Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
das Bad und entdeckte Brendan. Er war fast schon bei ihm, als ihm der schwere Geruch nach Blut in die Nase stieg.
Oh, Ihr Götter.
Er trat durch den Eingang zu Brendans Schlafgemach und sah seinen Freund ausgestreckt auf dem Bett liegen, doch zunächst hörte er die qualvollen Atemzüge, die fast schon zu schwach waren, um dem verwundeten Körper noch Luft zuzuführen. Magnus kannte dieses bedrohliche Rasseln, und noch bevor er bei seinem Freund war, wusste er, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb.
»Brendan! Was … ?«
Magnus hatte sich auf das Bett gekniet und die Hand ausgestreckt, weil sein Instinkt ihm sagte, dass er die todbringende Wunde an der Brust, aus der eine Mischung aus Blut und Luft austrat, verschließen musste.
Doch er erstarrte.
Er erstarrte, weil da auf einmal der durchdringende Geruch nach Sex unter dem Blutgeruch war. Und er stellte fest, dass er etwas davon problemlos erkennen konnte.
Brendan packte ihn verzweifelt am Ärmel und zwang Magnus mit letzter Kraft, ihn anzuschauen. Doch der Oberpriester war blind vor Zorn, vor Schmerz und vollkommen niedergeschmettert.
Das war der Grund, warum sie mich nicht berühren wollte.
»Was hast du getan?«, hörte er sich fauchen, als ihm die Situation klar geworden war. Der Geruch nach Blut und nach Brendan an Daenaira. Die Wunde, die Brendan hatte, und die beiden kleineren Einstiche links und rechts davon, die verrieten, dass es ein Sai gewesen war. Das Sai , das er für sie gefertigt hatte. Dainaira hatte Brendan damit verwundet, tödlich verwundet, und es lag auf der Hand, dass irgendetwas zwischen den beiden vorgefallen sein musste. Sie hatte ihn so zurückgelassen, nackt und sterbend, und war ihm entkommen.
»Nein«, gurgelte Brendan, als er in den goldenen Augen seines Freunds die Erkenntnis aufsteigen sah, und damit Verachtung und Wut. »Es ist nicht so, wie du denkst.« Oh, vielleicht musste er sterben, dachte Brendan grimmig, doch vorher würde er seinem Freund die Situation erklären. Daenaira konnte man keinen Vorwurf machen, sie hatte keine andere Wahl. Er glaubte ganz, ganz fest daran. »Mein Fehler«, keuchte er schwach. »Das … mein Fehler.«
»Ich versichere dir, dass ich genauso denke«, knurrte Magnus drohend. »Und du solltest froh sein, dass du schon so gut wie tot bist.«
Brendans Verstand war ganz benebelt vor Schmerz, und angesichts der drohenden Bewusstlosigkeit konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen, doch auf einmal begriff er, dass Magnus glaubte, er habe Daenaira bedrängt. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, und er versuchte den Schmerz zu verdrängen, der ihn durchfuhr bei dem Gedanken, dass sein bester Freund ihn einer so verabscheuungswürdigen Tat für fähig hielt. Doch es war nachvollziehbar, wo er doch wusste, dass das, was er getan hatte, beinahe genauso schlimm war. Zumindest für ihn.
Er schüttelte den Kopf und verstärkte den Griff um Magnus’ Arm.
»Es war Schauspielerei … «, krächzte er. »Jemand … «
»Schauspielerei?«, fauchte Magnus und beugte sich tief über ihn. »Du riechst nach meiner Frau und bist befleckt mit deinem eigenen Samen. Zumindest einer von euch hat nicht geschauspielert.«
Brendan konnte nur knapp nicken. Er konnte es nicht leugnen.
»… hat zugeschaut«, beendete er den letzten Satz. »Jemand hat zugeschaut. Dae … keine Wahl. Sie darf sich … nicht die Schuld geben … wenn ich sterbe.«
Zugeschaut. Jemand hat zugeschaut.
Die Worte drangen durch die schwarzrote Wand der Entrüstung und legten sich auf alle Sinne und Gedanken von Magnus. Sein Körper war in Alarmbereitschaft, als alles, was er von Shiloh erfahren hatte, wiederkam; als ihm bewusst wurde, dass es kein Lebenszeichen von Nicoya gab, als er Dae begegnet war. Irgendwie war es ihr gelungen, die gefährliche und intrigante Dienerin loszuwerden. Aber wie?
Er hatte das drängende Gefühl, er müsste viel schneller denken, und dass er im ganz falschen Moment langsam und begriffsstutzig war. Er biss die Zähne aufeinander und verschloss mit seiner rauen Hand die Wunde an Brendans Brust. Der Mann stöhnte auf vor Schmerz, doch der nächste Atemzug fiel ihm schon ein wenig leichter, auch wenn er wegen der Flüssigkeit in der Lunge noch immer röcheln musste.
»Die Wahrheit«, knurrte Magnus fordernd. »Hast du sie gezwungen?«
»Nein. Es war nur Schauspielerei. Ich schwöre.« Brendans Augen verrieten, wie verzweifelt er sich wünschte, dass Magnus ihm glaubte. »Ich … habe die Kontrolle
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