Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
wie jede Wunde, doch jetzt wusste er, dass er von der Verräterin vor ihm vergiftet worden war. Und er wusste auch, wer sie wirklich war. Und dass sie viele andere dazu gebracht hatte, nach ihrer Pfeife zu tanzen. Und er wusste, wer ihre Mutter war.
»Du glaubst also, du wirst Königin?«, fragte er sie und umklammerte sein Khukuri mit aller Kraft, während er auf sie zuging.
Der Klang von Metall, das aufeinanderprallte, hatte etwas Vertrautes, und auch die Vibration, die durch die Knochen und Muskeln seines Körpers fuhr. Das Gift würde eine Weile brauchen. Genug Zeit, um aus dem hinterhältigen Aas Hackfleisch zu machen. Er hatte mindestens hundert Pfund mehr Muskulatur und übertraf sie an Größe und Reichweite, doch was Schnelligkeit und Kraft anbelangte, waren Schattenbewohnerinnen, wenn sie gut in Form waren, den herausragenden Kämpfern beinahe ebenbürtig.
Doch er war nicht bloß ein herausragender Kämpfer.
»Ich bin bereits Königin«, sagte sie, während sie näher kam und das Knie hochriss, um es ihm zwischen die Beine zu rammen. Er hatte den Angriff vorausgeahnt, wehrte den Tritt mit dem Oberschenkel ab und stieß ihr zugleich den Ellbogen hart auf den Wangenknochen. Nicoya taumelte rückwärts von dem Treffer und weil sie nicht beide Beine am Boden gehabt hatte. Er ging davon aus, dass sie sich ziemlich rasch erholte und die nächsten Schläge parieren konnte. »Und ich muss gar nicht besser sein als du«, sagte sie mit boshaftem Vergnügen. »Ich muss nur länger durchhalten als du, während sich das Gift in deinem Körper ausbreitet. Äußerst nachlässig, M’jan , sich verwunden zu lassen. Aber wie du immer sagst: Lieber eine leichte Verwundung zulassen als eine tödliche.«
Sie hatte damit gerechnet. Verdammt, sie hatte seine eigene Kampftechnik gegen ihn eingesetzt. Die vielen Male, die sie in der Trainingshalle herumgelungert hatte, die vielen Male, die sie mit ihm geflirtet hatte, wobei er sich unbehaglich und gereizt gefühlt hatte – das war nur ein Ablenkungsmanöver gewesen, damit er nicht merkte, dass sie sein Training und seine Kampftechniken studierte.
»Dann wollen wir mal sehen, wer dir gesagt hat, dass du das Zeug zur Königin hast«, murmelte er und ermüdete sie beim nächsten Angriff in ihrer Überkopfabwehr, damit sie als Nächstes den einfacheren, tieferen Bereich wählen würde. Er verpasste ihr einen Schlag, sobald er in ihr lesen konnte, und sie schlitterte auf dem Hintern über den Fußboden. »Deine Mutter, diese geisteskranke Hure.«
Sie rollte sich beeindruckend geschickt ab, sprang geschmeidig wieder auf und schüttelte die Benommenheit nach dem Fausthieb ab, während sie sich das Blut von den Lippen leckte.
»Siehst du, das gefällt mir«, sagte sie lachend, während sie sich schüttelte. »Ein Mann, der keine Angst hat, ein Mädchen zu verprügeln. Mein Vater hatte eine Schwäche für Frauen, die etwas aushalten konnten. Der Peitschen- und Kettentyp. Bis er meine Mutter traf. Die hat ihm ganz neue Möglichkeiten aufgezeigt, wie man zum Orgasmus kommt. Unglücklicherweise war sie zu gut darin. Er hat versucht, sie dazu zu bringen, ihn zu heiraten, indem er sie geschwängert hat. Sie verschwand einfach und hat sich nie wieder bei ihm gemeldet. Es war Adrian vom J’ernnu-Klan. Wie du weißt, war Adrian einer von den beiden einzigen überlebenden Brüdern königlicher Abstammung. Alexsander, der Vater eurer hochgeschätzten Zwillinge, war der andere. Das heißt, ich bin sein erstgeborenes Kind. Das macht mich zur ebenbürtigen Erbin des Kanzlerthrons. Wenn sie tot sind, bin ich natürlich die einzige Erbin. Und weil sie so freundlich waren, die Monarchie wieder einzusetzen und selbst keine Erben haben, werde ich ihren Platz einnehmen.«
»Ich weiß, dass du das wirklich glaubst«, sagte Sagan mit einem hintergründigen Lächeln, »aber du wirst mir verzeihen, wenn ich diesen Anspruch anzweifle. Außerdem sind die Zwillinge nicht tot.«
»Noch nicht«, stellte sie fest und stürzte sich auf ihn.
Sagan wehrte sie ab, doch er spürte, wie das Gift ihn benommen machte. Er musste das beenden, bevor es ihn völlig außer Gefecht setzte. »Ach, und du denkst, du hast einen Plan, um das zu erreichen?«
»Nein. Ich habe mich darauf konzentriert, zuerst das Sanktuarium unter Kontrolle zu bringen und Hengste wie dich. Meine Mutter kümmert sich um den Rest.«
Sagan musste rasch ausweichen, als sie ihn mit einem akrobatischen Beinschwung ablenkte. Seine Konzentration
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