Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
wegen einer Sterblichen begonnen hatten.
Meine Welt, wir Menschen waren nur Figuren auf einem Schachbrett der Unsterblichen.
Wir standen im Weg.
Jack Lane, der begnadete Anwalt, würde nicht Darroc, sondern den Unseelie-König vor Gericht bringen und eine überzeugende Beweiskette gegen die Konkubine wegen Beihilfe aufbauen.
Weil das Undenkbare geschah und die ursprüngliche Königin starb, bevor sie Gelegenheit hatte, das Schöpfungslied an ihre Nachfolgerin, das heißt an eine der Prinzessinnen, weiterzugeben, ging es mit dem Feenvolk bergab. Viele Prinzessinnen bestiegen den Seelie-Thron, aber wenige hielten lange durch, ehe man ihnen die Macht wieder entriss. Königinnen wurden getötet, andere einfach abgesetzt und verbannt. Putschversuche und Staatsstreiche kamen des Öfteren vor. Das Volk schrumpfte.
Nichts Neues konnte erschaffen werden. Alte Kräfte gingen verloren, und im Laufe der Jahrtausende wurde die alte Magie vergessen, bis die gegenwärtige Königin nicht mehr fähig war, die bröckeligen Mauern zwischen den Bereichen zu stärken und die tödlichen Unseelie in Schach zu halten.
Darroc nutzte diese Schwäche aus und brachte die Mauern vollends zum Einsturz. Jetzt kämpfen Feen und Menschen um dieKontrolle über einen Planeten, der zu klein und fragil für beide ist.
Und das alles wegen einer einzigen Sterblichen – dem Dominostein, der alle anderen zum Umfallen gebracht hat.
Ich folge der Frau, die ich für diese Sterbliche halte, auch wenn es unwahrscheinlich klingt, durch den stockdunklen Flur.
Falls sie die Konkubine ist, kann ich beim besten Willen keinen Zorn gegen sie aufbringen.
Auf dem Schachbrett der Unsterblichen ist sie auch nur eine Figur.
Sie leuchtet von innen. Ihre Haut schimmert so, dass sie die Wände des Tunnels erhellt. Mit jedem Schritt, den wir machen, wird der Korridor dunkler, schwärzer, fremdartiger. Im Gegensatz dazu ist sie göttlich, ein Engel, der durch den Flur schwebt.
Sie ist Wärme, Geborgenheit und Vergebung. Sie ist Mutter, Geliebte, Tochter, Wahrheit. Sie ist alles.
Ihre Schritte beschleunigen sich, und sie läuft fröhlich lachend durch den Tunnel.
Ich kenne diese Laute. Ich liebe sie. Sie bedeuten, dass ihr Geliebter in der Nähe ist.
Er kommt. Sie fühlt, wie er sich nähert.
Er ist so mächtig!
Das hat sie zuerst an ihm fasziniert. Noch nie war sie jemandem wie ihm begegnet.
Sie war erstaunt, dass er sie auserwählte.
Jeden Tag wunderte sie sich von neuem, dass er sich immer wieder für sie entschied.
Vorboten von ihm kommen aus dem Reich der Schatten, verraten ihr, dass er kommt, und füllen das Haus (Gefängnis), in dem sie ein fabelhaftes Leben (ein Urteil, das sie sich nicht selbst ausgesucht hat) führt, umgeben von allem, was sie sich wünschen kann (Illusionen; ihr fehlt ihre Welt; sie ist so weit weg, und alle, die sie kannte, sind längst tot), und jetzt wartet sie hoffnungsvoll (und mit wachsender Verzweiflung) auf ihn.
Er wird sie zu seinem Bett tragen und Dinge mit ihr machen, bis sich seine schwarzen Schwingen weit öffnen und die Welt verdecken, und wenn er in ihr ist, zählt nichts mehr außer diesem Moment, ihre dunkle, intensive Lust, die unendliche Leidenschaft, die sie miteinander teilen.
Gleichgültig, was er sonst noch sein mag – er gehört ihr.
Nichts Verwerfliches ist zwischen ihnen.
Die Liebe kennt kein Richtig oder Falsch.
Liebe ist.
Sie (ich) eilt durch den dunklen, warmen, einladenden Korridor zu seinem (meinem) Bett. Wir brauchen unsere Liebsten. Es ist schon zu lange her.
In ihrem Zimmer habe ich die Dualität, die mich spaltet, vor Augen.
Die eine Hälfte des Boudoirs ist blendend weiß und hell erleuchtet. Die andere ist verführerisch schwarz. Der Raum ist genau in der Mitte geteilt.
Licht und die Abwesenheit von Licht.
Ich mag beides. Nichts beunruhigt mich. Ich zerbreche mir nicht den Kopf über Dinge, denen schlichtere Gemüter Etiketten aufkleben müssen – Etiketten wie Gut oder Böse.
An einer überfrorenen kristallinen Wand der weißen Hälfte steht ein riesiges rundes, mit Seide und schneeweißen Hermelinpelzen drapiertes Bett auf einem Podest. Alabasterfarbene Blütenblätter sind überall verstreut und parfümieren die Luft. Auf dem Boden liegen flauschige weiße Felle. Weiße Holzscheite, an denen silberweiße Flammen züngeln und knistern, brennen in einem enormen Alabasterkamin. Winzige funkelnde Diamanten schweben durch die Luft.
Die Frau läuft auf das Bett zu. Ihre Kleider
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