Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
Dinger können?«, fragt Darroc. Ich muss die Worte von seinen Lippen ablesen.
Das Kreischen hinter mir wird so unmenschlich schrill, dass dieLaute wie spitze Nadeln in meine Trommelfelle stechen. »Gib mir den Speer, und ich befreie uns von ihnen«, schreie ich.
Darroc kommt ein Stück näher, um mich besser zu verstehen. »Unmöglich!«, platzt es aus ihm heraus. »Meine Prinzen werden nicht bleiben und uns schützen, wenn du den Speer hast.« Sein angewiderter Blick gleitet über die Runen in meinen Händen. »Nicht, solange du die bei dir hast.«
»Ich denke, wir können gut auf uns selbst aufpassen.«
»Was?«, brüllt er.
»Wir brauchen die Prinzen nicht!« Die Nadeln in meinen Ohren bohren sich weiter in mein Gehirn. Ich stehe kurz vor einem massiven Migräneanfall.
»Ich schon! Ich bin kein Feenwesen mehr. Meine Armee bleibt nur bei mir, weil mir die Feen-Prinzen folgen.«
»Wer braucht eine Armee?« Wir stehen dicht voreinander und schreien uns an; trotzdem werden die Worte fast ganz übertönt.
Er reibt sich die Schläfen. Seine Nase fängt an zu bluten. » Wir brauchen eine! Die Seelie versammeln sich, MacKayla. Sie haben auch angefangen, das Sinsar Dubh zu jagen. Vieles hat sich verändert, seit du zum letzten Mal hier warst.«
»Woher weißt du das?« Ich habe keinen Zeitungskiosk im Spiegellabyrinth gesehen, als ich dort war.
Er legt die Hände an meinen Kopf und zieht ihn zu sich. »Ich informiere mich laufend«, knurrt er an meinem Ohr.
Das Schreien der Prinzen wird zu einem unerträglichen Orchester aus Tönen, die nicht für menschliche Ohren bestimmt sind. Mein Nacken ist feucht. Ich merke, dass meine Ohren bluten. Das überrascht mich ein wenig, denn in letzter Zeit blute ich nicht mehr so schnell. Nicht mehr, seit ich Unseelie-Fleisch gegessen habe.
»Du musst mir in diesem Fall gehorchen, MacKayla!«, schreit er. »Wenn du an meiner Seite bleiben willst, werd diese Dinger los. Oder willst du einen Krieg zwischen uns haben? Ich dachte, du willst ein Bündnis mit mir schließen!« Er wischt sich Blut von den Lippen und wirft den Prinzen einen scharfen Blick zu.
Das Singen hört Gott sei Dank auf. Die Nadeln, die meine Trommelfelle durchbohren, verschwinden zum Glück.
Ich atme gierig die saubere, frische Luft ein, als könnte sie die Zellen von der schrecklichen Symphonie der Prinzen reinwaschen.
Aber meine Erleichterung ist kurzlebig. So abrupt, wie die höllische Musik verstummt, werden meine Schultern und Arme eisigkalt, und ich fürchte, dass eine Eisschicht zerbricht und abplatzt, wenn ich mich bewege.
Ich brauche den Kopf nicht zu drehen, um zu wissen, dass die Prinzen ihre Positionen eingenommen haben – einer zu meiner Linken, der andere zu meiner Rechten. Ich spüre sie. Ich weiß, dass ihre unmenschlich schönen Gesichter nur Zentimeter von meinem entfernt sind. Würde ich den Kopf drehen, dann könnten sie mit ihren durchbohrenden Blicken in mich hineinschauen – diese uralten Augen können bis in die Seele sehen und sie Stück für Stück auseinandernehmen. Gleichgültig, wie sehr sie meine Runen verabscheuen, sie sind immer noch bereit, es mit mir aufzunehmen.
Ich werfe Darroc einen Blick zu und frage mich, wie er reagieren würde, wenn ich versuchte, den Speer an mich zu nehmen. Ich sehe den Ausdruck in seinen Augen, der vorhin noch nicht da war. Ich bin für ihn sowohl eine größere Belastung, als er gedacht hat, als auch ein größerer Vorteil – und das gefällt ihm. Er liebt die Macht, und er hat gern eine Frau an seiner Seite, die auch Macht hat.
Es widert mich an, die Unseelie-Prinzen in meinem Rücken zu haben. Darrocs Andeutung, dass die Seelie ihre Kämpfer versammeln, meine Unwissenheit über die Runen, die ich in den Händen halte, und die eisigen Dunklen Feen rechts und links von mir – das alles wirft zwingende Fragen auf.
Ich lege den Kopf schief, schleudere die dunklen Locken aus den Augen und schaue zu ihm auf. Er mag es, wenn ich seinen Namen ausspreche. Ich denke, das gibt ihm das Gefühl, wieder mit Alina zusammen zu sein. Alina war bis ins Mark ein Südstaatenmädchen. Wir Frauen aus dem Süden wissen einiges über Männer. Wir streuenin einem Gespräch oft ihren Namen ein, dann fühlen sie sich stark und gebraucht, als hätten sie das letzte Wort, auch wenn das nicht stimmt. Und man muss sie immer, immer in dem Glauben lassen, dass sie den ersten Preis in dem einzigen Wettbewerb gewinnen, der an dem Tag, an dem wir sagten: »Ja, ich
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