Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
bereits, sich daran zu gewöhnen.
Familienzusammenführung hin oder her, Barrons gefiel diese Wende im Spielplan genauso wenig wie mir.
Monatelang hatten wir auf diesen Moment hingearbeitet, und jetzt tauchten in letzter Minute meine leiblichen Eltern wie aus dem Nichts auf und eröffneten uns, dass wir nicht mehr gebraucht werden. Sie würden den Krieg führen und beenden.
Das war ein Tiefschlag.
»Können Sie es aufspüren?«, wollte Barrons wissen.
»Isla kann es«, erwiderte Pieter. »Aber es fühlt auch ihre Nähe, deshalb war es für sie zu gefährlich, nach Dublin zu kommen, bevor wir sicher wussten, dass MacKayla das Amulett gefunden hat.«
»Woher wisst ihr, dass ich es habe?«
»Deine Mutter sagt, sie hätte gespürt, dass du Kontakt mit ihm hast. Wir sind sofort aufgebrochen.«
»Anfang Oktober letzten Jahres dachte ich schon einmal, dass du es berührt hast«, sagte Isla, »aber das Gefühl verflog so schnell, wie es entstanden war.«
Ich blinzelte. »Ich habe es im Oktober berührt. Wie kannst du das wissen?«
»Keine Ahnung«, antwortete sie. »Mir war, als hätten sich zwei enorme Kräfte vereinigt. Beide Male spürte ich dich, MacKayla – meine Tochter!« Sie wurde ernst. »Alina habe ich auch einmal gespürt.« Sie richtete den Blick auf den Kamin und schwieg lange. Dann schauderte sie. »Sie lag im Sterben. Könnten wir bitte ein Feuer anzünden?«
»Natürlich«, sagte Pieter sofort. Er sprang auf und eilte in Richtung Kamin, aber Barrons kam ihm zuvor.
Er blitzte Pieter an. Sie mögen Anspruch auf die Frau erheben ,sagte sein Blick, aber begehen Sie keinen Irrtum – sie und der verdammte Kamin gehören mir.
Nach einer ganzen Weile zuckte Pieter mit den Schultern und ging zurück zum Sofa.
»Wir werden hier schlafen«, erklärte Barrons. »Gehen Sie jetzt. Wir sprechen uns morgen.«
Pieter schnaubte. »Wir können nicht gehen, Barrons. Diese Angelegenheit muss noch heute beendet werden – so oder so. Wir haben keine Zeit zu verschwenden.«
Ich konnte nicht aufhören, Isla zu betrachten. Da war etwas in ihrem Gesicht. Es erinnerte mich an Rowena. Wahrscheinlich weil uns die alte Frau so lange drangsaliert hatte. »Wieso muss das ausgerechnet heute sein?«
Isla sah mich verblüfft an. »MacKayla, fühlst du es nicht?«
»Fühlen, was …« Ich brach ab. Ich hatte mich nicht bemüht, es zu fühlen. Meine Sidhe -Seher-Sinne waren schon so lange »abgeschaltet«, dass sich meine Instinkte geschärft hatten. »O Gott, das Sinsar Dubh kommt direkt auf uns zu.« Ich öffnete meine Sinne, so weit ich konnte. »Es ist … anders.« Isla nickte. »Es ist irgendwie intensiver – energiegeladen und bereit. Es hat auf diesen Augenblick gewartet.« Meine Augen weiteten sich. »Es ist wieder ein Selbstmordattentäter, und es wird uns alle in die Luft sprengen, wenn wir es nicht aufhalten!«
»Es weiß, dass ich hier bin«, sagte Isla. Sie war blass, wirkte jedoch entschlossen. Ich kannte diesen Ausdruck, weil ich ihn selbst oft im Spiegel gesehen hatte. »Es ist gut.« Sie lächelte angespannt. »Ich bin auch bereit. Vor dreiundzwanzig Jahren hat es mir meine Kinder genommen und die Familie auseinandergerissen, aber heute fügt sich alles wieder zusammen.«
Pieter und Isla entschuldigten sich und zogen sich ein wenig zurück, um ein Vier-Augen-Gespräch zu führen. Ihre Stimmen waren gedämpft und klangen eindringlich.
Ich saß mit Barrons auf dem Sofa und beobachtete sie. Das alleswar so unwirklich. Ich kam mir vor, als hätte ich eine andere Realität, in der es ein Happy End geben würde, betreten. Dies war exakt das, was ich mir gewünscht hatte. Eine Familie, einen sicheren Hafen, keine Verantwortung.
Weshalb war ich dann so enttäuscht und niedergeschlagen?
Da draußen in der Nacht war das Buch unterwegs. Es kam auf uns zu. Es war langsamer geworden, blieb fast stehen. Ich fragte mich, ob es den »Wirt« wechselte. Vielleicht hatte es einen geeigneteren gefunden.
Trotz meiner Liebe zu Rainey und Jack und meines unguten Gefühls war mir eigenartig zumute, wenn ich meine biologischen Eltern ansah. Zu wissen, dass sie mich nicht weggeben wollten, hatte einen Knoten in mir gelöst, von dessen Existenz ich bisher nicht einmal etwas geahnt hatte. Vermutlich hatte ich mich unterbewusst immer als das böse Kind angesehen, vor dem alle Angst hatten und das verbannt wurde, weil es niemand übers Herz gebracht hatte, ein Baby zu töten. Aber meine echten Eltern hatten Alina und mich
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