Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
gemacht habe?
Er schließt kurz die Augen. Dann dreht er mich in seinen Armen und betrachtet meine Verletzung aus einem anderen Winkel, ehe er mir ins Gesicht blickt. Verstehen glättet seine Stirn, und seine Lippen verziehen sich zu dem entsetzlichen Lächeln, das immer darauf hindeutet, dass es eine schlechte und eine gute Nachricht gibt – und die schlechte Nachricht ist wahrlich schlecht. »Als du im Feenreich warst, Mac, hast du dort etwas gegessen oder getrunken?«
V’lane , übermittele ich ihm. Drinks am Strand.
»Wurde dir übel davon?«
Nein.
»Hast du irgendwann einmal etwas getrunken, das dir das Gefühl gab, dir würden die Eingeweide herausgerissen? Dass du sterben wolltest? Nach allem, was ich gehört habe, dauert dieser Zustand etwa einen Tag.«
Ich überlege einen Moment. Bei der Vergewaltigung. Sie haben mir etwas gegeben. Derjenige, den ich nicht sehen konnte. Ich hatte lange Schmerzen und dachte, die Prinzen, die in mir waren, hätten sie verursacht.
Seine Nasenflügel blähen sich, und er versucht, etwas zu sagen, bringt jedoch nur ein tiefes Rasseln heraus. Nach zwei weiteren Versuchen glückt es ihm. »Sie hätten dich für immer in diesem Zustand gelassen. Ich werde sie in kleine Stücke schneiden und einen mit dem anderen füttern. Langsam. Über Jahrhunderte hinweg.« Seine Stimme war ruhig wie die eines Soziopathen.
Was soll das heißen?
»Etwas kam mir komisch vor. Du hast danach anders gerochen. Ich wusste, dass sie etwas mit dir gemacht haben. Aber du hast nicht gerochen wie der Rhymer. Du warst wie er, aber doch anders. Ich musste abwarten.«
Während ich mich im Geiste neu bewerte, kehrt das Gefühl in meinen Hals zurück. Die Wunde brennt wie die Hölle. Aber ich kann schlucken.
Ich sterbe nicht?
»Sie müssen befürchtet haben, dass sie dich töten würden mit ihrem …« Er wendet den Blick ab und beißt die Zähne zusammen. »Eine Ewigkeit in der Hölle. Du wärst bis in alle Ewigkeiten Pri-ya gewesen.« Sein Gesicht ist wutverzerrt.
Was haben Sie mir angetan? , will ich wissen.
Er geht weiter, trägt mich von Raum zu Raum, bis wir ein Zimmer erreichen, das fast identisch ist mit der hinteren Sitzecke im Barrons, Books and Baubles: Teppiche, Lampen, Chesterfield-Sofa, flauschige Decken. Nur der Kamin ist anders: ein Steinkamin, in dem ein Mensch aufrecht stehen kann. Gasscheite, so dass kein Rauch entweicht und dieses Versteck verraten kann.
Er legt Kissen an die Lehne und platziert mich behutsam aufs Sofa. Dann geht er zum Kamin und heizt ihn an.
»Die Feen haben ein Elixier, das das Leben verlängert.«
Sie haben es mir gegeben?
Er nickt.
Ist dir das auch passiert?
»Ich sagte, es verlängert das Leben. Es verwandelt einen nicht in ein drei Meter großes, wahnsinniges Tier mit Hörnern.« Er behält meinen Hals im Blick. »Die Wunde heilt, sie schließt sich langsam. Ich kenne einen Mann, der das Elixier getrunken hat. Vorviertausend Jahren. Solange der Rhymer nicht mit dem Speer oder dem Schwert verletzt wird, lebt er weiter, ohne zu altern. Er kann nur mit denselben Methoden getötet werden wie die Feenwesen.«
Ich bin unsterblich? Ich kann meine Arme wieder bewegen und berühre meinen Hals. Ich fühle die Hautränder, die zusammenwachsen. Es ist wie nach dem Verzehr von Unseelie-Fleisch. Die Verletzung heilt unter meinen Händen. Ich spüre ein Knirschen, als alles in meiner Kehle nachwächst.
»Ich würde es langlebig und schwer zu töten nennen.«
Viertausend Jahre – langlebig? Ich denke an den schwer verletzten, verstümmelten Unseelie, den ich hinter dem Buchladen gefunden habe. Unsterblichkeit ist etwas Furchtbares. Ich möchte nur ein kleines Menschenleben haben. Viertausend Jahre übersteigen meine Vorstellung. Ich will nicht ewig leben. Das Leben ist hart. Achtzig oder hundert Jahre wären gerade richtig. Mehr wünsche ich mir nicht.
»Du solltest dir ernsthaft überlegen, ob du den Speer noch weiter bei dir tragen willst. Ich frage mich, ob ich ihn zerstören soll. Und das Schwert auch.«
Er nimmt mir das Schulterholster ab und wirft es vor den Kamin.
Ich beobachte, wie es bis zum Sockel rutscht. Ich kann sterben. Auch wenn ich im Augenblick nicht darauf aus bin. Mir ist es nur angenehm, die Option zu haben. Solange ich den Speer habe, gibt es eine Alternative. Ich werde ihn niemals hergeben. Er ist meine Verabredung mit dem Grab, und ich bin ein Mensch. Eines Tages möchte ich sterben.
»Aber er kann es nicht.« Das ist der erste
Weitere Kostenlose Bücher