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Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

Titel: Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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reflektieren die Sonne – das Licht blendet so, dass ich die Augen zusammenkneifen muss. Der Himmel hinter dem Haus – es ist weit mehr als ein Haus, mehr sogar noch als ein Palast – leuchtet in einem Tiefblau, das es in der menschlichen Welt gar nicht gibt. Bestimmte Feen-Farben sind aus Myriaden feiner, verführerischer Nuancen zusammengesetzt, auf denen das menschliche Auge bis in alle Ewigkeit ruhen könnte. Der Himmel hier macht genauso süchtig wie der goldene Boden in der Hall of All Days.
    Ich zwinge meinen Blick zurück zur Weißen Villa. Ich betrachte die Linien vom Fundament bis zu den Dachgiebeln, von den Terrassen bis zu den Türmen, von den Gärten mit Springbrunnen bis zu den Erkertürmchen. Ein Möbius’scher Streifen aufeinandergeschichteter Strukturen in Escherartiger Landschaft; er dreht sich hierhin und dorthin, führt ungebrochen zurück, verändert sich ständig und entfaltet sich. Er strengt die Augen an, stellt den Verstand auf die Probe. Aber ich habe Feenwesen in ihrer wahren Gestalt gesehen. Ich finde es … besänftigend. In meinem toten schwarzen Herz regt sich etwas. Ich verstehe nicht, wie sich dort etwas bemerkbar machen kann, aber es ist so. Es ist kein heftiges Gefühl, sondern nur ein Echo einer Emotion. Schwach, aber unbestreitbar.
    Darroc beobachtet mich. Ich tue so, als würde ich nichts merken.
    »Ihr Menschen habt nie etwas so Schönes, Komplexes und Perfektes errichtet«, sagt er.
    »Genauso wenig haben wir ein Sinsar Dubh erschaffen«, gebe ich zurück.
    »Kleine Kreaturen bringen kleine Objekte hervor.«
    »Die Egos großer Kreaturen sind so bombastisch, dass sie kleine Dinge nicht kommen sehen«, murmle ich. Wie zum Beispiel Fallen , füge ich im Stillen hinzu.
    Er lacht und sagt: »Ich werde an deine Warnung denken, MacKayla.«
    Nachdem er die ersten beiden Spiegel in einem Auktionshaus in London gefunden hat, musste Darroc, wie er mir erzählte, erst lernen, sie zu gebrauchen. Er brauchte Dutzende Versuche, um ein statisches Bindeglied zum Bereich der Feenwesen zu etablieren; sobald er in den Spiegeln war, dauerte es Monate, bis er einen Weg zum Unseelie-Gefängnis gefunden hat.
    Ein stolzer Unterton schwingt in seiner Stimme mit, als er von den Schwierigkeiten und seinen Triumphen erzählt. Ganz im Gegensatz zu allem, was ihm seine Artgenossen prophezeit haben, ist es ihm ohne seine Feenessenz nicht nur gelungen zu überleben, sondern er hat auch das Ziel erreicht, das er schon als Feenwesen angestrebt hat und weswegen er verbannt wurde. Er fühlt sich den anderen seiner Art haushoch überlegen.
    Ich höre ihm zu, analysiere alles, was er mir erzählt, und suche nach Lücken in seiner Rüstung. Ich weiß, dass Feen »Gefühle« wie Arroganz, Überheblichkeit, Hohn und Hochmut haben. Während ich ihm zuhöre, füge ich noch Stolz, Rachsucht, Ungeduld, Häme und Schadenfreude hinzu. Wir haben schon eine ganze Weile Smalltalk betrieben und uns gegenseitig nicht aus den Augen gelassen. Ich habe ihm von meiner Kindheit in Ashford, von meinen ersten Eindrücken von Dublin und von meiner Liebe zu schnellen Autos erzählt. Er berichtet mehr darüber, wie er in Ungnade gefallen ist, was er getan hat und warum. Wir wetteifern darum, uns gegenseitig mit trivialen Eingeständnissen zu entwaffnen, die nichts Wichtiges enthüllen.
    Als wir das Tal durchqueren, sage ich: »Warum bist du zum Unseelie-Gefängnis gegangen? Wieso nicht zum Hof der Seelie?«
    »Um Aoibheal die Gelegenheit zu geben, mir ein für alle Mal den Garaus zu machen? Wenn mir die Hexe das nächste Mal vor Augen kommt, stirbt sie.«
    Hat er mir deshalb den Speer weggenommen? Um die Königin zu töten? Wie bei V’lane habe ich nichts gemerkt, als er den Speer aus dem Holster geholt hat. Wie machen sie das? Er ist ja kein Feenwesen mehr. Aber er hat so viel Unseelie gegessen, dass er zumMutanten geworden ist, bei dem man nichts voraussagen kann. Ich erinnere mich, in der Kirche zwischen Unseelie-Prinzen zu sein und den Speer gegen mich selbst zu richten; ich werfe ihn, streife den Sockel einer Schale. Geweihtes Wasser spritzt, verdampft zischend. Wie hat er es geschafft, dass ich den Speer beiseitewerfe? Wie hat er ihn mir überhaupt weggenommen?
    »Ist die Königin zurzeit bei Hofe?« Ich werfe mein Netz wieder aus.
    »Woher soll ich das wissen? Ich bin verbannt. Angenommen, ich würde einen Weg hineinfinden, würde mich der erste Seelie, der mich sieht, töten.«
    »Hast du denn keine Verbündeten bei Hof?

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