Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
leicht in Zorn geraten war. Er wusste, dass es mit den Betrügereien seiner früheren Dienerin zu tun hatte, deren Verrat ihn tief getroffen hatte, und dass seine Gefühle seither unvorhersehbar waren wie ein Sturm auf dem Meer. Doch er war fast sein ganzes Leben lang ein Priester der Dunkelheit und des Lichts gewesen, und er hatte Jahrhunderte damit verbracht, Toleranz und Vergebung zu lernen. Er konnte diese Wutanfälle überwinden, die er andauernd verspürte.
»Bist du noch Jungfrau?«, fragte er, während er die Schneidewerkzeuge ergriff, und sah den Schrecken in ihrem geschwollenen Gesicht, als er sich wieder umdrehte. Trotz ihrer Verletzungen wusste er bereits, wie hübsch sie war. Er hatte ihr Gesicht in diesen letzten Wochen immer und immer wieder gesehen.
»Darauf antworte ich nicht.«
»Warum nicht? Das ist eine logische Frage. Du hattest keine offizielle Erziehung, also auch keine sexuelle Erziehung, und du warst seit deinem zwölften Lebensjahr eingesperrt. Ich frage mich nur, ob dein Onkel dich bedrängt hat oder vielleicht jemand anders.« Obwohl er das bezweifelte, wenn er bedachte, wie verbissen und hinterhältig sie kämpfte. Sie hatte allerdings doch bemerkt, dass es auch auf anderem Weg passiert sein konnte.
Da erst wurde ihm klar, warum sie so abweisend war, warum er ihre Wut und ihre Angst riechen konnte.
Sie wusste es nicht.
»Du weißt es nicht, oder?«, fragte er sanft, während er vor sie hintrat und ihr die Schneidewerkzeuge zeigte. Sie hob ihr schwarzrotes Haar und drehte ihm zögernd den Rücken zu, während sie misstrauisch über die Schulter blickte. »Du denkst, man könnte dich vergewaltigt haben, während du bewusstlos warst.«
Sie schwieg, und er sah, wie sie zusammenzuckte, als er das Schneidewerkzeug unter das eng sitzende Halsband schob. Er drückte einmal kräftig zu, und das verdammte Ding sprang auf. Doch zuvor schickte der unterbrochene Stromkreis einen Schlag durch sie beide. Sie schrie auf, und er fluchte, doch das Halsband fiel kaputt zu Boden. Magnus warf die Werkzeuge hin und fuhr mit den Fingerspitzen rasch über ihren langen, schlanken Hals.
» Bituth amec «, zischte er leise, während er die geschwärzte, verbrannte Haut sah, die unter dem Halsband verborgen gewesen war. Ja, als Schattenwandlerin würde sie schnell gesunden, bis auf eine Narbe vielleicht, doch das machte es nicht weniger brutal für ihn. »Ich habe eine Salbe dafür. Sie betäubt und heilt. Morgen Abend wird es weg sein.«
»Danke«, sagte sie verlegen und versuchte, seine Berührung abzuwehren. Doch Magnus packte ihre Hand und drückte sie, während er sie zu sich umdrehte, damit sie ihn anblickte. In diesen starken, wütenden Augen verbarg sich Verletzlichkeit.
»Antworte mir. Denkst du, jemand könnte deinen Körper sexuell missbraucht haben, während du bewusstlos warst?«
»Ich bin nicht sicher. Ich dachte, ich könnte es spüren, aber wir heilen so schnell, ich – ich bin nicht sicher. Ich bin nie schwanger geworden, und dafür war ich einfach nur dankbar.«
Magnus wusste, dass es stimmte. Er hatte seine Macht genutzt, um von ihr zu hören, dass sie nicht darüber sprechen wollte, und es tat ihm leid, das er das tun musste, doch es war besser für sie, wenn sie jetzt darüber sprachen.
»Niemand wird das hier mit dir tun, K’yindara «, versicherte er ihr leise. »Wenn jemand es versuchen sollte, wird er mir Rede und Antwort stehen müssen.« Er warf ihr ein schiefes Lächeln zu. »Vorausgesetzt, er überlebt es, wenn er erst dir Rede und Antwort stehen muss.«
Das entlockte ihr ein durchtriebenes Lächeln, während sie mit raschem Blick herauszufinden versuchte, ob alles in Ordnung war mit ihm. Magnus konnte sehen, dass sie ihm glauben wollte, doch das Leben hatte sie etwas anderes gelehrt. Dann passierte etwas mit ihr, und sie entriss ihm wütend ihre Hand und wich zurück. Weil sie in der Ecke stand, knallte sie gegen einen Schrank.
»Das ist eine beschissene Lüge!«, fauchte sie ihn an. »Du hast gesagt, ich sei eine Dienerin! Von Dienerinnen wird erwartet, dass sie Sex mit Priestern haben.« Sie gab ein Knurren von sich, wie ein wütendes Tier. »Oh, ich verstehe. Du bist nett zu mir, damit ich später nicht Nein sage, wenn du in Stimmung bist! Nun, vergiss es! Du verdammtes Schwein!«
Sie schob sich aus ihrer Ecke und stürmte aus seinem Zimmer, doch im Bad hatte er sie bereits eingeholt und packte sie am Arm. Er musste schnell reagieren, als sie zu ihm herumfuhr, um
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