Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
wird. Schwarze Haut, schwarze Hörner und Zähne, rote Augen. Ein mordlustiges Ungeheuer. Im Vergleich zu ihm war Barrons in den Spiegelwelten genial und zahm.
Er bellt unaufhörlich während der Transformation, peitscht den Schädel von einer Seite zur anderen und spritzt Speichel und Blut auf mich. Seine wilden roten Augen fixieren mich. Er möchte die Zähne in mein Fleisch schlagen, mich schütteln und jeden Tropfen Blut aus meinem Leib quetschen.
Das Zeichen, das mir Barrons eintätowiert hat, mindert den Blutdurst des Jungen nicht.
Ich bin Nahrung, und er kann mich nicht erreichen.
Er rüttelt an seinem Käfig und jault.
Er wächst zu einer Größe von drei Metern an.
Dieses Brüllen habe ich damals unter der Garage gehört, als ich Barrons über das Dach eines Autos ansah.
Dieses für immer eingesperrte Kind.
Und während das Leben aus mir sickert, wird mir klar, was es mit der toten Frau auf sich hatte, die Barrons aus dem Spiegel brachte.
Der Junge muss gefüttert werden. Er hielt dieses Kind in den Armen, sah zu, wie es starb. Ich versuche, darüber nachzudenken. Dieses Kind muss sein Sohn sein. Wenn Barrons ihn nicht füttert, leidet er. Wenn er ihn füttert, muss er dieses Monster sehen. Wie lange geht das schon so? Seit wann kümmert er sich um das Kind? Seit tausend Jahren? Seit zehntausend? Noch länger?
Ich will meinen Hals berühren, um zu prüfen, wie groß meine Verletzung ist. Aber ich kann den Arm nicht heben. Ich bin schwach, benommen, und es ist mir nicht wichtig. Ich will die Augen schließen und ein paar Minuten schlafen. Nur ein kurzes Nickerchen, dann werde ich aufwachen und herausfinden, ob mein See mir etwas geben kann, was mir hilft, dies hier zu überleben. Ich frage mich, ob es Runen gibt, die aufgerissene Kehlen heilen können. Vielleicht ist hier unten irgendwo ein Unseelie.
Ob meine Halsschlagader verletzt ist? Wenn ja, dann ist alles zu spät. Ich kann nicht glauben, dass ich so sterbe.
Barrons wird kommen und mich hier finden.
Verblutet auf dem Boden dieser Höhle.
Ich strenge mich an, die Kraft aufzubringen, um meinen See aufzusuchen, aber ich denke, ich habe zu schnell zu viel Blut verloren. Ich schaffe es nicht, auch wenn ich mich noch so sehr bemühe. Der See ist merkwürdig still. Als ob er mich beobachtet und abwartet, was geschieht.
Das Jaulen im Käfig ist zu laut, deshalb höre ich Barrons’ Brüllen nicht, bis er mich aufhebt, hinausträgt und die Tür hinter sich zuschlägt.
»Verdammt, Mac, was soll das? Was soll das?«, sagt er immer wieder. Seine Augen funkeln wild, sein Gesicht ist kreidebleich, die Lippen angespannt. »Was hast du dir dabei gedacht, als du ohne mich hier heruntergekommen bist? Ich hätte dich hergebracht, wenn ich gewusst hätte, dass du so dumm bist. Tu mir so was nicht an! Du kannst mir das nicht antun!«
Ich sehe zu ihm auf. Schatten von Blaubart, sinniere ich matt. Ich habe die Tür zu seinen ermordeten Frauen geöffnet. Mein Mund kann keine Worte formen. Ich möchte wissen, wie es kommt, dass sein Kind noch am Leben ist. Ich bin wie betäubt. Er ist dein Sohn, stimmt’s?
Er antwortet mir nicht. Er starrt mich an, als müsste er sich mein Gesicht einprägen. Ich entdecke eine Regung tief in seinen Augen.
Ich hätte mit diesem Mann schlafen, ihn lieben sollen. Ich hatte immer Angst davor, zärtlich zu sein. Meine eigene Idiotie verwirrt mich.
Er zuckt zurück.
»Denk nicht einmal daran, dass du mich so ansehen und dann sterben kannst. Scheiße. Das mache ich nicht noch einmal durch.«
Hast du irgendein Unseelie parat? Ich erwarte halb, dass er losrennt, einen jagt und zu mir bringt. Aber so viel Zeit bleibt mir nicht, das weiß ich.
»Ich bin nicht gut, Mac. Das war ich nie.«
Was … wird das eine Beichte? , necke ich mit den Augen. Nicht nötig.
»Ich will, was ich will, und ich nehme es mir.«
Warnt er mich? Womit könnte er mir jetzt drohen?
»Es gibt nichts, womit ich nicht leben kann. Nur Dinge, ohne die ich nicht leben will.«
Er mustert meinen Hals, und ich erkenne in seinem Blick, dass die Wunde verheerend ist. Keine Ahnung, wie ich noch Luft bekomme, warum ich noch nicht tot bin. Ich glaube, ich kann nicht sprechen, weil meine Stimmbänder kaputt sind.
Er berührt meine Verletzung. Zumindest glaube ich das. Ich sehe seine Hand unter meinem Kinn, fühlen kann ich nichts. Versucht er alle Teile an ihren Platz zu rücken, wie ich es einst mit seinen Eingeweiden in der frühen Morgensonne auf einem Felsen
Weitere Kostenlose Bücher