Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
MacKayla. Ich bin Mutter, Vater, Geliebter – alles. Es ist an der Zeit, dass du nach Hause kommst.
War es möglich, dass es die Wahrheit sagte? Ich war weder die Konkubine noch der König? Ich war nur ein Mensch, der vor der Geburt mit dem Bösen in Berührung kam?
Es war mehr als eine Berührung. Wie sich der König in mich ergossen hat, habe ich dich durchdrungen. Dein Körper ist um mich gewachsen, wie ein Baum einen Nagel umschließt, und jetzt wartet er auf die Vereinigung und vermisst mich. Du bist hohl ohne mich. War dir das nicht immer bewusst? Warst du nicht immer leer und hast dich nach mehr gesehnt? Wenn ich böse bin, dann bist du es auch. Das, meine süße MacKayla, ist dein inneres Ungeheuer. Oder nicht.
»Du sagst, du hast mich gemacht, aber wo warst du die letzten dreiundzwanzig Jahre?«
Ich habe darauf gewartet, dass das greinende Kind stark und kräftig wird, ehe wir uns vereinen.
»Du wolltest mich auf deine Seite ziehen, indem du versucht hast, alle Menschen zu töten, die mir nahestehen.«
Schmerz filtert das Wesentliche heraus. Klärt die Emotionen.
»Du hast es vermasselt. Du warst zu früh dran. Ich werde mit dem Schmerz fertig, und ich habe die Seiten nicht gewechselt.«
Schlag mich auf und heiße deine Träume willkommen. Du willst Alina zurückhaben? Schnipp mit den Fingern. Isla und deinen Vater? Du kannst sie haben. Dani als junges, unschuldiges Kind mit einer strahlenden Zukunft? Ein Wort von dir, und es wird Wirklichkeit. Wir können die Mauern sofort wieder aufbauen. Mauern sind keine Hindernisse für uns. Wir gehen durch sie hindurch.
»Es wäre alles eine Lüge.«
Keine Lüge, ein anderer Weg und genauso real. Umarme mich, und du wirst es verstehen. Möchtest du den Zauber, mit dem er sein Kind erlösen kann? Es ist ganz leicht, Jericho Barrons aus der ewigen Hölle, seinen Sohn leiden zu sehen, zu befreien. Er quält sich schon so lange. Ist das nicht genug?
Ich hielt den Atem an. Von allem, was das Buch vorbrachte, war dies das Einzige, was mich in Versuchung führen konnte.
Ich bin nicht unbarmherzig, MacKayla , sagte das Sinsar Dubh sanft. Mitgefühl ist mir nicht fremd. Ich habe es in dir gesehen. Ich lerne. Ich entwickle mich. Vielleicht hast du doch die guten Eigenschaften des Königs in dir. Du wirst mich sanftmütiger, nachgiebiger machen. Ich werde dich stärker und widerstandsfähiger machen.
Erinnerungen bestürmten mich. Ich wusste, dass das Buch sie mir schickte und versuchte, mich zu manipulieren. Es führte mir die Bilder von Barrons in der Wüste vor, als er sein sterbendes Kind in den Armen hielt. Schmückte das aus, was mir Barrons über seine Feinde erzählt hatte, und überschwemmte mich mit Visionen von barbarischen Männern, die das Kind wieder und wieder folterten und töteten.
Hinter diesen Bildern sah ich einen Vater, der durch die Ewigkeit streift und nach einer Möglichkeit sucht, seinem Sohn Erlösung und Frieden zu geben.
Und dadurch selbst zur Ruhe zu kommen.
Er hat dir alles gegeben und dich nie um etwas gebeten. Nur dieses eine. Er wird immer wieder für dich sterben, und er wünscht sich nichts weiter von dir als den Zauber, mit dem er seinen Jungen befreien kann.
Das alles konnte ich nicht abstreiten.
Öffne mich, MacKayla. Umarme mich. Benutz mich für das Gute – aus Liebe. Wie kann etwas, was man aus Liebe macht, schlecht sein? Du hast es selbst gesagt – die Absicht ist das Entscheidende.
Das war die äußerste Verführung, das Buch aufzuschlagen, zu lesen und nach dem Zauber für Barrons zu suchen, denn ich würde es aus den richtigen Gründen tun. Selbst Barrons hatte gesagt, dass böse kein Zustand, sondern eine Entscheidung sei.
Der Unseelie-König hatte sich nicht zugetraut, mit der Macht, die ihm der Inhalt dieses Buches verlieh, umgehen zu können. Wie konnte ich es dann?
Ich starrte es an und überlegte.
Es ist eine Ironie , hatte Barrons gesagt. Ich will es aus einem ganz bestimmten Grund haben, aber ich würde es nicht behalten wollen, wenn ich es in meinen Besitz gebracht habe.
Wenn ich es aufhebe – selbst wenn ich es aus den hehrstenGründen tat –, wäre es mir dann noch wichtig, das Kind zu erlösen? Würde ich mich noch um Jack und Rainey, um die Welt, um Barrons scheren?
Törichte Ängste, meine süße MacKayla. Du hast einen freien Willen. Ich bin nur ein Meißel. Du bist die Bildhauerin. Benutze mich. Gestalte deine Welt. Sei eine Heilige, wenn du willst: Pflanze Blumen, rette Kinder, setz
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