Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
Stil«, fährt Darroc fort, »dann wieder verschiebt es nur ein paar Dinge. Nur einmal habe ich einige Tage gebraucht, um den Raum, den ich suchte, zu finden. Normalerweise geht das schneller.«
Tage? Mir schwirrt der Kopf, und ich starre ihn entgeistert an. Ich könnte tagelang mit ihm hier feststecken?
Je früher wir anfangen, umso besser.
Ein Dutzend Gänge führt vom Foyer weg – einige sind hell, andere besänftigend schwach erleuchtet. Nichts ist angsteinflößend. Das Haus strahlt Wohlbehagen und Frieden aus. Trotzdem ist es ein großes Labyrinth, und ich warte darauf, dass Darroc unseren Weg bestimmt. Obwohl ich schon lange von der Villa träume, kenne ich dieses Foyer nicht. Ich nehme an, das Haus ist so groß, dass ein ganzes Menschenleben voller Träume nicht ausreichen würde, um es ganz zu erkunden.
»Es gibt etliche Zimmer in der Villa, in denen Spiegel hängen. Der, den wir suchen, ist ein einzelner Spiegel.« Er sieht mich scharf an. »Meide die anderen Spiegel, wenn du auf sie stößt. Sieh nichthinein. Ich enthalte dir kein Wissen vor, sondern versuche lediglich, dich zu schützen.«
»Klar. Und die Weiße Villa ist in Wirklichkeit schwarz. Du redest, als würden wir uns aufteilen.« Ich bin erstaunt. Er hat sich so angestrengt, mich an seine Seite zu bekommen. Und jetzt lässt er mich gehen? War ich so überzeugend? Oder hat er noch ein Ass im Ärmel, von dem ich nichts weiß?
»Wir können es uns nicht leisten, hier zu viel Zeit zu vergeuden. Je länger ich hier bin, umso besser stehen die Chancen, dass ein anderer mein Buch vor mir findet.«
» Mein Buch«, verbessere ich ihn.
Er lacht. » Unser Buch.«
Ich schweige. Mein Buch – und Darroc ist in dem Moment, in dem ich es bekomme und weiß, wie ich es benutzen muss, ein toter Mann. Oder auch schon früher, wenn ich ihn nicht mehr brauchen kann.
Er lehnt sich an die Wand und verschränkt die Arme; in diesem Himmelszimmer ist er der goldene Engel, der mit der Schulter an einer Wolke lehnt. »Wir beide können haben, was wir wollen, MacKayla. Wenn wir Zusammenhalten, sind uns keine Grenzen gesetzt. Nichts und niemand kann uns aufhalten. Ist dir das klar?«
»Ich bekomme es zuerst.« Es wird ihn nicht mehr geben, wenn ich fertig bin. Nein, Moment – ihn einfach ungeschehen zu machen, ist ein zu leichter Tod.
Ich will ihn ermorden.
»Wir haben jede Menge Zeit zu entscheiden, wer was zuerst mit ihm macht. Aber vorerst sind wir Freunde, oder nicht?«
Eine spöttische Bemerkung liegt mir auf der Zunge – ich will ihm klarmachen, dass Worte gar nichts bedeuten. Warum stellt er mir so absurde Fragen? Ich kann ihn ganz leicht belügen. Er sollte mich nach meinen Taten beurteilen, aber diesen Rat gebe ich meinem Feind nicht. »Wir sind Freunde«, sage ich leichthin.
Er bedeutet mir, den nächsten Flur zu meiner Rechtenentlangzugehen – er hat einen altrosa Boden und macht eine Biegung –, Darroc dreht sich dem ersten Flur auf der linken Seite zu, der bronzefarben glänzt.
»Was mache ich, wenn ich es finde?«, frage ich. Schließlich haben wir keine Handys mit eingespeicherten Nummern dabei.
»Ich habe dich im Nacken gekennzeichnet. Drück deine Finger auf das Mal und ruf nach mir.«
Er hat sich bereits abgewandt und geht los. Ich fauche seinen Rücken an. Der Tag wird kommen – und zwar bald –, an dem ich sein Zeichen entferne, und wenn ich mir den Nacken bis zum Knochen abschaben muss. Ich würde es sofort tun, aber ich will nicht riskieren, dass Barrons’ Tattoo kaputtgeht. Das ist alles, was mir von ihm noch geblieben ist. Dort hat er mich berührt, sanft, besitzergreifend.
Ein Lächeln schwingt in Darrocs Stimme mit, als er mich warnt: »Wenn du den Spiegel findest und ohne mich nach Dublin zurückkehrst, werde ich dich jagen.«
»Dasselbe gilt für dich, Darroc«, erwidere ich im selben lockeren Ton. »Denk nicht mal dran, ohne mich von hier wegzugehen. Ich habe dich zwar nicht mit einem Mal versehen, aber ich werde dich finden. Immer, überall .« Das ist mein Ernst. Der Jäger ist jetzt der Gejagte. Ich habe ihn im Blick, und es wäre mir recht, wenn es so bliebe. Bis ich mich entscheide, auf den Abzug zu drücken. Ich renne nicht mehr weg. Vor gar nichts.
Er bleibt stehen und schaut mich über die Schulter hinweg an. Die winzigen Goldsprenkel in seinen Augen funkeln heller, und er atmet scharf ein.
Wenn ich die Feen so gut kenne, wie ich es mir einbilde, dann kann ich sagen, dass ich ihn gerade angemacht
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