Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
gewesen, als Nicoya es bei ihrem letzten Zusammenstoß auf sie gerichtet hatte. Das bestätigte nur ihren Verdacht, dass es ihr irgendwie gelungen war, Sagan auszuschalten.
»Du dummes, dummes Ding«, spie Nicoya geringschätzig aus. »Siehst du das denn nicht? Sie haben schon verloren! Magnus ist als Einziger übrig. Sobald er tot ist, ist alles vorbei!«
»Ach, und was ist mit Ventan? Meinst du, dass er dir Magnus’ Platz überlässt, wenn er sieht, dass er der letzte verbliebene Bußpriester ist? Oder hast du es auch mit ihm getrieben?«
»Ventan ist alt und ausgebrannt. Magnus gibt ihm schon keine schwierigen Aufgaben mehr. Denkst du, er macht mir Angst?«
»Ich denke, irgendjemand sollte dir Angst machen!« Dae riss ihr Sai herum und ließ das andere in Abwehrhaltung, während sie sich auf ihre Gegnerin stürzte. Weil sie die leichtere Waffe hatte und unverletzt war, war sie schnell und beweglich, doch sie hatte nicht so viel Erfahrung wie Nicoya. Das Schwert der Dienerin schnitt durch ihren Rock zwischen den Beinen und hätte sie beinahe an den Oberschenkeln erwischt, ganz zu schweigen von viel intimeren Stellen. Sie konnte im wahrsten Sinne des Wortes ihre Haut nur retten, indem sie die Klinge mit ihrem Sai festhakte. Dann schwang sie ein Bein hoch und schlug die Klinge weg, die ihren Rock beinahe zweigeteilt hatte. Funken stoben und verbrannten ihr die Haut, als Nicoya das Schwert zurückriss.
Daenaira bekam kaum mehr mit, was danach passierte. Ein heftiger Schlag traf sie am Kinn, und der Schmerz breitete sich über ihren Schädel aus. Ohnmächtige Wut stieg in ihr auf, wenn sie bedachte, wie schnell das Schwert gewesen war. Sie kämpfte wie besessen, und es gelang ihr, Nicoyas vorschießendes Schwert mit den Zacken ihres Sai abzufangen. Sie wehrte es mit einer Schleuderbewegung ab, die ihrer Gegnerin die Waffe beinahe aus der Hand riss.
Sagan war ein anstrengender und gefährlicher Gegner gewesen, mit dem sie nicht hätte mithalten können, wenn er im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen wäre, doch sie war davon ausgegangen, dass die neue Dienerin ein viel leichteres Opfer war. Sie war nicht darauf gefasst gewesen, dass sie es mit einem ungezähmten Tier würde aufnehmen müssen. Dae war unermüdlich und unbarmherzig, und ihre bernsteinfarbenen Augen glühten vor Zorn. Es war, als wäre das Mädchen geboren zum Kämpfen, denn ihre Bewegungen wurden immer schneller statt müder, und sie wurde immer stärker, so als würde sie von ihrem Zorn befeuert. Sie wehrte jeden Schlag von Nicoyas Schwert ab, als würde sie eine lästige Fliege vertreiben, und kam immer näher. Sie zwang Nicoya, zurückzuweichen, und drängte sie so weit den Gang hinunter, dass sie nach und nach Publikum anzogen. Die jungen Leute verstanden nicht so recht, was da ablief, doch der Ingrimm in Daenairas Bewegungen verriet ihnen, dass es sich nicht um eine Trainingsstunde handelte. Niemand wagte, sie zu unterbrechen oder sich einzumischen, und zugleich konnten sie sich nicht abwenden von dem verbissenen Kampf.
Nicoya schwitzte, und ihr war übel vor Schmerz. Daeinaira überwand ihre schwache Abwehr und traf sie mit den Griffen ihrer Sai auf die Wange, den Bauch, den Rücken und auf den Oberschenkel. Sie schlug unbarmherzig zu, egal, wohin sie traf. Als sie Coya einen kräftigen Schlag auf die bereits gebrochenen Rippen versetzte, war der Schmerz unerträglich heftig. Kurz darauf hustete Nicoya Blut und bekam nicht mehr richtig Luft.
Da wusste sie, dass sie in Schwierigkeiten war.
16
Er wusste, dass sie in Schwierigkeiten war.
Magnus hätte sich am liebsten in den Kampf gestürzt, als er sie gefunden hatte, und sie aus der Reichweite des vergifteten Schwerts gerissen, doch er wusste, dass einer von ihnen dabei verletzt und getötet werden könnte. Also drängte er an den Schülern und deren Lehrern vorbei, die die neugierigen Kinder klugerweise in Sicherheit brachten.
»Macht den Gang frei!«, brüllte er.
Wenn irgendeine der Waffen durch die Luft flog, war jeder in Gefahr. Jetzt war das Gift von Nicoyas Schwert auch an ihren Sai . Ihm blieb fast das Herz stehen, als er sah, wie Daenaira damit kämpfte, und ihre Furchtlosigkeit jagte ihm Todesangst ein. Doch er begriff schnell, dass sie vollkommen beherrscht war von ihrer dritten Kraft und deswegen wie ein Berserker um sich schlug. Als Nicoya schließlich taumelte, Blut hustete und sich die schwer verletzte Seite hielt, erschrak er heftig. Das hier war die größte Gefahr für
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