Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
nicht.
Ich möchte nicht in dieses Haus.
Ich will hinein und nie wieder weg.
Zwiegespalten – das bin ich.
Die Villa hat zahllose Eingänge und ebenso viele kunstvoll gepflegte Gärten.
Darroc und ich betreten einen der Gärten. Er ist so schön, dass es fast weh tut, wenn man ihn betrachtet. Pfade aus goldenen Fliesen führen um exotische, duftende Sträucher und Bäume mit silbernem Laub herum. Strahlende mit Perlen besetzte Bänke unter filigranen Laubdächern bieten Erholung von der Sonne. In den mit Chiffontüchern abgeteilten Veranden stehen mit Seide bezogene Sessel. Blumen biegen und schwanken in einer leichten, perfekten Brise – es ist nicht zu heiß oder schwül, aber angenehm warm mit genau der richtigen Luftfeuchtigkeit.
Ich habe von Gärten wie diesem geträumt. Mit kleinen Unterschieden, aber nicht sehr vielen.
Wir kommen an einem Springbrunnen vorbei, der winzige in allen Farben des Regenbogens schillernde Tröpfchen in die Luft sprüht. Tausende von Blumen in allen Schattierungen von Gelb umgeben den Brunnen: samtene Butterblumen und wächserne Tulpen, Lilien und Blüten, die es in unserer Welt gar nicht gibt. Für einen Moment denke ich an Alina, weil sie Gelb liebte, aber dieser Gedanke stinkt nach Tod und bringt andere mit sich. Ich drehe mich weg von dem wunderschönen Brunnen und schaue in das verhasste Gesicht und die Stimme meines Begleiters.
Er fängt an, mir Instruktionen zu erteilen. Er sagt, wir suchen einen Raum mit einem in Gold gerahmten Spiegel, der etwa dreiMeter hoch und eins fünfzig breit ist. Als er das Zimmer das letzte Mal sah, standen keine Möbel drin. Der Korridor, von dem das Zimmer abgeht, war hell, luftig und hatte einen Boden aus ungebrochenem weißem Marmor. Die Wände des Flurs waren auch weiß und mit bunten Wandmalereien zwischen den Fenstern verziert.
Halt nach weißen Marmorböden Ausschau , weist er mich an, denn nur zwei Flügel haben solche Böden – zumindest war es bei meinem letzten Besuch so. Die Böden in den anderen Teilen des Hauses sind golden, bronzefarben, silbern, schillernd, pink, mintgrün, gelb, lavendelfarben oder in anderen Pastelltönen gehalten. Es gibt auch einige wenige scharlachrote Flure. Wenn du einen schwarzen Boden siehst, mach sofort kehrt und geh zurück.
Wir kommen in ein rundes Foyer mit einer hohen Glasdecke, die den sonnigen Tag einfängt. Wände und Böden sind durchsichtig silbern und reflektieren den Himmel so detailgenau, dass ich, als eine flauschige Wolke über den Himmel zieht, das Gefühl habe, ich würde hindurchgehen. Was für ein toller Einfall! Ein Zimmer im Himmel! Hat die Konkubine diesen Raum entworfen? Hat ihn der Unseelie-König für sie gestaltet? Kann ein Wesen, das fähig ist, solches Grauen hervorzubringen wie die Unseelie, auch so etwas Wunderschönes erschaffen? Sonnenlicht bescheint mich von oben und spiegelt sich in den Wänden und dem Boden wider.
Mac 1.0 hätte den iPod eingeschaltet und sich hier stundenlang gelümmelt und Musik gehört.
Mac 5.0 schaudert. Nicht einmal so viel Sonne kann die Teile erwärmen, die kalt geworden sind.
Ich merke, dass ich meinen Feind vergessen habe. Ich wende mich wieder an ihn.
Vorausgesetzt natürlich , sagt Darroc, dass das Zimmer, das wir suchen, noch immer von einem der weißen Marmorkorridore abgeht.
Das weckt meine Aufmerksamkeit. »Vorausgesetzt?«
»Die Villa verwandelt sich von selbst. Das ist eine der Unannehmlichkeiten, die ich erwähnt habe.«
»Was ist das bloß mit euch Feen?«, explodiere ich. »Weshalb muss sich immer alles verändern? Wieso können die Dinge nicht einfach so bleiben, wie sie sind? Warum kann ein Haus nicht ein normales Haus und ein Buch nicht ein normales Buch sein? Wieso muss alles immer so kompliziert sein?« Ich will sofort zurück nach Dublin, das Buch suchen, herausfinden, was getan werden muss, und dieser verdammten Realität entfliehen.
Er antwortet nicht, aber das ist auch nicht nötig. Würde mich ein Feenwesen fragen, warum ein Apfel irgendwann verfault und die Menschen schließlich sterben, würde ich mit den Schultern zucken und sagen, dass das eben der Lauf der Dinge ist.
Veränderung liegt in der Natur der Feenobjekte. Sie werden etwas anderes. Daran muss man immer denken, wenn man es mit Feenobjekten zu tun hat, wie ich von den Schatten gelernt habe. Ich frage mich, wie sehr sich die Schatten weiterentwickelt haben, seit ich sie zum letzten Mal gesehen habe.
»Manchmal verändert es sich in großem
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