sammeln. So langsam glaubte er, dass ihr Mundwerk ihre beste Waffe war. Er sah, wie sie das ganze Arsenal um sich herum betrachtete und ihn dann wieder mit großen Augen anblickte.
»Du hast das alles angefertigt?«, verlangte sie zu wissen.
Sie fragte nicht, sie forderte Auskunft. Für eine Sklavin war sie ganz schön dreist. Er wollte gar nicht daran denken, wie viel Ärger sie deshalb gehabt hatte. Obwohl er nur das Halsband anschauen musste, das er für Schmuck gehalten hatte, um die Antwort zu kennen. Trotzdem nahm er an, dass das genau der Sinn war. Wenn es aussah wie ein Halsband, würde niemand Fragen stellen. Niemand würde im Vorbeigehen bemerken, dass sie versklavt worden war. Magnus hatte inzwischen auch die roten Schürfstellen an ihren Handgelenken gesehen, und ihm war klar geworden, dass sie wahrscheinlich tagsüber zum Schlafen gefesselt wurde.
»Ja. Es gibt eine Schmiede unter der Schule. Ich werde sie dir irgendwann zeigen.«
»Ja. Was das betrifft … « Sie räusperte sich und rieb ihre Hände nervös an dem armseligen Fetzen, den sie als Sari trug. Er hätte nie gedacht, dass eine so schöne traditionelle Kleidung so hässlich aussehen konnte, bis er diesen gesehen hatte. In der Stadt gab es weniger wohlhabende Leute, wie in allen Städten, doch selbst die Ärmsten waren im Vergleich zu ihr ordentlich gekleidet. »Schau mal, nicht dass ich dahin zurückwollte, wo ich hergekommen bin, aber hier liegt ein Missverständnis vor. Ich meine, du siehst doch, dass ich als Dienerin nicht geeignet bin.«
Er verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich mit einer Hüfte an den Waffentisch neben ihm und ließ sich Zeit, ihre hochgewachsene, wohlgeformte junge Gestalt zu betrachten. Sie war schlank und kräftig, vor allem ihre Arme waren für eine Frau sehr kräftig, wahrscheinlich von irgendeiner harten Arbeit. Ihre schwieligen, rauen Hände verrieten das. Sie hatte offensichtlich jahrelang keine Schuhe
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