Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
in Raum und Zeit schweben lässt. Ich fühle mich wohler in meiner Haut denn je, und alle Möglichkeiten stehen mir offen. Für eine gewisse Zeit vergesse ich alles und verliere mich in der Freude, die größer ist als das ganze Haus.
In einem Zimmer nach dem anderen finde ich etwas Vertrautes, etwas, was mich glücklich macht.
Ich sehe das erste von vielen Betten. Wie in meinen Träumen gibt es so viele, dass ich nach einer Weile aufhöre mitzuzählen. Ich schlendere durch die luxuriösen Räume und sehe ein Bett nach dem anderen. In manchen Zimmern gibt es nichts außer einem Bett.
Plötzlich fühle ich mich … unwohl. Mir gefällt es nicht, all diese Betten zu sehen.
Die Betten machen mich nervös.
Ich drehe den Kopf weg, weil sie Empfindungen in mir wecken, die ich nicht haben will.
Verlangen. Lust. Einsamkeit.
Leere Betten.
Ich will nicht mehr allein sein. Ich bin es leid. Ich will nicht mehr warten.
Nach einer Weile schaue ich nicht mehr in die Zimmer.
Ich habe mich getäuscht, als ich dachte, dass es nicht möglich sei, in der Weißen Villa negative Gefühle zu entwickeln.
Trauer wallt in mir auf.
Ich habe so lange gelebt. So vieles verloren.
Ich zwinge mich zur Konzentration und rufe mir ins Gedächtnis, dass ich hier bin, um etwas zu suchen. Einen Spiegel.
Ich liebe diesen Spiegel.
Ich schüttle den Kopf. Nein, das stimmt nicht. Ich brauche ihn nur, Gefühle habe ich keine für ihn.
Er bringt mir so viel Vergnügen! Er bringt uns zusammen.
Weißer Marmor, hat Darroc gesagt. Ich muss den weißen Marmorboden finden. Nicht rot, nicht bronzefarben, nicht pink und insbesondere nicht schwarz.
Ich visualisiere den Spiegel, wie er ihn mir beschrieben hat: drei Meter hoch, eins fünfzig breit.
In Gold gerahmt wie die in der LaRuhe 1247.
Der Spiegel ist Teil eines riesigen Unseelie-Heiligtums – des Netzwerks der Spiegel. Ich kann Heiligtümer, alle Feenobjekte spüren – Objekte der Macht. Das ist vielleicht mein größtes Talent Ich taste mich mit meinen Sidhe -Seher-Sinnen vor, breite mich aus und suche.
Ich spüre nichts. In der Hall of All Days hat es auch nicht funktioniert. Ich vermute, es ist unmöglich, einen Spiegel zu fühlen, solange man sich im Netzwerk befindet.
Meine Füße geben mir eine neue Richtung vor, und ich folge ihnen zuversichtlich. Plötzlich bin ich sicher, dass ich den Spiegel, den ich jetzt suche, schon viele Male gesehen habe und genau weiß, wo er ist.
Ich werde den Weg lange vor Darroc finden. Und obwohl ich das Haus nicht ohne ihn verlassen werde – ich brauche ihn noch –, wird es Spaß machen, ihn zu schlagen.
Ich laufe durch einen mintgrünen Korridor, biege ohne zu zögern in einen schillernden ein und eile dann durch einen blassblauen, einen silbernen und einen weinroten.
Der Spiegel ist da vorn. Er zieht mich an. Ich kann es nicht erwarten, zu ihm zu kommen.
Ich bin so auf mein Ziel fokussiert, dass ich den roten Korridor kaum wahrnehme. Als ich merke, was ich getan habe, ist es bereits zu spät.
Keine Ahnung, was mich dazu gebracht hat, auf den Boden zu schauen, aber irgendetwas muss es wohl gewesen sein.
Ich erstarre.
Ich stehe an einer Kreuzung von zwei Korridoren.
Ich kann nach Osten, Westen, Norden oder Süden gehen – falls solche Richtungen in der Villa überhaupt existieren –, aber wofür auch immer ich mich entscheide, die Böden haben alle die gleiche Farbe.
Schwarz.
Ich stehe unsicher da, mache mir Vorwürfe, weil ich schon wieder was vermasselt habe, als sich eine Hand in meine schiebt.
Sie ist warm, vertraut. Und viel zu real.
Ich schließe die Augen. Man hat mir im Reich der Feen schon einmal etwas vorgemacht. Mit wem wird man mich jetzt quälen? Wie lautet meine Strafe? Welcher Geist wird an mir mit nadelspitzen Zähnen nagen?
Alina?
Barrons?
Beide?
Ich balle die freie Hand zur Faust, damit niemand sie ergreifen kann.
Ich bin nicht so dumm zu glauben, dass der Geist verschwindet, wenn ich die Augen geschlossen halte. So funktioniert das nicht. Wenn sich deine persönlichen Dämonen entschließen, dich heimzusuchen, dann verlangen sie Aufmerksamkeit. Am besten ist, den Preis zu zahlen und die Sache schnell hinter sich zu bringen.
Anschließend kann ich nach einem Ausweg aus den schwarzen Fluren suchen. Ich wappne mich innerlich. Ich vermute, dass der goldene Boden in der Hall of All Days schlimm ist, die schwarzen Böden in der Weißen Villa jedoch unübertroffen sind.
Finger verschränken sich mit meinen. Ich
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